Oktober/November 2023

Leinen los! Nach fast 25 Jahren möchte Nils Finn einen Teil seiner erfolgreichen Bootsschule in Rothenburgs­ ort aus familiären Gründen verkaufen. Auf demWasser und speziell auf der „Meridian IV“ fühlt sich Nils Finn besonders wohl. Die „Meridian IV“ ließ Nils Finn nach eigenen Vorgaben in Bielefeld bauen. Sollten Sie sich für die „Yachtschule Meridian“ von Nils Finn interessieren, wenden Sie sich bitte unter Nen- nung der Chiffre- nummer HH-A- 23070010 an Sabine Pilgrim von der Handels- kammer (sabine.­ pilgrim@hk24.de , 36138-787). Zahl- reiche Ratschläge und Informationen zu den Beratungs- angeboten der Handelskammer sind je nach Ihrem Vorhaben unter www.hk24.de/ nachfolge zusam- mengestellt. „Als wir mit den ersten Kursen live im Internet wa- ren, gingen die Anmeldezahlen durch die Decke.“ Mit seinem Kursangebot richtet sich der 53-Jährige so- wohl an die Berufsschifffahrt als auch an denwesent- lich größeren Bereich der Sportschifffahrt. Im Sportsegment melden sich jedes Jahr rund 900 Freizeitkapitäne und -kapitäninnen an, um bei- spielsweise die Lizenz zumFühren eines Motor- oder Segelbootes zu erwerben oder ein Funkzeugnis. Aus familiären Gründen möchte Finn jetzt kürzertreten. „Ich habe fast 25 Jahre lang Vollgas gegeben“, sagt er, „da wird es Zeit, einen Gang zurückzuschalten.“ Seine Idee ist es, nur die Sportschifffahrt in andere Hände abzugeben. Er würde sich dann ausschließ- lich auf die Berufsschifffahrt konzentrieren und See- leute beispielsweise auf die Matrosen-Prüfung oder das Binnenschifferpatent vorbereiten. Zwischen zwei und fünf Wochen dauert es in der Regel, um etwa einen Sportbootführerschein zu ma- chen. „Unsere Kursteilnehmer sind eine total bunte Mischung“, erzählt Finn. „Porschefahrer, Angler und Taucher sind ebenso darunter wie Piloten, Schüler und Studenten.“ Für die praktische Ausbildung un- terhält er ein Segelboot und zwei Motorboote. Sein ganzer Stolz ist die „Meridian IV“, das, wie er sagt, „beste Schulschiff Deutschlands“, das er nach eigenen Vorgabenbauen ließ. „Unter anderemzeichnet es sich aus durch ein spezielles Getriebe, eine besondere Wellenanlage, einen geschlossenen Kühlkreislauf und ein Klappruder, das extrem steuerfähig ist.“ Eine weitere Besonderheit: Das Steu- errad befindet sich imGegensatz zu den meisten Schiffen auf der linken, also der Backbordseite. Nachhaltigkeit steht in der „Yachtschule Meridian“ an ers- ter Stelle, darum ist das Unter- nehmen auch Mitglied der Um- weltPartnerschaft Hamburg der Stadt und der Hamburger Wirt- schaft. Kugelschreiber, Blei- stifte, Transportboxen und Papier zum Beispiel be- stehen ausschließlich aus recyceltem Material, die Motorboote werden mit erneuerbarem Diesel be- tankt, die Heizung mit Biogas befeuert. Und wenn Nils Finn Müll in der Elbe entdeckt, fischt er ihn ei- genhändig heraus. Den Schritt in die Selbstständigkeit hat der Ge- schäftsmann, der in seiner Freizeit antike Möbel res- tauriert, nie bereut. „ImGegenteil“, erklärt er. „Indem ich mein Hobby zum Beruf machen durfte, fiel es mir stets leicht, jedenTagmehr als 100Prozent zu geben.“ N ils Finn hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Für den leidenschaftlichen Segler, der schon als junger Mann als Ausbildungsleiter für ei- nen kleinen Hamburger Verein tätig war, gibt es nichts Schöneres, als auf dem Wasser unterwegs zu sein. Zwar absolvierte er eine Ausbildung zum Indus- triekaufmann und anschlie- ßend noch ein Studium der Wirtschaftspädagogik, das er mit dem Diplom-Handelsleh- rer abschloss. Seine berufliche Zukunft stellte er sich jedoch irgendwie anders vor. „Als sich Anfang 1999 die Möglichkeit ergab, eine Boots- schule in Rothenburgsort zu übernehmen, waren die Wei- chen gestellt“, berichtet Finn. Er unterschrieb den Kaufvertrag, sanierte die direkt an den Elbbrücken gelegenen Räumlichkeiten, erneuerte das Inventar und änderte den Namen des Unternehmens von „Moorfleeter Yachtschule“ in „Yachtschule Meri- dian“, den er als Marke eintragen ließ. „Die Schule existierte damals schon seit mehr als 20 Jahren“, er- innert er sich. „Der Besitzer war ein kettenrauchen- der Seemann, der etwa zwei Flaschen Whisky pro Tag benötigte, umarbeiten zu können.“ Bereits im ersten Jahr machte Finn Gewinn – und war nahezu überrascht vom enormen Erfolg. Das Interesse an seinen Seminaren ist bis heute un- gebrochen. „Der Hammer war Corona“, berichtet er. FRANK SCHLATERMUND frank.schlatermund@hk24.de HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 62 FOTOS: KARIN GERDES, FRIEDHELM WUERFEL/YACHTSCHULE MERIDIAN UNTERNEHMENS PORTRÄT

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