OKTOBER/NOVEMBER 2025
Zuwen- dungen Theater, Konzert- säle, Museen und Kunstorte gehö- ren zur städti- schen Infrastruk- tur wie Schulen oder Straßen und werden daher ge- fördert. Zu den größten Posten im Haushaltsjahr 2025/26 gehören die Staatsoper (82 Millionen Euro Zu- schüsse aus dem städtischen Haus- halt), das Thalia Theater (32,65 Millionen Euro), das Schauspiel- haus (36,2 Millio- nen Euro) und Kampnagel (9,8 Millionen Euro). Laeiszhalle und Elbphilharmonie erhalten zusam- men 6 Millionen Euro, der Landes- betrieb Philharmo- nisches Staatsor- chester 4,3 Millio- nen Euro. Der mit 600 000 Euro pro Jahr dotierte Musikstadtfonds fördert genre- übergreifend aus- gewählte Projekte wie das Jazz- kombinat, die MS Stubnitz oder das Elbipolis Barock- orchester. Die Oper am Gänsemarkt war ab 1678 eines der führenden Musikzentren Europas, musste als selbstständiges Unternehmen aber 1738 schließen. Der Abriss erfolgte 1763. gefragt: Ein „Actienverein für den Bau eines neuen Theaters“ errichtete bis 1827 das neue „Stadt-Theater“ in der Dammthorstraße (wie sie sich damals schrieb), das von einem Humoristen als „solide wie ein Beef- steak“ und „Fabrikgebäude“ belächelt wurde. Das Haus musste sich mit Opern und Theaterstücken, aber auch Magie-Vorführungen auf dem Markt be- haupten – und standmehrfach kurz vor der Pleite, bis 1873 eine städtische Förderung durchgesetzt wurde. Privaten Mitteln und Initiativen verdanken sich auch die Kunsthalle (1868) und die 1908 eingeweihte Laeiszhalle, deren Baukosten über ein testamentari- sches Vermächtnis des Reeders Carl Heinrich Laeisz und Mittel seiner Witwe finanziert wurden. Und die neue Staatsoper von 1955, die am Ort des zerbombten Stadt-Theaters entstand, wurde wesentlich durch Bür- gerspendenunddenMäzenAlfredTöpfer ermöglicht. Immerhin stellte die Stadt für die Kunst- und die Musikhalle kostenlos Baugrund zur Verfügung. Das aktuell geplante neue Opernhaus, für das der Unter- nehmer Klaus Michael Kühne 300 Millionen Euro und die Stadt das Grundstück beisteuernwill, knüpft also an eine lange Tradition an. Das gilt ebenso für die Frage der Subventionen: Ist es gerechtfertigt, zum Beispiel allein die Staatsoper jährlich mit rund 82 Millionen Euro zu bezuschussen, also die „Liebha- bereÿ einiger wenigen“ zu fördern? Wirtschaftsfaktor Klassik Sicher ist jedenfalls: Die historische Musik, die heute als „klassisch“ bezeichnet wird, trägt massiv zur „le- benswerten Metropole“ Hamburg, zum Image der Stadt und ihrerWertschöpfung bei. NebenOrchestern gehören schließlich auch Instrumentenbauer und -händler, Konzert- und Marketingagenturen, Text- schmiedenoder Plattenfirmenzur Branche. Seit 1880 produziert etwa Steinway & Sons Kla- viere und Flügel für den Weltmarkt außer in New Das Stadt-Theater von 1827 wurde in Privatinitiative errichtet. Heute steht hier die Staatsoper. HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 44 FOTOS: WILHELM CHAMPÉS/VINTAGE GERMANY, HOPERAMGÄNSEMARKT/CC4.0 WIKIMEDIA, STEINWAY&SONS MUSIK GESCHICHTE FELIX SCHOEN Seit 1880 ist der Klavierbauer Steinway & Sons in Hamburg, seit 1928 mit einer Fabrik am Rondenbarg in Bahrenfeld. York auch in Hamburg. Nach dem ersten Patent 1857 hat die Firma fast 140 weitere Patente angemeldet – und seit Neuestemeinen Flügel imAngebot, der dank KI autonomspielen kann. In Hamburg ansässig ist auch die Rudolf von Be- ckerath Orgelbau GmbH, die seit 1949 Hunderte Kir- chenorgeln in aufwendiger Handarbeit errichtet hat – davon rund 220 in Deutschland, über 60 in den USA undweitere in Ländernwie Japan oder Südkorea. Und längst nicht alle klassischen Orchester wer- den bezuschusst. Rein privatwirtschaftlich finan- ziert ist zum Beispiel die 2003 gegründete Neue Phil- harmonie Hamburg. „Wir setzen auf ein festes, gut eingespieltes Kammerorchester und ein wechseln- des symphonisches Ensemble aus freien Musikern“, erklärt Geschäftsführer und musikalischer Leiter TigranMikaelyan. Der 56-jährige armenische Geiger, der 1995 aus Russland nach Hamburg kam, verdiente sein Geld hier zunächst mit Straßenmusik – und ist inzwischen als Konzertmanager erfolgreich. „In unserem Orchester spielen Ukrainer und Russen, Palästinenser und Juden – insgesamt Musi- ker aus 20 Nationen: Musik ist eine übergreifende Sprache, und unser Erfolg gibt uns recht“, sagt Mi- kaelyan, der in vielen Aufführungen auch als Kon- zertmeister am Pult sitzt. „Häufig spielen wir Altbe- währtes wie Beethovens neunte Symphonie. Hinzu kommen zahlreiche Tourneen – im Oktober etwa nach Vietnamund China.“ Klassische Musik bereichert unsere Stadt, und es gilt, dieses Erbe zu bewahren. Dabei sollten auch die „Hamburger“ Komponisten gebührende Aner- kennung finden, die das hiesige Musikleben jahr- zehntelang geprägt haben. WWW.HK24.DE MUSIK GESCHICHTE Erhalte jeden Tag die besten Empfehlungen für deine Freizeit in Hamburg Jetzt abonnieren: HEUTE IN HAMBURG Newsletter szene-hamburg.com/newsletter oder online unter shop.szene-hamburg.com JETZT IM HANDEL! ABGERECHNET SOHELLSTRAHLENHAMBURGS NEUEGASTRO-LEUCHTFEUER ANGEPACKT START-UPSUNDGROSSEPLAYER DERBRANCHE IMPORTRÄT AUFGETISCHT KOCH-CHAMPIONSVERRATEN IHRETOP-REZEPTE VINCENZO ANDRONACO DerSizilianerbringtdas DolceVitanachHamburg ABGEFEIERT OPENMOUTHFESTIVAL GREIFTNACHDENSTERNEN ESSEN+TRINKEN SPEZIALNR.3 2025 |€12,00 ISBN978-3-911219-13-6 4 193628 212002 03 SPEZIALNR.3 SZENEHAMBURGFOOD2025 €12,00 FOOD REZEPTE: 4Preisträger 7Gänge 001_ET_Titel_Food-2025 1 22.08.2025 15:02:26 SzeneFood_24_93x128 Neu.indd 8 16.09.25 14:46
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