HAMBURGER WIRTSCHAFT 02 / 17
FRAGE DES MONATS
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FOTOS: ALSTERARKADEN-APOTHEKE, TORSTEN KOLLMER, OSCHÄTZCHEN, ULRICH PERREY
Bettler sind in der Hamburger Innenstadt an vielen Stellen präsent. Darunter sind auch Gruppen, hinter
denen man organisierte Strukturen vermutet. Wir haben Unternehmer in der City dazu befragt.
Welche Auswirkungen hat organisiertes
Betteln auf Ihr Unternehmen?
„Das übliche passive Betteln armer Menschen
gehört zu einer Großstadt dazu und stört nie-
manden. Die gewerbsmäßige und aufdringliche
Bettelei dagegen schadet der
Hamburger Innenstadt. Die
Politik ist hier in der Pflicht
und sollte sich des Problems
annehmen. Strafgelder und
Verbote zu verhängen,
halte ich für den fal-
schen Weg. Wir werden
uns daran gewöhnen
müssen, dass wir auch
in Hamburg mit der
Kehrseite von Reich-
tum, Wachstum
und Globalisierung
konfrontiert werden.
Ich persönlich habe
bisher noch keine
direkte Auswirkung
auf mein Geschäft
gespürt. Unsere
Kunden haben sich
bisher nicht bedrängt
gefühlt.“
Christian Seeler (58), Intendant
des Ohnsorg-Theaters:
„Die
zentrale Lage des Theaters am
Hauptbahnhof bringt Probleme
mit sich. Obdachlose, Alkoholiker
und Bettler gehören am Hach-
mannplatz zum Stadtbild und be-
reiten immer wieder Probleme.
Die Theaterbesucher sollen sich
dennoch wohlfühlen und müssen vor organisierten Bett-
lern oder Trickbetrügern geschützt werden. Betriebsfremde
Personen oder auffällige Gäste werden daher sofort an-
gesprochen und gegebenenfalls aus dem Haus verwiesen.
Zusätzlich hilft ein Security-Dienst, der vor der Tür auf die
Gäste achtet. Damit ist das Theater gut gefahren.“
Barbara Schneider (47), Inhabe-
rin der Alsterarkaden-Apotheke:
„Die Belästigung durch aggressives
Betteln hat in den letzten zwei Jah-
ren stark zugenommen. Besonders
in der Weihnachtszeit waren viele
Bettler unterwegs. Gerade gehbehin-
derte Patienten leiden sehr unter der
Aggressivität und wurden Opfer von
Diebstählen. Wenn wir Kunden zu Hilfe kommen, die vor unse-
rer Tür belästigt werden, müssen wir mit Drohungen rechnen
oder werden bespuckt. Aber die sogenannten Klemmbretter
sind aus der Innenstadt verschwunden, was einem massiven
Einsatz der Polizei im letzten Sommer zu verdanken ist.“
Peter Oschätzchen (42), Ge-
schäftsführer der Oschätzchen
GmbH & Co. KG:
„Das Straßen-
bild ist für eine attraktive und
lebendige Innenstadt sehr wichtig.
Die Ansprache und Präsenz hat
in den letzten Jahren deutlich
zugenommen. Diese organisierte
Bettelei passt nicht zu Hamburg
und schreckt sicherlich den einen oder anderen Kunden
ab und macht für unsere – gerade für den Handel – so
wichtigen Touristen kein gutes Bild.“
SABINE FALKENHAGEN (52),
INHABERIN DER GEBR.
FALKENHAGEN OHG, EINEM
HUTFACHGESCHÄFT
FRAGE DES MONATS
Die veröffentlichten Aussagen sind privater
Natur und ihre Auswahl Ergebnis einer nicht
repräsentativen Umfrage.