Dezember 2022/Januar 2023

Medizin- daten aus Eidelstedt Mit ihren mehr als 30 000 Mitar- beitenden ist die Fraunhofer-Ge- sellschaft die welt- weit führende Or- ganisation für an- wendungsorien- tierte Forschung. Die 1949 gegrün- dete Organisation betreibt in Deutschland der- zeit 76 Institute und Forschungs- einrichtungen und ist seit 2018 auch in Hamburg ver- treten. Am Stand- ort Schnacken- burgallee sitzt das Fraunhofer-Insti- tut für Trans­ lationale Medizin und Pharmakolo- gie, in dem auch Carsten Claussen und sein Daten- team beheimatet sind. Mehr Infos und Kontakt unter www.t1p.de/ fraunhofer- medical-data schen Selbsttest zur Altersbestimmung, liefern Da- ten zu Darmkrebs-Thematiken und helfen auch bei einer Unternehmensforschung zu datenbasiert wirk- samen neuen Trainingsmethoden, die Übergewichti- gen bessere Gesundheit bringen sollen. Auch habe je- mand angerufen, fügt Claussen an, der mit seinem Unternehmen Hautbilder analysieren wolle. „Ob wir da mit Daten helfen könnten? Ja, können wir!“ Dass dabei alle Datenschutzregeln penibel beachtet und kontrolliert werden, versteht sich von selbst. Für derart unterschiedliche Fragestellungen ist es wichtig, möglichst viele aussagekräftige Gesund- heitsdaten zur Verfügung zu haben und dann durch Algorithmisierung gezielt nach speziellen Erkennt- nissen zu suchen. „Trainingsdatensätze“ heißen laut Claussen diese individuellen Pools, die aus den Daten von jeweils 100 bis 1000 Versuchspersonen bestehen. Das sei schon sehr viel: „Bei allen bisherigen Corona- Studien weltweit lag die durchschnittliche Proban- denzahl bei 50.“ Drei Millionen Euro sind bisher in den Aufbau des Projektes geflossen, plus eine Million für die Technik – nun soll der Aufwand Früchte tragen. Inte- ressierte Unternehmen können ihre Fragestellungen beim Fraunhofer-Institut platzieren, dort prüft ein Expertengremium den jeweiligen Antrag und erteilt im Idealfall grünes Licht für die anonymisierte Da- tenfreigabe. Carsten Claussen: „Wir freuen uns über jede Anfrage und haben Platz für zehn Projekte!“ S einen beruflichen Neujahrswunsch kann Prof. Dr. Carsten Claussen bereits jetzt klar formu- lieren: „Ich möchte 2023 gern drei Start-ups mit unseren neuen Datensätzen versorgen. Damit sollen sie Apps entwickeln, die bei gesundheitlichen Problematiken helfen können und als fertige App im Idealfall dann sogar auf Rezept zu bekommen sind.“ Es ist zwar immer noch einweiterWeg, damit aus solchen Visionen Wirklichkeit werden kann. Valide Gesundheitsdaten, um Medizinforschung und Pro- duktentwicklungen schneller voranzutreiben, waren (zu) lange schwer bis gar nicht zu bekommen. Doch Corona hat vieles geändert und „schneller“ gemacht. So hat etwa die Bundesregierung in ihremKoalitions- vertrag die Schaffung eines neuenGesundheitsdaten- zugangsgesetzes verankert. Und genau an solcher Öffnung wird auch am Hamburger Standort des Fraunhofer-Institutes gearbeitet. Mit Carsten Claus- sen als „Innovationsbereichsleiter Medical Data Science“ und einem zehnköpfigen Team. Ihr vorran- giger Anspruch: „einen Hamburger Datenschatz zu schaffen, den wir der hiesigen Gesundheits-Commu- nity und ihrenPlayern zur Verfügung stellenkönnen“. Claussens vor dreieinhalb Jahren neu geschaf- fene Unit hat inzwischen eine umfangreiche Daten­ infrastruktur aufgebaut, die jetzt zum Jahreswechsel „live“ gehen soll. Den Schatz heben dürfen dann auch und vor allem ganz „normale“ Unternehmen, die an gesundheitsrelevanten Fragestellungen und Ge- schäftsmodellen arbeiten. So unterstützen Claussen und sein Team bereits Projekte wie einen diagnosti- „Datenschatz“ für alle Am Fraunhofer-Institut in Hamburg geht zum Jahresbeginn ein großer Gesundheitsdaten-Pool „live“. Er soll hiesigen Start-ups und Unterneh- men dabei helfen, wichtige Health-Innovationen voranzutreiben. Für ihren Gesund- heitsdaten-Pool haben Carsten Claussen (li.) und sein Team unzählige Informationen zusammengetragen. JOCHEN HARBERG WWW.HK24.DE 45 FOTO: ITMP, BERND MÜLLER GESUNDHEITS DATEN

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