OKTOBER/NOVEMBER 2025
Klassik lebt Die Hamburger Musikgeschichte ist durch bürgerliches Engagement, Unternehmergeist und Innovation geprägt – und klassische Musik bereichert die Stadt bis heute. Wirt- schafts- motor Laut einer wissen- schaftlichen Stu- die von Oktober 2023 leistete die Musikwirtschaft in der Region Hamburg im Jahr 2019 einen Ge- samtbeitrag zur Wertschöpfung von einer Milliar- de Euro, generier- te fast 600 Mil- lionen Euro Steu- ereinnahmen und regte 914 Millio- nen Euro Touris- musausgaben an. Die Bedeutung klassischer Musik wurde nicht sepa- rat erfasst. www. musikwirtschaft. org/de/studie zwischen irrelevant und von schlechter Qualität – ganz anders als zu den Zeiten, als sie das Musikleben dominierte und das Ansehen der Stadt mehrte. Diese Rolle hatte Musikdirektor Thomas Selle im Jahr 1648 deutlich benannt: So „hinläßig, liederlich vnd verächtlich“ wie in anderen Städten dürfeman im „weitberümbten“ Hamburg nichtmusizieren, erklärte er. Musik – und damit meinte er die Kirchenmusik – müsse vielmehr die Republik schmücken, schließlich hielten sichhier „viel frömbdeNationen“ auf. Vorreiter für Musikvermarktung Man wollte also „wolbestalte“ Musik bieten und den Ruhm des Stadtstaats steigern, stellte Mittel zur Ver- fügung und bemühte sich, Berühmtheiten anzulo- cken. Mit Georg Philipp Telemann, Musikdirektor von 1721 bis 1767, und seinemNachfolger Carl PhilippEma- nuel Bach (bis 1788) konnte die Stadt gleich zwei musi- kalische Schwergewichte für sich gewinnen. Beide waren als Aushängeschild für die Metropole ebenso geeignet wie heuteUdo Lindenberg oder JanDelay. B raucht Hamburg einen gut entlohnten Musik- direktor, acht Ratsmusiker und subventio- nierte Kirchenkonzerte? Nein, meinte im Frühjahr 1789 das Bürgergremium „Collegium der Sechziger“: Die 132 jährlichen Kirchenmusiken seien komplett abzuschaffen – vor allem wegen der „Er- spahrungen, die die Kammer und die Kirchen dabei gewinnen“. Die meisten Kirchgänger zögen „den Ge- sang eines erbaulichen Kirchenliedes der schönsten Music vor, und diesemeisten der Liebhabereÿ einiger wenigen aufzuopfern, scheint hart zu sein“. Dabei ging es eigentlich um Peanuts: 1788 hatte die Kämmerei maximal 2920 Hamburger Courant- mark für die Kirchenmusik aufgewendet, davon 1600 für den kürzlich verstorbenenMusikdirektor – einen Bruchteil der städtischen Einnahmen von rund 3,48 Millionen Mark im Rechnungsjahr (Überschuss: 638 372 Mark). Allein die Hauptkirche Sankt Kathari- nen erwirtschaftete 1787/88 bei 47 210 Mark Einnah- men 6211 Mark Überschuss. Doch in den Augen der Hamburger Bürgervertreter war Kirchenmusik in- Für den Bau der nach ihm benannten Musikhalle hinterließ der Reeder Carl Heinrich Laeisz 1,2 Millionen Mark. HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 42 FOTOS: DDP, VALENTIN DANIEL PREISLER/GEMEINFREI Georg Philipp Telemann (1681– 1767) prägte 46 Jahre lang das Hamburger Musikleben. → Doch während die Produktion von Kantaten, Passionen und Oratorien nur so sprudelte, entwi- ckelte sichHamburg auch zumVorreiter für ein kom- merzielles Konzert- und Musikwesen. Als erstes wirtschaftlich organisiertes, öffentliches Opernhaus in deutschen Landen (und europaweit zweites nach Venedig) war bereits am 2. Januar 1678 die Oper am Gänsemarkt eröffnet worden, unter anderem dank der Initiative des Anwalts und Ratsherrn Gerard Schott. Dieser brachte vermutlich den Großteil der Baukosten von etwa 20 000 Reichstalern auf: ein frü- hes Beispiel für die in Hamburg charakteristische privateMusikförderung. Den Posten des Operndirektors übernahm Tele- mann dann 1722 gleich mit – und besserte seine oh- nehin üppige Besoldung durch zusätzliche unterneh- merische Aktivitäten auf. So veröffentlichte er viele seiner Werke im Selbstverlag und steuerte seine Druckauflagenmit einemSubskriptionsmodell. Auch dank Telemanns Initiative fanden nun im- mer mehr Konzerte in Hamburg gegen Geld statt. Meist im „Drillhaus“ an der Alster, das sonst zum Exerzieren der Bürgerwache diente, aber auch im „Baumhaus“, einer Gaststätte am Baumwall – und ab 1761 im neuen „Konzertsaal auf dem Kamp“, dem ers- ten reinen Musiksaal. Der „Hamburgische Corre- spondent“ (siehe Seite 26) übernahm das Marketing: Durch die Ankündigung der „mit hoher obrigkeitli- cher Erlaubniß“ am Valentinskamp stattfindenden Konzerte half er, dafür „eine hinlängliche Anzahl von Subscribenten“ oder Billetkäufern zu finden. Bürgerliches Engagement 1789wurde als Nachfolger Carl PhilippEmanuel Bachs noch einmal ein städtisch besoldeter Musikdirektor angestellt. Doch Orchester und Musiker mussten sich fortan mit Konzerten, Unterricht, Stipendien oder Spenden über Wasser halten. Private Initiative war WWW.HK24.DE MUSIK GESCHICHTE OBSTKORB-HAMBURG DIE REICHHALTIGE VITAMINLIEFERUNG – MARKTFRISCH INS BÜRO Wir liefern unsere marktfrischen Obstkörbe mit einer bunten und vielseitigen Mischung aus regionalen und überregionalen Früchten direkt in Ihr Büro. Im Großraum Hamburg ist die Frischelieferung kostenlos und der gewünschte Liefertag nach Bedarf frei wählbar. DER GESUNDE SNACK FÜR ZWISCHENDURCH! DER VITAMINREICHE FRISCHE-LIEFERSERVICE FÜR IHR BÜRO Telefon (04181) 21 06 727 I Mobil (0171) 485 23 23 info@obstkorb-hamburg.de I www.obstkorb-hamburg.de JETZT ANGEBOT EINHOLEN
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