DEZEMBER 2024/JANUAR 2025

sich die Auflagezahlen wieder in ganz andere Rich- tungen entwickeln. Aber bei Tageszeitungen wer- den irgendwann die fixen Druck- und Logistikkos- ten zu hoch. Betriebswirtschaftlich gesehen macht eine Wochenzeitung mehr Sinn und entspricht auch eher der Lebensrealität arbeitender Men- schen. Nur die wenigsten brauchen jeden Tag eine Tageszeitung, die meisten erfahren alles Wichtige über ihr Handy. Und das Gute in Hamburg ist, dass sie das zumganz großen Teil bei derMOPOmachen. Die Reichweite von mopo.de soll gestiegen sein. Stimmt das? Ja. Fußball spielt eine große Rolle, der HSV und St. Pauli, und generell Hamburg-Themen. Wir sind jetzt die größte freiwirtschaftliche Medienmarke Nord- deutschlands im Netz. Der Großteil des Traffics kommt direkt auf unsere Seite, die Menschen tippen www.mopo.de ins Smartphone ein undwerden nicht über Google oder Social Media zu uns gespült. Denn sie finden bei uns, was sie suchen. Und wenn wir das liefern, was sie von uns erwarten, dann kommen sie wieder, und die Marke wird stärker. Funktioniert euer Paid Content? Ja, aber die Werbeerlöse sind deutlich wichtiger als die Paid-Content-Erlöse. Wir haben eine vierstellige Zahl von Abonnenten, weniger als das „Abendblatt“. Aber die machen das schon etwas länger. Und es ist natürlich eine Abwägung. Wir könnten noch mehr hinter die Paywall stellen, aber wir wollen die Men- schen, die uns einfach so lesen, nicht vergessen. Wir haben eine große Reichweite. Deshalb laufen viele Menschen bei uns vor die Paywall, und einige sagen dann: Ja, okay, ich zahl dafür. Manche sind dann schnell wieder weg, manche bleiben. Setzt ihr auch auf Künstliche Intelligenz? Ja, absolut. Es gibt zwar die Befürchtung, dass bald Plattformen wie „Perplexity“ der Hauptkanal sind, wo sich Menschen informieren. Das wäre natürlich schlecht. Aber KI schafft viele Möglichkeiten, sich von energieraubenden Tätigkeiten zu befreien, etwa beim Redigieren von Polizeimeldungen, die bei uns über einen Feed reinkommen und die wir so nicht veröffentlichen können. So etwas kann KI sehr gut übernehmen. Und wir nutzen KI im kleinen Rah- men, um Nutzern personalisierte Inhalte auszu- spielen. Wenn Sie und ich auf eine Seite gehen, se- henwir nicht an jeder Stelle das Gleiche. Die Inhalte hängen davon ab, was Sie schon mal gesehen haben oder was Sie sonst so interessiert. Das ist das, was auch Social Media macht, etwa Instagram. Und das ist auch interessant für Menschen, die viel auf der Seite sind. Wir publizieren pro Tag 90 Artikel, und wenn jemand zehnmal die Seite aufruft, kann es sein, dass dann auch Artikel hervorgeholt werden, die sonst eher in einem Seitenarm laufen. Wie sehen Sie den Medienstandort Hamburg? Wie entwickelt er sich? Haben wir hier noch ge- nügend Medien- und Meinungsvielfalt? AuchWerbung gehört zu denMedien, und da ist Ham- burg sicherlich stark. Bei den klassischen Medien ist die Frage ja: Geht es umMedien, die für die Stadt rele- vant sind? Klar, „Zeit“ und „Spiegel“ sind ebenfalls für die Stadt wichtig, aber das sind deutschlandweite Me- dien, die zufälligerweise ihrenSitz inHamburg haben, genau wie Gruner und Jahr. Ich finde es nach wie vor extrem spannend und bereichernd, dass hier so viele große Medienhäuser mit nationaler Strahlweite sind. Die ganze Branche ist hier, und auf der Verlagsebene gibt es sehr viel Kooperation. Alle kämpfen natürlich mit schwindenden Margen. Keiner hat unendliche Ressourcen, und die ganze Technologie entwickelt sich dauerndweiter. Sich darüber auszutauschen und abzustimmen ist schon interessant. Die eigentliche Frage ist aber, wie viel Medienviel- falt brauchtman in einer StadtwieHamburg?Undwie viele Player mit Lokalbezug gibt es? Klar, MOPO und „Abendblatt“, dann auch noch „Bild“ und „Welt“, aber diehaben ihreBerichterstattung inHamburg stark → 17 WWW.HK24.DE

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