DEZEMBER 2025/JANUAR 2026

Das eigene Lebenswerk zu sichern und in an- dere Hände abzu- geben, ist alles andere als leicht und setzt vor al- lem eines voraus: Vertrauen. Einen vertrauensvollen Rahmen schafft die Handelskam- mer in ihrem „Nachfolgedialog zur Unterneh- mensnachfolge“. In dem einstündi- gen kostenfreien Beratungsange- bot werden sensible Fragen – vom Unterneh- menswert bis hin zu den verschie- denen Modellen für eine interne oder externe Nachfolgerege- lung – geklärt. Möglichkeiten, das Lebenswerk zu sichern, gibt es zahlreiche, zum Beispiel den Verkauf oder die Gründung einer Stiftung oder ei- ner Mitarbeiter- genossenschaft. Weitere Informa- tionen und Ter- minvereinbarun- gen unter www. handelskammer- hamburg.de/ nachfolge Kevin O'Neill (re.) und Felix Schröder (2. v. re.) sind die Haupteigentümer der Agentur „production FRIENDS“. Die beiden Altgesellschafter Andreas Schäffer (li.) und Sebastian Wolff (2. v. li.) ziehen sich aus Altersgründen sukzessive aus dem Geschäftsleben zurück. „sehr glücklich, den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt zu haben“. Ein Schritt, den sich laut einem KfW-Bericht zum Thema „Unternehmensnachfolge“ aus diesem Jahr immer weniger Menschen zutrauen. Ein Haupt- grund dafür ist, dass es der jüngeren Arbeitsgenera- tion an Gründergeist und Mut zur Selbstständigkeit fehlt, um einen bestehenden Betrieb zu überneh- men. Alexandra Friese hat nie etwas anderes gemacht. Unternehmerisches Denken wurde ihr von klein auf mitgegeben. Ihr Vater Thomas Friese ist der Gründer des Hamburger Modeunternehmens Thomas-i- Punkt, das seit mehr als 50 Jahren für qualitativ hochwertige Mode steht. Die beiden Filialen in der Mönckebergstraße und amGänsemarkt sind Anlauf- punkte für eine modebewusste Kundschaft, die die nachhaltig in der Hansestadt produzierte Kleidung der Hausmarke „Omen“ schätzt. Im Unternehmen wirken sowohl die insgesamt sieben Kinder des Gründers als auch die übernächste Generation, ein Enkel, mit. „Wir sind das, was man ein Familienunternehmen nennt, in das sich jeder mit seinen eigenen Stärken einbringt“, sagt die 58-jährige Alexandra Friese. Die enge Zusammenar- beit berge viele Herausforderungen, aber auch sehr viele Chancen. Was die Nachfolge betrifft, wurden bereits erste Schritte eingeleitet: 2020 hat sich der eine neue zu gründen. „Eine Lebensentscheidung“, sagt Schaffer, der zuvor als Basketballmannschaft- manager fest angestellt war.Was es heißt, selbststän- dig zu sein, hat er im Austausch mit Bank und Han- delskammer erfahren. „In unseren kostenfreien Beratungsgesprächen geben wir Käufern und Verkäufern Orientierung hin- sichtlich ihrer Unternehmensnachfolge“, sagt Leo Schuhmacher. Falls Bedarf besteht, organisiert die Handelskammer auch eine vertiefende Beratung durch externe Fachleute. Zudem können verkaufs- willige Geschäftsleute eine kostenfreie Anzeige bei Nexxt-Change, der bundesweit größten Unterneh- mensbörse, schalten (siehe Seite 64). Das war in Sven Schaffers Fall nicht notwendig. Er und der Gründer von St. Pauli Office kannten sich bereits vor der Übernahme und waren ge- schäftlich miteinander verbunden. Schaffer aber profitierte von der Kaufpreisermittlung durch die Handelskammer, die, so Sven Gabriel, zwar nach objektiven Kriterien erfolge, allerdings nicht bin- dend sei. „Denn am Ende ist ein Unternehmen im- mer so viel wert, wie ein zweiter Interessent bereit ist zu zahlen.“ Sven Schaffer konnte nach der Kaufpreisermitt- lung mit dem kostenlosen Unternehmensrechner der Handelskammer beim Preis noch ein wenig nachverhandeln und ist jetzt, sechs Monate später, HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 14 FOTOS: KARIN GERDES, ST. PAULI OFFICE NACH FOLGE UNDINE GERULLIS Gründer dazu entschlossen, einen Teil der Unterneh- mensanteile abzugeben. Es wurde eine Bürgengemein- schaft gegründet. Danach halten die beiden ältesten Kinder, Alexandra und Iris Friese, 30 Prozent der An- teile. Zudem treffen sie die täg- lichen Entscheidungen, was in der Bürgengemeinschaft ak- zeptiert und gewollt ist.Wie die restlichen 70 Prozent aufgeteilt werden, müsse in naher Zu- kunft geklärt werden, so Ale- xandra Friese. Da sind die neuen Eigen- tümer der erfolgreichen Ham- burger Agentur „production FRIENDS“ mit Sitz in der Deichstraße schon einen Schritt weiter. Seit vergangenem Januar sind Felix Schröder (35) und Kevin O’ Neill (36) die Haupteigen- tümer (mit 80 Prozent der Geschäftsanteile). Die bei- den Altgesellschafter Andreas Schäffer und Sebastian Wolff haben die Produktionsagentur vor 25 Jahren gegründet und sich aus Altersgründen dazu entschlossen, sich langsam zu- rückzuziehen. „Langsam“ meint in die- sem Fall: Sie bleiben Schröder und O’ Neill noch bis 2028 mit ihrer Expertise erhalten, un- terstützen sie bei Tagesge- schäft und Akquise. Die rest­ lichen 20 Prozent der Ge- schäftsanteile gehen in den kommenden drei Jahren zu vertraglich vereinbarten Kon- ditionen ebenfalls an die neuen Inhaber über. „Ein Mo- dell, das allen Beteiligten guttut und für einen geord- neten Übergang sorgt“, sagt Felix Schröder. Sven Schaffer (re.) vom St. Pauli Office mit Team-Mitglied Dani NACH FOLGE

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