Dezember 2022/Januar 2023

PIANOHAUS TRÜBGER Schon als Kind liebte Yvonne Trübger den Geruch, der bei der Verarbeitung von Holz entsteht. Unentwegt begab sie sich in der Klavierbauwerkstatt ihres Vaters auf Erkundungstour. Mit zehn, erinnert sich die heute 53-Jährige, erhielt sie eine eigene Werkbank. „In einem Alter, in dem andere mit Puppen spielen, interessierte ich mich für Werkzeug.“ Die Leidenschaft für Klaviere und deren Herstellung liegt seit jeher in der Familie. Es war Friedrich Reinhold Trübger, der sich 1872 mit einem eigenen Pianohaus im Schanzenviertel selbstständig machte, das bis heute seinen Namen trägt. Urenkelin Yvonne, die fürs Abitur nach London ging, die sich bei Grotian-Steinweg in Braunschweig zur Klavierbauerin ausbilden ließ, in Florenz Kunstgeschichte und Italienisch studierte und auch noch eine kaufmännische Ausbildung absolvierte, schaut mit Stolz auf die lange Geschichte des Familienunternehmens zurück, das sie vor mehr als 25 Jahren von ihrem Vater übernommen hat. Sie berich- tet vom Umzug aus der Altonaer Straße an den heutigen Standort in der Schanzenstraße im Jahr 1906, von der Eröffnung zweier weiterer Filialen in der Innenstadt, einer Weltkriegsbombe, die gleich 500 Klaviere auf einen Schlag vernichtet hat, und vomWiederaufbau. „Seit der Gründung haben wir bislang mehr als 65 000 Instrumente in die ganze Welt verkauft.“ Zum 150. Jubiläum hat sich die Geschäftsfrau etwas ganz Beson- deres einfallen lassen und 15 neue Klaviere an Interes- sierte mit überzeugender Bewerbung verschenkt, eins für jedes Jahrzehnt. 115 000 Euro war ihr diese Aktion wert. „Es war mir eine Herzensangelegenheit, den Hamburgerinnen und Hamburgern etwas zurückzugeben für 150 Jahre Treue.“ ENTENWERDER FÄHRHAUS Seit vielen Jahren lebt Erika Kusel nun schon auf Entenwerder, einer Halbinsel in der Norderelbe. Ihre Angst vor Hochwasser hat sie jedoch nie überwunden. „Sobald der Pegel steigt, wird mir ganz anders“, erzählt die 83-Jährige. Ihr Mann Karl „Kalli“ Kusel, mit dem zusammen sie das „Entenwerder Fährhaus“ betreibt, sieht das eher locker: „Das Wasser kommt, das Wasser geht.“ Das letzte Mal, dass die Elbe den Gastraum geflutet hat, war 1976. Ursprünglich war es Karl Kusels Mutter, die das vor 150 Jahren eröffnete Wirtshaus 1972 übernahm. Um sie zu unter- stützen, stieg „Kalli“ mit ein. Wegen seines „Lokalkolorits“ diente das kleine, gemütliche Fährhaus bereits als Kulisse für TV-Produktionen wie „Notruf Hafenkante“ und „Tatort“. Früher standen auch Speisen auf der Karte, doch inzwischen bieten Erika und Karl Kusel nur noch Kuchen und Getränke an. Keinen Cappuccino, keinen Espresso, sondern aus- schließlich Filterkaffee. Alles andere ist für sie „Schickimicki“. BERCKEMEYER & SIEMSEN Christian Dräger leitet gleich zwei Hamburger Tradi­ tionsfirmen: J. H. Berckemeyer & Co., gegründet 1795 als Versicherungsmakler, sowie die seit 1897 als Versiche- rungsagent tätige Schwestergesellschaft Berckemeyer & Siemsen, die in diesem Jahr ihr 125. Jubiläum begeht. Ein Versicherungsmakler arbeite als von Versicherern unabhängiger Vermittler, so Dräger, wohingegen ein Versicherungsagent imNamen der Versicherungsgesell- schaft unterwegs sei und nur deren Produkte anbiete. Berckemeyer & Siemsen hat als Mehrfachagent Voll- machten mehrerer Versicherer. Ob Sach-, Haftpflicht- oder Kfz-Versicherung: Dräger und sein Team decken alle möglichen Sparten ab. „Zwei Drittel des in Deutsch- land gelagerten und transportierten Rohöls sind über uns versichert“, erzählt er. „Und seinerzeit gehörten auch die ersten Tankstellen hierzulande zu unseren Kunden.“ HAMBURGER JUBILARE HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 18 150 JAHRE 150 JAHRE 125 JAHRE

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