OKTOBER/NOVEMBER 2024

Chancen jetzt nutzen Seit 900 Tagen tobt in der Ukraine der russische Angriffskrieg. Ob und warum sich Investitionen in die Wirtschaft dieses Landes dennoch lohnen, diskutierte ein Wirtschaftsforum in der Handelskammer. Finanzsenator Dr. Andreas Dressel, Dr. Iryna Tybinka, Generalkonsulin der Ukraine in Hamburg, und Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Malte Heyne (v. li.) Wie gelingt es, den Wiederaufbau in der Ukraine einzu- leiten und die Überlebensfähig- keit der Wirtschaft zu sichern? Wie lassen sich in diesen Zeiten Ge- schäftsbeziehun- gen aufbauen? Beim „Wirt- schaftsforum Ukraine“ haben Hamburger Unter- nehmen, die ihr Engagement in der Ukraine ver- stärkt oder neu aufgebaut haben, von ihren Erfah- rungen berichtet. Laut Reiner Perau, Geschäftsführer der AHK Ukraine, sind aktuell 2000 deutsche Firmen und mehrere Hun- dert Tochterge- sellschaften in der Ukraine aktiv. Zu- rückgezogen hat sich nur eines. Bis zu 30 deutsche Fabriken produ- zieren vor allem für die Autozulie- ferung. Aktuell nimmt die Ukraine Platz eins der ge- nehmigten Investi- tionsaufträge ein. Weitere Informa- tio nen unter www. ukraine.ahk.de vorragend ausgebildeter Menschen“, der „Bomben, Terror, Tod und Leid“ seit 900 Tagen zu trotzen ver- mag. Es lohnt sich daher, meinte Iryna Tybinka, „mit unserem Land Geschäfte zu machen“. Denn die Ukrai- ne lebeundkämpfeundwerde stärker und resilienter. Reiner Perau, Geschäftsführer der Auslandshan- delskammer (AHK) Ukraine und Hauptredner des Wirtschaftsforums, nannte ein Beispiel: Bei der Repa- ratur oder Erneuerung von großflächig zerstörten ukrainischen Elektrizitätswerken bestehe die Chance, die Stromversorgung nicht nur widerstandsfähiger, sondern auch nachhaltiger, also grün zu machen. Dafür gebe es Kompetenz und Intelligenz sowie groß- artige Ingenieurwissenschaften und Informatik, mo- derne Ausbildung und Sichtweisen auf die Welt. Aus- nahmslos ausgezeichneteAussichtenalso für deutsche Investoren? Die Mobilmachung entziehe der Wirtschaft so konstant Personal, dass selbst Schlüsselindustrien schlingern. Die epidemische Korruption gehe zurück, aber noch nicht auf nordwesteuropäisches Niveau. Die Gefahr der Zerstörung sei „ein gigantischer Wett­ G roßeTeile vonPolitikundWirtschaft sind sich einig: Der Wiederaufbau der Ukraine kann nicht bis zum Kriegsende warten. Die Han- delskammer lud daher in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Generalkonsulat zum „Wirtschafts- forum Ukraine“ ein. Vor rund 70 Gästen wurde unter anderem darüber diskutiert, wie inmitten laufender Kampfhandlungen die Infrastruktur des Landes wieder instand gesetztwerdenkann. Zur Klärung dieser Frage begrüßte Handelskam- mer-Hauptgeschäftsführer Dr. Malte Heyne Promi- nenz aus Unternehmen, Politik und Diplomatie. Trotz anhaltender russischer Bedrohung dominierte im Saal während der ganzen Zeit ein hoffnungs­ frohesWort: „Chancen“. Schon in der Eröffnungsrede des Hauptgeschäfts- führers fiel es gleich mehrfach, als er dem kriegsge- schundenen Land „erstaunliche Resilienz“ beschei- nigte. Auch Generalkonsulin Dr. Iryna Tybinka betonte, wie wichtig es sei, „Chancen zu finden und zu ergreifen“. Die Ukraine ist laut Finanzsenator Dr. Andreas Dressel ein „interessanter Markt“ voll „her- HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 18 FOTOS: KATI JURISCHKA WIRTSCHAFTSFORUM UKRAINE

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