Dezember 2022/Januar 2023

Mit dem Klimawandel werden Sturmfluten immer häufiger. Dank KI lassen sich die Folgen besser simulieren. Das neue Stand- punktepapier zur Innovation ent- stand im Rahmen des Zukunftspro- jekts „Hamburg 2040: Wie wollen wir künftig leben – und wovon?“. Der Handelskam- mer-Ausschuss für Innovation und Fortschritt sichtete dafür zahlreiche Stu- dien und führte eine Reihe von Gesprächen mit Fachleuten aus Wirtschaft und Wissenschaft. Da- bei war das Vor- gehen bewusst ergebnisoffen und setzte nicht auf bestehende Clus- ter und Schwer- punkte auf: Es ging darum, auch bisher weniger bekannte Felder mit Zukunftspo- tenzial zu entde- cken. Das Papier wird im Januar 2023 vorgestellt. FELIX SCHOEN Drohnen, die Medikamente und andere Güter beför- dern. Insbesondere das Potenzial der Künstlichen In- telligenz (KI), vor allemdes maschinellen Lernens, gilt es weiter auszuschöpfen. Hamburg hätte hier beste Chancen, „ein internationaler Leuchtturm“ für KI-An- wendungen zu werden. In der Schiff- und Luftfahrt könnten vor allem die weitere Erforschung und Nut- zung von Wasserstoff als Antriebsform, die konse- quente Verwendung von Landstrom für anliegende Schiffe und die Einrichtung eines „Green Maritime Hub“ den emissionsarmenFortschritt beschleunigen. Eine lebenswerte Stadt Die zunehmende Verstädterung ist auch für Hamburg eine Herausforderung. Wie kann man die wachsende Stadt gegen Naturkatastrophen oder Cyberangriffe auf die kritische Infrastrukturwappnen – und die Ver- waltung bedürfnisgerecht gestalten? Wie kann Stadt- entwicklung denKlimaschutz berücksichtigen? Zentral ist dafür die Digitalisierung, zunächst in der Verwaltung: Lange bürokratischeWege sind inno- vationsfeindlichundmachendie Stadt auch fürUnter- nehmen unattraktiv. Für weitere Schritte könnte sich Hamburg hier etwa an Estland orientieren, das Behör- denkontakte per digitaler ID ermöglicht. Öffentliche Daten müssen noch leichter zugänglich werden; es gilt, eine umfassende, modular aufgebaute und si- chere digitale Infrastruktur zu schaffen – und Firmen undBevölkerung dabei stärkermit einzubeziehen. Auch für eine krisensichere, „resiliente“ Stadt ist Digitalisierung essenziell. Mit Simulationen ließen sich etwa Gebäude und Infrastrukturen planen und inSzenarien erproben. DankKI könnteman so auchdie Auswirkungen von Naturkatastrophen oder Nachver- dichtungenmodellhaft untersuchenund entsprechend planen. Hamburg hat hier auch aufgrund seiner Er- fahrungen im Hochwassermanagement beste Chan- cen, international eine Vorreiterrolle einzunehmen. Großes Innovationspotenzial bietet zudem die Erkundung neuer Baustoffe. Rund 28 Prozent der Emissionen sind demGebäudesektor zuzuschreiben. Durch konsequentes Recycling des Baumaterials abgerissener Häuser, den Einsatz etwa von Holz und digitalen Haussteuerungen („Smart Home“), die den Energieverbrauch reduzieren, ließe sich das CO2-Auf- kommen deutlich verringern. Eine nachhaltige, gesunde Stadt Nachhaltiger wirtschaften: Beim Erreichen dieses Ziels könnte Hamburg vor allem in Klimaneutrali- tät, Logistik und Ernährung punkten. Zentral ist dabei die Frage der Energie. Als Windkraftmetro- pole, die zudem intensiv das Potenzial von Wasser- stoff erforscht, ist die Stadt bereits in einer guten Position. Doch um an der Spitze zu bleiben, gilt es, Ergebnisse schneller umzusetzen sowie weitere Mittel bereitzustellen. Hamburg sollte sich „als Wasserstoff-Modellregion Norddeutschland auf- stellen“, so das Papier. Um den Food-Bereich emissionsärmer und nach- haltiger zu gestalten, bieten sich Investitionen in inno- vative Ansätze wie „Indoor- oder Vertical-Farming, kultiviertes Fleisch oder Produkte auf Algen- oder Pilzbasis“ oder auch in Unterwasserfarmen für Algen an, ist die Kammer überzeugt. Auch die Medizinwirtschaft ist definitiv eine Wachstumsbranche, die noch mehr Innovationen in Hamburg generieren könnte. Die Stadt bietet bereits auszgezeichnete Forschungsbedingungen; diese Strukturen gilt es gezielt einzusetzen, etwa für Grundlagen- und speziell auch Infektionsforschung. Wichtige Innovationsquellen wären dabei der Ein- satz von KI und eine verstärkte Auswertung anony- misierter Patientendaten. Eine Stadt, die Neues fördert Hamburg kann Innovation! UnddieHansestadt bietet beste Voraussetzungen dafür – vorausgesetzt, alle Be- teiligten fokussieren sich auf die zentralen Chancen- felder und die Politik schafft die erforderlichen Rah- menbedingungen. Die Stadt, so die Empfehlungen des Standpunktepapiers, sollte Innovationen gezielt fördern, Genehmigungsverfahren beschleunigen, praxisorientierte Forschung ausbauen und Innova­ tionspartnerschaften schließen. Vor allem aber sollte sie Start-ups, etablierten Unternehmen und der Wissenschaft eine schnel- lere Erprobung und Entwicklung von Innovationen ermöglichen. Schließlich sichern Innovationen die Zukunft: für die Wirtschaft, den Standort und uns alle. WWW.HK24.DE 37 FOTOS: HOCHBAHN, AZMANL/ ISTOCKPHOTO.COM, ZAPP2PHOTO/STOCK.ADOBE.COM, MARCO ROTHENBURGER, NATASCHA/STOCK.ADOBE.COM ZUKUNFTS TECHNOLOGIEN

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