DEZEMBER 2024/JANUAR 2025
Der gebürtige Düs- seldorfer ARIST VON HARPE stu- dierte Wirtschafts- ingenieurwesen in Hamburg und Gö- teborg (Schwe- den). Seit Anfang 2020 ist er Ge- schäftsführer und Inhaber der MOPO. Zuvor war er als Unternehmensbe- rater bei der Bos- ton Consulting Group (2004– 2011), sieben Jahre als Geschäftsfüh- rer des Social- Media-Start-ups Facelift und seit 2018 als Marke- ting-Geschäftsfüh- rer von XING tätig. Die HAMBURGER MORGENPOST, Hamburgs älteste Boulevardzeitung, erschien erstmals am 16. September 1949 im SPD-Ver- lag Auerdruck. Aufgrund sinken- der Auflagenzahlen verkaufte die SPD sie 1980. Es folg- ten weitere Eigen- tümerwechsel, etwa 1986 an G+J und 2009 an M. DuMont Schau- berg. Als Arist von Harpe 2020 die Zeitung erwarb, befand sie sich in einer schweren wirtschaftlichen Krise. Seit 12. April 2024 erscheint die MOPO nur noch als Wochenzeitung. Der Online-Auftritt wird täglich von über 400 000 Menschen besucht: die höchste Reich- weite der regiona- len Nachrichten- portale im Norden. Welche Perspektiven hat der Medienstandort Hamburg, speziell die Zeitungs- branche? Darüber unterhält sich MOPO-Inhaber Arist von Harpe mit Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Malte Heyne. Wie alle „Hamburg 2040“-Podcasts finden Sie diese Folge unter www.linktr.ee/hamburg2040. Malte Heyne: Vor bald fünf Jahren haben Sie die „Hamburger Morgenpost“ übernommen. Ihr Mut zum Einstieg als Branchenneuling wurde von einigen belächelt, von anderen bewundert. „Er übernahm die MOPO gegen die wirtschaft- liche Vernunft mit heißem Herzen“, schrieb das „Abendblatt“ kürzlich über Sie. Trifft das zu? Arist von Harpe: Irgendwie schon, aber das ist na- türlich etwas verkürzt. Ich wollte gerne wieder et- was Unternehmerisches machen, aber kein Start- up gründen. Das Thema „Journalismus“ hatte mich zu dem Zeitpunkt schon länger sehr fasziniert, ge- rade weil er vor so großenHerausforderungen stand und auch immer noch steht. Und dann ergab sich die Gelegenheit für die Übernahme. Die MOPO war wirtschaftlich schwer angeschlagen, deswegen war das für mich auch finanziell machbar. Es ist natür- lich einmalig, eine Marke zu übernehmen, die so deutlich für Hamburg steht. Woher kommt Ihre Affinität zur MOPO? Sie sind ja Düsseldorfer … Man sagt ja oft, die zugezogenen Hamburger sind die krassesten Hamburger. Und es gibt Aspekte von Hamburg, die für Außenstehende sehr attraktiv sind: Markenwie der FC St. Pauli, Astra, der Kiez all- gemein, die topografische Lage und eben als Me- dienhaus auch dieMOPO. EineMarke wie dieMOPO gibt es in anderen Städten in dieser Form nicht. Ge- rade mit dieser Historie und diesem Selbstver- ständnis – dieses sehr Boulevardeske, aber auchHu- morvolle, mit dem Herz am rechten Fleck. Die MOPO fand ich immer schon extrem sympathisch. Seit April haben Sie auf Wochenausgaben um- gestellt. War das ein guter Schritt? Ja, auf jeden Fall. Wir haben ab Tag eins nach meiner Übernahme versucht, wiedermehr Qualität hineinzu- bringen. Umprofitabel zu sein, kannman imdigitalen Raum auf Reichweite setzen, die Kosten verringern und sehr einfache Inhalte produzieren. Das kannman machen. Aber wir haben den Weg über Qualität ge- wählt, der schon hart ist, aber extrem wichtig für die Marke. So wird sie jeden Tag ein bisschen mehr ge- stärkt. Die Umstellung war ein notwendiger Schritt, weil in einem Großstadtmilieu die Nachfrage nach Kaufzeitungen am Kiosk am stärksten zurückgeht. Print geht überall nach unten, aber dort amstärksten. Rechnet sich die Wochenzeitung? Sie rechnet sich schon. Eine Wochenzeitung ist län- ger haltbar. Wir können nicht davon ausgehen, dass 16 PERSÖNLICH ARIST VON HARPE HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE
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