Dezember 2022/Januar 2023

EMIL LÜDEMANN Nur ungern sitzt Jochen Peters am Schreib- tisch. Lieber räumt der 56-Jährige Regale ein, berät am Tresen oder sitzt an der Kasse. Er lei- tet in vierter Generation die Emil Lüdemann GmbH & Co. KG, einen Fachhandel für Eisenwaren, der, wie er über- zeugt ist, „mit Sortiment, Produktqualität und Beratung dort anfängt, wo Internet und herkömmlicher Baumarkt enden“. Es war sein Urgroß- vater, der die Firma 1897 als „Maschinenfabrik und Schmiedereibe- trieb Emil Lüdemann“ an der Kieler Straße gegründet hat. Seither hat das Familienunternehmen, das einst Carl Hagenbeck mit Tierkäfigen und Zäunen belieferte, viel erlebt: Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, Wiederaufbau, Umzüge. Zuletzt, 1971, musste der Firmensitz der A7 weichen, die mitten durch das damalige Grundstück verlaufen sollte, und befindet sich seither im Kronsaalsweg. Auf 4000 Quadratmetern stellt Lüdemann alles aus, was für Handwerk, Bau und Garten benötigt wird. „Wir sind bekannt für die vielen Geräte, die wir hier imGeschäft vorführen können“, berichtet Charlotte Peters. Die 31-Jährige unter- stützt ihren Vater in der Geschäftsleitung und wird eines Tages über- nehmen. Lüdemann, darauf legen beide Wert, ist kein Großhandel. Pri- vatpersonen sind ebenso willkommen wie gewerbliche Kundschaft. SCHARPWINKEL & HUPPERTZ Es ist nicht lange her, da wurden bei Scharpwinkel & Huppertz Rechnungen noch auf einer Schreibmaschine geschrie- ben, die Lagerverwaltung erfolgte über Karteikarten, und der analoge Telefonan- schluss war in Hamburg der letzte seiner Art. „Eine Bürosoftware haben wir erst 2018 eingeführt“, sagt Michele Trott. Er arbeitet seit sieben Jahren für das 1897 von Wilhelm August Scharpwinkel ge- gründete Unternehmen, das heute seiner Mutter Carmen Trott gehört. Früher be- lieferte der Betrieb vor allem den Schiff- bau mit Gummischläuchen, Rohren und Kompensatoren. Aktuell liegt der Fokus auf Petrochemie und Tankstellen, die etwa Edelstahl-Wellrohre benötigen und Venti- le. Ebenso spezielle Dichtungen, die es laut Trott nur bei Scharpwinkel & Huppertz gibt. Der 44-Jährige kennt den Betrieb seit Kindertagen: Seine Mutter war lange die rechte Hand des damaligen Besitzers Ekkehard Ruffer. „Früher oder später war klar, dass sie die Unternehmensnachfolge antreten würde.“ Die Übergabe erfolgte 2016. Heute ist Scharpwinkel & Huppertz ein echter Familienbetrieb, denn auch Carmen Trotts Ehemann Wolfgang Stel- ling ist inzwischen mit von der Partie. WACHSMUTH & KROGMANN 1797 war ein Jahr, in dem sich einiges ereignete. Napoleon etwa unternahm seinen Staatsstreich, Präsident George Washington wurde ermordet, und Joseph Haydn komponierte das legendäre Kaiserquartett. In Hamburg wurde 1797 zwar nicht Weltgeschichte ge- schrieben. Gleichwohl ereignete sich in der Kaufmannsstadt etwas, das bis in die Gegenwart nachwirkt: Johann Christian Wachsmuth eröff­ nete „seyne Handlung fuehr Colonialwaren und Spezereyen“. Heute, 225 Jahre später, ist Wachsmuth & Krogmann ein weltweit agierendes Groß- und Außenhandelshaus. „Unser Geld verdienen wir hauptsäch- lich mit Nonfood-Aktionsartikeln für den Lebensmitteleinzelhandel“, erzählen die beiden Geschäftsführer Peter Reuscher (li.) und Axel Kös- ter. Sie halten jeweils 40 Prozent der Firmenanteile und erinnern sich an Zeiten, als Wachsmuth & Krogmann noch mit Räucherlachs, Champignons oder Studentenfutter handelte. Der Lebensmittelzweig wurde irgendwann eingestellt. Geblieben ist das Geschäft mit Ananas- konserven, das aber rund zehn Prozent des Umsatzes ausmacht. Die Chefs sehen sich als eingespieltes Duo, das sich seit Jahren bewährt. Und weil sie wissen, wie wichtig Sport als Ausgleich zum Job ist, gön- nen sie sich und der Belegschaft ein firmeneigenes Fitnessstudio. HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 20 225 JAHRE 125 JAHRE 125 JAHRE

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