Dezember 2021/Januar 2022

HAMBURGER WIRTSCHAFT 54 FOTO: THORSTEN SCHIER/STOCK.ADOBE.COM A uf ihrem 400000 Quadratmeter großen Hüttengelände in Alten­ werder produziert die TRIMET Aluminium normalerweise rund 135000 Tonnen im Jahr. Aber nicht 2021: Ange­ sichts hoher Strompreise und zugleich schwankender Nachfrage lässt sich diese Marke nicht erreichen. Das mittelständische Familienun­ ternehmen mit Hauptsitz in Essen hat die Produktion von Primäraluminium unter anderem am Standort Hamburg „in erheblichem Umfang heruntergefah­ ren“, sagt der Vorstandsvorsitzende Phi­ lipp Schlüter. Die energieintensiven Herstellungskosten sind höher als in an­ deren Ländern, in denen Aluminium produziert wird. „Im Vergleich zum Vor­ jahr hat sich der Großhandelspreis pro Megawattstunde Stromversechsfacht.“ Der Elektrotechnikhersteller Pfan­ nenberg in HamburgAllermöhe leidet seinerseits unter Preissteigerungen bei Lieferanten aufgrund verknappter Vor­ materialien. Besonders betroffen seien Bauelemente für Klimatisierungs oder Kühlanlagen, berichtet der geschäftsfüh­ rende Gesellschafter Andreas Pfannen­ berg. „Wenn ein Bauteil nicht lieferbar ist, müssen wir die Baugruppe, in der es verwendet wird, umkonstruieren. Das erzeugt hohe Kosten, und die Entwick­ lung neuer Produkte verzögert sich.“ Bei zertifizierten Artikeln versuche das Unternehmen, für die Materialien „alternative Lieferanten zu qualifizieren“ – über neue Kanäle oder eigeneWerke im Ausland. „Leider sind dann Preissteige­ rungen von 50 Prozent keine Seltenheit.“ Auch der Altonaer Maschinenbauer KROENERT geht von Verzögerungen auf­ grund von Lieferengpässen aus. Er liefert weltweit Beschichtungsanlagen, den üb­ lichen Zeithorizont pro Projekt gibt Ge­ Schleppende Erholung schäftsführer Dr. Tarik Vardag mit an­ derthalb Jahren an: „Von Auftragsein­ gang bis Lieferung dauert es imStandard zwölf Monate plus sechs Monate Arbei­ ten vor Ort.“ Derzeit trifft jedoch ein starker Auf­ tragseingang auf einen schwierigen Be­ schaffungsmarkt. Deshalb gehen neue Anlagen oft erst nach 14 bis 15 Monaten vom Hof. Massiv treffe der Engpass die Elektrotechnik, wo zum Beispiel Chips für die Steuerungstechnik fehlen. Stellen bleiben zum Teil unbesetzt Laut Vardag profitiert das Unternehmen mit 180 Mitarbeitenden und einem Jah­ resumsatz von 60 Millionen Euro von engen Partnerschaften mit Lieferanten. Perspektivisch erwartet der Geschäfts­ führer, dass sich die Lage am Beschaf­ fungsmarkt im zweiten Halbjahr 2022 entspannt. INDUSTRIE Wegen hoher Energiekosten müssen manche Unternehmen ihre Produktion drosseln, knappe Materialien führen zu Preissprüngen von bis zu 50 Prozent. 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 3.Q/2008 3.Q/2009 3.Q/2010 3.Q/2011 3.Q/2012 3.Q/2013 3.Q/2014 3.Q/2015 3.Q/2016 3.Q/2017 3.Q/2018 3.Q/2019 3.Q/2020 3.Q/2021 Geschäftsklima in der Hamburger Industrie unter anderem Verarbeitendes Gewerbe; Indexwerte (Punkte zwischen 0 und 200) zuletzt: 120,7

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