OKTOBER/NOVEMBER 2025
BIRGIT REUTHER In Hamburg prä- gen Netzwerke über Generatio- nen hinweg das wirtschaftliche Miteinander. Die Wirtschaftsjunio- ren Hamburg ver- stehen sich als Innovationswerk- statt für die Han- delskammer. Un- ter dem Motto „Handeln für Hamburg“ enga- gieren sich rund 130 Führungs- kräfte, Unterneh- merinnen und Unternehmer unter 40 Jahren ehrenamtlich für wirtschaftliche und soziale Belan- ge. Die Wirt- schaftssenioren wiederum teilen ihr Wissen und ihre berufliche Erfahrung, um Firmen in der Metropolregion in betriebswirt- schaftlichen Fra- gen zu unterstüt- zen. Ihr leicht zu- gängliches Bera- tungsangebot trägt zur Stärkung der regionalen Wirtschaft bei. Gefördert werden die Projekte durch Landes-, Bun- des- und EU-Mittel. „Etwa 40 Prozent der Unternehmensgründungen in Hamburg gehen auf Menschen mit Migrationsge- schichte zurück“, betont Abaci. „Darauf können wir stolz sein.“ Zu seinemNetzwerk gehörenUnternehmen wie die Schanzenbäckerei oder der Adese Markt, der Produkte aus mehr als 40 Ländern anbietet. Eine schöne Erfolgsgeschichte ist für Abaci auch das orien- talische Restaurant „Morgenland“ in Barmbek. „Der Betreiber hat bei uns eine Existenzgründungsberatung durchlaufen. Jetzt ist das einrichtiger Szeneladen.“ Eine große Aufgabe sei derzeit, Arbeitskräfte zu gewinnen, zu behalten und weiterzuentwickeln. „Wir erhalten viele Anfragen von Firmen, die Perso- nal aus dem Ausland holen wollen“, erzählt Abaci. „Das Arbeitskräfteeinwanderungsgesetz ist aller- dings nach wie vor mit viel intransparenter Bürokra- tie verbunden. Doch Abaci bleibt optimistisch – angetrieben von der Idee, dass fachliche und kultu- relle Bildung ein lebenslanger Prozess ist. Wissenstransfer auf höchstem Niveau betreibt seit 103 Jahren der Übersee-Club. Sämtliche Bundes- kanzler sowie Kanzlerin Angela Merkel hielten dort bereits eine Rede. Zudemherausragende Persönlich- keiten wie Charles de Gaulle, Jassir Arafat, Marion GräfinDönhoff und Ursula von der Leyen. „Der Über- see-Club ist über Hamburg hinaus einzigartig, weil er eben kein klassischer Business-Club zum Netzwer- ken ist, sondern vor allem den Gedanken unserer Gründer fortführt, ein Forum für Demokratie und Weltoffenheit zu sein“, erklärt Präsident Dr. Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Hamburger Spar- kasse AG. „Unser Gründervater MaxWarburg nannte das einen Sprechsaal. Dieser Idee fühlen wir uns auch heute noch verpflichtet.“ Der Übersee-Club ist tief verwurzelt in der Ham- burger Gesellschaft. Die Bandbreite der Mitglieder reicht von Wirtschaft über Wissenschaft und Politik bis hin zur Kultur. Unter den aktuell 1800 Mitglie- dern liegt der Frauenanteil bei 20 Prozent. „Wir sind in einem Veränderungsprozess“, erklärt Geschäfts- führer Christian Denso, „und begeistern immer mehr jüngere Menschen und Frauen für unsere In- halte.“ Wer Mitglied werden möchte, benötigt zwei Bürgen aus dem Club. 450 Euro pro Jahr kostet der- zeit der Beitrag für Einzelpersonen. Neben rund 25 Club-Abenden im Jahr ist der Übersee-Tag im Mai ein Highlight. „Zu uns kommen Menschen, die beruflich bereits Fuß gefasst haben und sich über ihren Beruf hinaus zum Beispiel sozial engagieren“, sagt Denso. Und angesichts von Kriegen und Krisen wird eine globale Perspektive immer wichtiger. Harald Vogelsang erläutert: „Um den Blick unserer Mitglieder zu weiten, bieten wir immer wie- der internationale Gäste wie jüngst etwa die Bot- schafter der Ukraine, von Israel oder Frankreich. Bei Vortrag und Diskussion stehen dann diese Themen imMittelpunkt.“ Seit 1970 ist das repräsentative Amsinck-Haus an der Binnenalster die Heimat des Übersee-Clubs. Da das Gebäude ab 2026 renoviert wird, werden die Veranstaltungen für die kommenden zwei Jahre an verschiedenen Orten in Hamburg ausgetragen. „Das kann eine Chance sein, sich weiter zu öffnen“, so Vogelsang. Für ihn liegt der Kern des Übersee- Clubs darin, zum Nachdenken anzuregen. „Wir freuen uns immer, wenn Mitglieder im Anschluss an eine Veranstaltung sagen: Ich habe einen anre- genden Impuls erhalten.“ Wir erhalten viele Anfragen von Firmen, die Personal aus dem Ausland holen wollen. KAZIM ABACI Kazim Abaci, der mit 14 nach Deutschland kam, ist Geschäftsführer des Netzwerkes „Unternehmer ohne Grenzen“. HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 58 FOTO: ISADORA TAST NETZ WERKE
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