OKTOBER/NOVEMBER 2025

Auch KI-gene- rierte Inhalte, da- runter Texte, Mu- sikstücke und Bil- der, unterliegen dem europäi- schen Urheber- recht. Urheber- rechtsschutz be- steht allerdings nur dann, wenn an deren Gestal- tung maßgeblich ein Mensch betei- ligt ist. Reine KI- Schöpfungen hin- gegen sind nicht geschützt. Ge- schützte Inhalte dürfen für das Training von KI bislang nur ver- wendet werden, sofern der Urhe- ber oder die Ur- heberin dies auch ausdrücklich er- laubt. Die Nut- zung geschützter Werke ohne Zu- stimmung kann rechtliche Folgen haben. Ab 2026 wird die EU das Urheberrecht im Zusammenhang mit KI überprüfen. Wer KI-Tools an- bietet, muss zu- dem Transparenz über verwendete Trainingsdaten sicherstellen. Das Urheberrecht bremst Fortschritt Max Schlensag, Gründer und Geschäftsführer Futurised GmbH Ja, zu diesen Zwecken sollte das Urheberrecht unbe- dingt gelockert werden. Europa droht, im globalen KI-Wettlauf weiter zurückzufallen – nicht, weil es an Talenten mangelt, sondern an Zugang zu Daten. Während in den USA und China KI-Modelle längst auf umfassende Inhalte trainiert werden, stößt man hierzulande oft an rechtliche Grenzen, bevor über- haupt Innovation entstehen kann. Das aktuelle Urhe- berrecht war nicht für eine Ära gedacht, in der Daten der entscheidende Rohstoff sind. Es bremst Fortschritt – und damit letztlich uns alle. Dabei geht es nicht umdas Abschaffen von Rech- ten, sondern um deren zeitgemäße Neugestaltung. Eine gezielte Lockerung mit klar definierten Rah- menbedingungen – etwa für wissenschaftliche, un- ternehmerische oder gesellschaftlich relevante Zwe- cke – würde es ermöglichen, KI-Modelle auf realitäts- nahe Inhalte zu trainieren. Das Ergebnis: bessere Sprachmodelle, leistungsfähigere Automatisierun- gen und eine erhöhte Wettbewerbsfähigkeit euro­ päischer Unternehmen. Wer InnovationsstandortewieDeutschland stär- ken will, darf nicht zulassen, dass KI nur in der Theo- rie existiert. Heute dürfen wir erforschen – aber kaum anwenden. Gerade in mittelständischen Be- trieben oder bei der Automatisierung von Verwal- tungsprozessen fehlt es an rechtlicher Klarheit und praxisnahen Möglichkeiten. Das hemmt Wachstum, Investitionen und Technologietransfer. Ohne Zugang zu realen Inhalten bleibt Künstli- che Intelligenz künstlich begrenzt. Wer ernsthaft di- gitale Souveränität will, muss auch den Mut aufbrin- gen, rechtliche Rahmen so zu gestalten, dass Fort- schritt möglich ist: verantwortungsvoll, aber ent- schlossen. Kreative Leistungen würden entwertet Isabel Jansen, Leitung Beratung und Weiterbildung Hamburg Kreativ Gesellschaft Die Kreativwirtschaft lebt von Ideen – und davon, dass diese rechtlichgeschützt sind. DasUrheberrecht ist das Fundament für die wirtschaftliche und kulturelle Exis- tenz von Autor:innen, Musiker:innen, Designer:innen und vielen anderen Kreativen. Eine Lockerung zuguns- ten von KI-Trainingsdaten würde dieses Fundament untergraben. Kreative Leistungen würden entwertet, geistigesEigentumzumkostenlosenRohstoff fürDritte –ohneZustimmungund faireGegenleistung. Natürlich muss sich die Kreativbranche den tech- nologischen Entwicklungen stellen, um zukunftsfähig zu bleiben. Innovation ist willkommen, doch nicht auf Kosten derer, die die kreativen Grundlagen schaffen. Genau deshalb müssen die Risiken für Urheberrechte benanntwerden. GenerativeKI-Modellewerdenoftmit urheberrechtlich geschützten Texten, Bildern oder Musikstücken trainiert. DieWertschöpfung verschiebt sich dabei weg von den Schöpfer:innen hin zu Techno- logieunternehmen, die auf diesenWerkenaufbauen. Aktuelle juristische Verfahren – etwa von Verwer- tungsgesellschaften wie der GEMA – zeigen, dass hier ein grundlegendes Gerechtigkeitsproblem besteht. Statt Rechte zu schwächen, braucht es Lizenzmodelle, die KI-Training auf gemeinfreien, freiwillig freigegebe- nenodergezielt lizenziertenInhaltenermöglichen.Der Aufbau einer starken europäischen KI-Infrastruktur muss kreativeRechte respektieren, nicht umgehen. Denn nur wenn Urheberrechte auch im digitalen Zeitalter verlässlich gelten, können Kreative ihre Ar- beit nachhaltig finanzieren. Geschützt wird damit nicht allein ein Berufsstand, sondern die kulturelle Vielfalt einer Gesellschaft. Wer heute das Urheber- recht relativiert, riskiert, dass morgen Qualität, Diver- sität und Innovationskraft unserer Kreativwirtschaft verloren gehen. Sollte das Urheberrecht zugunsten besserer Trainingsdaten für Künstliche Intelligenz (KI) gelockert werden? HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 52 FOTOS: JUST-IN MEDIA, OLIVER REETZ PRO & KONTRA www.ahoyradio.de G u t e s R a d i o f ü r G u t e L e u d e Hört uns auf DAB+ und über die APP. KLINGT DIR ÄHNLICH. Unsere Möglich macher:

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