Dezember 2022/Januar 2023
tiert, das ist nicht unserWeg. Wir suchen nach kun- denfreundlichen Anwendungen, etwa im Industrie- bereich. Ein Maschinentechniker hat bei einer Re- paratur die Pläne über seine Smartglasses direkt vor Augen, zudem können die Bilder direkt über die Brille übertragen werden. Ein Kollege in der Zen- trale kann ihmdann erklären, was er genau tun soll. Hier haben wir Know-how aufgebaut und machen die optische Verglasung. Apropos Daten: Wie weit sind Hamburg und Deutschland auf demWeg der Digitalisierung? Wir fühlen uns im Norden sehr wohl. Wir finden qualifiziertes Personal. Wir haben eine herausragen- de Hochschullandschaft. Natürlich kannman immer besser werden. Zu oft sindwir inDeutschland zu for- malistisch und bürokratisch. In der Politik etwa wer- den die Zuständigkeiten für Digitalisierung hin- und hergeschoben. Und in Unternehmen heißt es oft, wir digitalisieren überall so ein bisschen. Statt sich zu fragen, wie man mit digitalen Technologien einen Mehrwert für Kunden stiften kann. Wie haben Sie das bei Fielmann gelöst? Wir haben uns eingehendmit der Frage beschäftigt, was die Digitalisierung für das eigene Geschäfts modell bedeutet. Wir haben uns gefragt: Wo stehen wir heute? Und was wollen unsere Kunden wirk- lich? Wir haben 2012 festgestellt, dass wir zum Bei- spiel bei Online-Angeboten für Kontaktlinsen schlechter aufgestellt sind als die Konkurrenz. Und dass wir aus dem Markt verschwinden, wenn wir uns nicht ganz schnell bewegen. Wie lief der Prozess konkret? Wir haben eben nicht gesagt, wir entwickeln eine Strategie und reichen die Pakete dann von Abteilung zu Abteilung. Stattdessen habenwir Kolleginnen und Kollegen aus dem Vertrieb, aus dem Marketing, aus der Produktentwicklung, aus der IT zusammen gesetzt und gesagt: Das sind die Herausforderungen, lasst uns die gemeinsam lösen. Diese Kultur der Zu- sammenarbeit ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Viele Unternehmen und Behörden sind häufig auf einzelne Probleme fokussiert, verlieren dabei das große Ganze aus demBlick. Nehmen Sie den Fachkräftemangel. Da lohnt es, erst mal drei Schritte zurückzugehen. Was wollen wir eigentlich? Wir brauchen Fachkräfte aus dem Aus- land, die bestenfalls unsere Werte teilen und Regeln befolgen. Aktuell verhindert die Bürokratie es häufig, dass Fachkräfte nach Deutschland kommen oder bei uns bleiben. Wir hatten schon Kandidaten, die bis zu zwölf Monate auf ein Visum warten mussten. Die springenuns dann imschlechtestenFall wieder ab. Wie ist es Ihnen gelungen, die Kolleginnen und Kollegen bei demChangeprozess mitzunehmen? Bei uns ging dieser Prozess mit der Nachfolge imUn- ternehmen einher. Ich fand das persönlich nicht so gut, weil ich nicht wollte, dass unser Unternehmen sich digitalisiert, weil jetzt der Junior kommt. Für die Menschen hier war das aber einfacher. Die haben ge- sagt, durch denWechsel kommt jetzt frischerWind. Haben Sie dabei auch Fehler gemacht? Natürlich, auch wir haben Lehrgeld gezahlt. In Deutschland neigen wir zu einer Art Perfektions- kultur. Das hat zu Exzellenz im Maschinenbau und in der Autoindustrie geführt, um nur zwei Bran- chen zu nennen. Bei Digitalisierung und Innovation muss man aber immer wieder neue Sachen auspro- bieren. Leider werden die Ergebnisse oft nicht ge- nau gemessen. Stattdessen heißt es nur: Das war gut, das war nicht gut. Aber es kontrolliert keiner. Und man darf Digitalisierung nicht der Digitalisie- rung wegen machen, sondern muss sich auf eine Technologie fokussieren, die Mehrwert bietet. Zum Beispiel? Unsere Zusammenarbeit mit FittingBox: Wenn sich ein stark kurzsichtiger Kunde eine neue Fassung aufsetzt, muss er extrem dicht an den Spiegel ran, um sich zu sehen. Dank der Technologie von Fit- → 33 WWW.HK24.DE
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