Februar 2018

FOTOS: HENDRIK LÜDERS, ULRICH PERREY HAMBURGER WIRTSCHAFT 02 / 18  TITEL 15 TITEL Hygge und Moin! Mehr als nur Nachbarn: Fast 1 200 Hamburger Unternehmen haben Geschäftsbeziehungen nach Dänemark, 250 dänische Firmen haben eine Niederlassung in der Hansestadt. Aber wie genau funktioniert diese besondere Verbindung? Und vor allem: Was macht sie so erfolgreich? A ch, ist das hyggelig hier! So man- cher Däne fühlt sich sofort ganz heimisch, wenn er Hamburger Bo- den betritt. Kein Wunder: Hier leben rund 1750 Menschen, die die dänische Staats- bürgerschaft besitzen. Ingesamt haben so- gar 25000 Hamburger dänische Wurzeln und zählen zu der dänischenMinderheit in Deutschland. Dass sich das skandinavische Lebensgefühl „Hygge“ (Gemütlichkeit) so gut mit demnorddeutschen „Moin“ verbin- det, kommt nicht von ungefähr: Vom 17. bis zum19. Jahrhundert war Altona Teil des dänischen Reiches und galt nach Kopenha- gen als zweitgrößte Stadt der Nation. Eine Historie, die zusammenschweißt. Heute ist der dänische Einfluss in der Stadt an der Elbe nach wie vor zu spüren. Mehr noch: Der Hygge-Hype hat Hamburg fest im Griff! Erst im Mai letzten Jahres brachte die Verlagsgruppe Deutsche Me- dien-Manufaktur (DMM), ein Tochterun- ternehmen des Hamburger Verlags Gruner + Jahr, die Zeitschrift „Hygge – einfach glücklich sein“ auf den Markt. Das Restau- rant „Speicher 52“ im Marriott Hotel ser- viert Smørrebrød („Ein Highlight unserer Karte“) und Hamburger Blogger wie Sarah Ramroth ( wohnglueck.hamburg ) oder Christin Siegemund ( hamburgerdeern- blog.com ) feiern in ihren Postings das Hygge-Feeling. Was im ersten Moment nach einem Trend klingt, ist längst ein florierender Markt. Fast 1200 Hamburger Firmen un- terhalten Geschäftsbeziehungen nach Dä- nemark. Damit rangiert das Land auf Platz sieben der Statistik der Außenhandelsbe- ziehungen Hamburger Unternehmen. 40 lokale Betriebe haben bei unseren Nach- barn eine Niederlassung, darunter Jungh- einrich, Marquard & Bahls und Beiersdorf. Umgekehrt haben etwa 250 dänische Un- ternehmen Zweigstellen in Hamburg – Re- kord in Deutschland. In Hamburgs Haupteinkaufsstraßen und Shoppingcenter sind dänische Han- delspartner allgegenwärtig: Lego verkauft seine Bausätze in einem großen Store an der Spitalerstraße. Das Bekleidungsunter- nehmen Bestseller betreibt in Hamburg diverse Filialen der Modeketten „Jack & Jones“ und „Vero Moda“. Die Einrichtungs- kette Søstrene Grene hat in den vergange- nen eineinhalb Jahren drei Filialen hier eröffnet. Aus gutemGrund. Gordon Zacha- rias, Marketingleiter des Designhauses stilwerk am Fischmarkt, hält dänische De- signer und Hersteller für einen wichtigen Bestandteil im Sortiment vor Ort. „Sie re- präsentieren eine Epoche der Architektur und des Designs, ja gar eine Lebenseinstel- lung, die zeitlos und aktuell zugleich ist und bis heute respektiert und geschätzt wird“, sagt Zacharias. Neben etablierten dänischen Handelsmarken gehören viele neue Labels wie Hay, Vipp, Muuto und Gubi zum Sortiment des stilwerks. Zacharias: „Möbel aus Dänemark sind zum einen schöne Gebrauchsgegenstände und zum anderen dekorative Anlagen, die mit dem Alter immer weiter an Charme und Wert gewinnen.“ Er glaubt, dass Ham- burg den Dänen oft als deutscher Test- markt dient, den sie mit dem Ziel nutzten, sich langfristig zu etablieren. Neben der hohen Kaufkraft und der kurzen Trans- portwege schätzen die Dänen seiner Mei- nung nach die gute wirtschaftliche Infra- struktur vor Ort. Das „hanseatische Understatement“, den Gefallen an schlich- ter Eleganz, für die auch dänisches Design traditionell steht, hält er für einen „zusätz- lichen Anreiz für dänische Designunter- nehmen, sich in Hamburg anzusiedeln“. Tatsächlich bietet die Hansestadt nicht nur für Ästhetiker einen gesunden „Dänische Hersteller repräsentieren eine Einstellung, die geschätzt wird“ Gordon Zacharias von stilwerk Hamburg setzt auf dänische Handelsmarken

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