OKTOBER/NOVEMBER 2024

Maximilian Webers, Mitgründer und CEO des Start-ups COLIPI, spricht mit Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Malte Heyne über Klima-Öl-Ge- winnung aus CO2 und Hamburg als Gründungsstandort. Wie alle „Hamburg 2040“-Podcasts finden Sie diese Folge unter www.linktr.ee/hamburg2040 Malte Heyne: Ihr wollt mit „Climate Oil“, also mit soge- nanntem Klimaöl, die Welt verbessern. Wie würdest du eure Innovation selbst beschreiben? Was ist Colipi? Maximilian Webers: Colipi ist ein Biologieunternehmen und als solches quasi eine moderne Brauerei – aber eine „nüchter- ne“. Denn unsere Hefe- und Bakterien-Zellen produzieren kei- nen Alkohol, sondern Öl. Die Hefe, das kennt man vom Backen, nimmt den Kohlenstoff aus Mehl, aus Stärke. Unsere Bakterie nimmt den Kohlenstoff aus dem Treibhausgas Kohlenstoff- dioxid, CO2-Energie bekommt die Bakterie aus Wasserstoff, H2. Und es ist noch Sauerstoff nötig. CO2-Wasserstoff und Sauer- stoff kommen in die Bakterie rein, Öl raus. Das macht Colipi. Spannend. Und wofür kann man das einsetzen? Wo sind die Anwendungsgebiete, und welche Zielgruppen habt ihr dafür im Blick? Chemisch gesehen kann man sagen, dass das Öl ein Äquivalent zu Pflanzenölen ist. Ich selber habe es schon gegessen. Es schmeckt wie ein Pflanzenöl, es verhält sich wie ein Pflanzen- öl. Man kann damit braten. Es kann also zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie angewendet werden. Wir gehen aber zuerst in die Kosmetikindustrie, gefolgt von der Waschmittel- und Home-Care-Industrie, gefolgt von der Biodiesel- und Sus- tainable-Aviation-Fuel-Industrie … … die sich um nachhaltigen Luftfahrttreibstoff aus nicht- fossilen Rohstoffen dreht. Mit wem arbeitet ihr in der Kos- metikindustrie zusammen? Auf jedenFall schonmalmit demweltgrößtenKosmetikkonzern L’Oreál, speziell mit dessen Green Science Incubator (GSI). Wei- tere Handlungsfelder, auf denen wir aktiv werden wollen, sind unter anderem Green Shipping und auch Green Aviation. Die arbeiten beide mit E-Fuels, also mit synthetischen Kraftstoffen, die mit elektrischer Energie aus Wasser und Kohlenstoffdioxid hergestellt werden. Wir gehen genau in diese Kerbe, da auch wir eine Art E-Fuel entwickelt haben – also einen Kohlenwasserstoff ausWasserstoff und CO2, der verbrannt werden kann. Und der ist klimaneutral. Fast klimaneutral. Wenn man ihn verbrennt, wird ja das CO2 irgendwann wieder in die Atmosphäre entlassen. Und natür- lich braucht man, um aus CO2, Sauerstoff und Wasserstoff ein Öl zu machen, erst mal Anlagen – Stahl, Beton, Elektrizität. Aber wir haben mal ein Life Cycle Assessment gemacht, eine 30 HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE

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