DEZEMBER 2024/JANUAR 2025

Media“ eher ein wirtschaftliches Problem für uns, da diese Kanäle die Aufmerksamkeit der Leser von unseren Plattformen abziehen und auch viele Wer- begelder abgreifen. Wie geht die MOPO-Redaktion dagegen vor? Wir arbeiten daran, dass unsere Marke wertvoll bleibt, dass Menschen aktiv zu uns kommen. Wenn der gesamte Traffic auf mopo.de nur über Google käme, wären wir von Google abhängig. Das tut er aber nicht. Fürmich ist dasWichtigste und dasWert- vollste der MOPO, dass wir diese Beziehung oder die- seMarke in denHerzenund Fingern amSmartphone der Menschen, die in Hamburg leben, behalten. Wie innovativ sind die Hamburger Wirtschaft und der Standort Hamburg insgesamt? Geben Sie mir eine Schulnote. Ich würde wahrscheinlich eine 2- geben. Hier ist viel Kapital, das schon sehr alt ist. Das sorgt immer auch für eine gewisse Behäbigkeit, aber historisch wichtige wirtschaftliche Säulen der Stadt sind ja recht zeitlos, so eben auch die Medienbranche. Zwar geht das Thema Print so ein bisschen in die letzte Spur, und ich habe Zweifel, ob es in 20 Jahren noch gedruckte Zeitungen geben wird. Aber der Kern von dem, was wir machen, bleibt bestehen. Menschen bleiben neugierig, sie wollen sich er­ freuen an Dingen wie Fußball und Kultur, etwas über Skandale oder Missstände erfahren. Papier war lange Zeit das Medium dafür. Das ändert sich aber, und ich glaube, das gilt auch für andere The- men. Hamburg ist im Handel stark geworden, und gehandelt werden wird immer. Da muss man auch innovativ sein und Technologie im positiven Sinne umarmen. So steht Hamburg historisch betrachtet auf allgemeinen und breiten Füßen. Und ich bin fro- henMutes, dass sich das weiterentwickeln lässt und die Akteure da weiterhin innovativ bleiben. Deutschland steht viel in der in der Kritik wegen Deindustrialisierung und Bürokratie, unsere In- frastruktur stürzt teilweise ein. Was muss passie- ren? Wie ist Ihr Blick auf die Landespolitik, auf die kommenden Wahlen? Wo geht die Reise hin? Ich glaube, es ist extremwichtig, dass wir hier einen Wettbewerb um die besten Ideen haben. Gleichzei- tig glaube und hoffe ich, dass bei den extremen Rän- dern, die mit populistischen Parolen um die Ecke kommen, nicht so ein Zuwachs stattfinden wird wie in den anderen Bundesländern. In Hamburg kann ich mir das aber auch nicht vorstellen, ich nehme hier keine extreme Wechselstimmung wahr. Ich glaube, die aktuelle politische Unzufriedenheit ist sehr stark auf das fokussiert, was in Berlin passiert. Wie sollte das nächste Regierungsprogramm aussehen? Sehr wichtig ist das Thema Wohnen. Wir haben nicht zu wenig Arbeitsplätze, sondern zu wenig Platz, wo die Menschen, die hier arbeiten, wohnen können. Die Stadt ist attraktiv, Menschenwollen hier wohnen. Und das muss irgendwie bezahlbar sein. Und wir wollen hier nicht Verhältnisse haben wie in New York oder London, wo alle Wohnobjekte nur noch Spekulationsobjekte von Menschen aus der ganzenWelt sind, die dieWohnungen leer stehen las- sen oder vielleicht mal ein paar Tage im Jahr vorbei- kommen. Wir wollen eine Stadt haben, woMenschen wohnen, die hier wirklich leben. Das ist auch für die Wirtschaft wichtig. Wenn Menschen hier nicht be- zahlbar wohnen können, können sie hier auch keine Jobs annehmen oder diese werden noch teurer und die Stadt damit weniger wettbewerbsfähig. Wir haben in der MOPO neulich Beispiele von Städten gebracht, die das Problem anders lösen. Da ging es um das Thema: Wie macht man große Bau- projekte? In Wien zum Beispiel sind viele Wohnun- gen im Besitz der Stadt und werden nicht verkauft. Und dadurch ist Wien wohntechnisch immer noch bezahlbar. Und das ist natürlich ein Standortvorteil. Ich sehe das gerade in der Techbranche, dass Wien ein wichtiger Standort geworden ist, weil dort Wohn- raumbezahlbar ist. Vielleicht eine letzte Frage zum Jahresende: Haben Sie einen Wunsch für Hamburg an die Hamburger Politik? Es wäre schön, wennmehr Werbegeld ins lokale Ökosystem investiert wür- de. Statt nur Plattformen aus USA und China mit Werbegeldern zu füttern, sollten Unternehmen auch hier vor Ort die Hamburger Medien unterstüt- zen, die ja eine wichtige Säule der Stadt sind. Die HamburgerWirtschaft braucht auch die Hamburger Medien, um den Finger in die Wunde zu ste- cken und die Menschen zu informie- ren. Ein bisschen mehr Lokalpatriotismus wäre hier sicherlich möglich. Diesen Wunsch können wir aus vollem Herzen unterstützen. Wir brauchen diese Meinungsviel- falt und starke Player in der Medienwirtschaft. Und Ihren innovativen Ansatz bei der MOPO un- terstützenwir sehr gerne. HerzlichenDank für das abwechlungsreiche und spannende Gespräch. Dr. Malte Heyne (li.) im Gespräch mit Arist von Harpe Hinweis: Aus Platzgründen wurde der Wortlaut des Gesprächs stark gekürzt und zudem redaktionell bearbeitet. 19 HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE PERSÖNLICH ARIST VON HARPE

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