Oktober/November 2023

STEPHAN SCHNABEL leitet die HELM AG seit April 2020 in dritter Generation. Bereits 1990 jobbte er als 15-Jähriger in dem Mischkonzern. Nach einer Lehre zum Außenhan- delsbetriebswirt kehrte er über Stationen in Düsseldorf und Istanbul im Jahr 2009 zurück an den Hamburger Firmensitz und rückte drei Jahre später in den Vorstand auf. Kurz nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie übernahm er dessen Vorsitz. Die HELM AG zählt heute mit gut acht Milliarden Euro Umsatz und weltweit 1600 Angestellten zu den Top 50 der deutschen Familienunterneh- men. Der Konzern war ursprünglich ein kleiner Im- und Exportbetrieb. Der Großvater des jetzigen CEO, Hermann Schnabel, verwandelte ihn in ein Handelsunter- nehmen für Düngemittel-, Chemie-, Pflanzenschutz- und Pharmaziepro- dukte, das dessen Sohn Dieter zum Global Player ausbaute. Im April 2020 übernahm Stephan Schnabel die Leitung der HELM AG vom damaligen CEO Hans-Christian Sievers. Seither wird der Familienkonzern auch wieder durch Familienhand geführt. Im Interview beschreibt Stephan Schnabel das Krisenmanagement des Chemie-Marketingunternehmens und seine Zukunftsstrategien am Standort Hamburg. Herr Schnabel, sind Sie aus familiärer Verpflich- tung oder persönlicher Überzeugung in die Fuß- stapfen Ihres Vaters und Großvaters getreten? Stephan Schnabel: Also zunächst mal aus man- gelndem Verhandlungsgeschick (lacht). Als Jugend- licher brauchte ich irgendwann mehr Geld, konnte meinen Vater aber nicht von einer Taschengelder- höhung überzeugen. Deshalb habe ich angefangen zu jobben. Ich habe Medikamente ausgetragen, in Baumärkten gearbeitet, und irgendwann bot mein Vater mir einen Ferienjob bei HELM an. Was er nicht sagte: dass es im Lager um 7 Uhr morgens ist. Wie entwickelt man eine Leidenschaft für Chemikalien, Pharmazie und Landwirtschaft? Langsam. Meine Leidenschaft galt zunächst eher der Internationalität, dem Außenhandel also – übers Geschäft neue Kulturen und Menschen ken- nenzulernen, verbunden mit großer Reisetätigkeit. Das Interesse am Kaufmännischen kam anfangs also eher unabhängig vom gehandelten Gut. Trotz- dem habe ich bald auch Leidenschaft für Chemie bekommen, wo ich seinerzeit eingestiegen bin. Darf diese Leidenschaft Sie als Vorstands- vorsitzender auch weiterhin bewegen? Natürlich, aber mit jedem Schritt Richtung Spitze verändert sich das Tätigkeitsprofil automatisch. Wenn man mit zunehmender Verantwortung frü- here Leidenschaften pflegt, haben die Tage schnell zu wenig Stunden. Aber ich wurde seit 2009 schritt- weise darauf vorbereitet, hier möglicherweise die Führung zu übernehmen, weshalb mir bei Über- nahme im April 2020 die Komplexität des Unter- nehmens bewusst war – ich saß ja auch davor schon im Vorstand. Dass ausgerechnet dann Corona ums Eck kam, war nicht vorgesehen und brachte die Auf- gabe mit sich, nicht gegen die Wand zu fahren. 26 PERSÖNLICH STEPHAN SCHNABEL HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2ODAz