Oktober / November

HAMBURGER WIRTSCHAFT 52 FOTOS CHRIS HUNTER, PRIVAT PRO & KONTRA Braucht Hamburg mehr Hochhäuser? Als Abschluss der HafenCity soll 2025 mit dem Elbtower Ham- burgs höchstes Gebäude (233 Meter) fertigge- stellt werden. Gesamtinvesti- tionskosten: rund 700Millionen Euro. Die Brutto- geschossfläche beträgt etwa 104000Quadrat- meter, darunter Büro- und Cowor- king-Spaces (rund 73000Quadrat- meter), ein Hotel und ein Boarding- house (etwa 20000Quadrat- meter) sowie fast 11000Quadrat- meter öffentlich zugängliche Flä- chen. Geplanter Baubeginn ist 2021. Ja, sie sind markant Frank Jendrusch (60), Gründer und Eigentümer Jendrusch & Partner und Jendrusch Capital Wahrzeichen sind immer groß und prächtig, so auch Hochhäuser. Sie symbolisieren und zeigen uns den Weg, wohin wir wollen. Der Bautyp Hochhaus meint im klassischen Sinne Bauwerke mit einer Höhe ab etwa 150 Meter. Diese vertikal orientierten Bauten haben meistens die Funktion eines Büro-, Wohn- oder Hotelgebäudes, bei Wolkenkratzern auch o‚ in einer gemischten Nutzung. Eine UN-Studie besagt, dass kün‚ig mehr als 75 Prozent der Erdbevölkerung in Metropolen leben werden. Diese haben kaumeine andere Expansions- möglichkeit als die der vertikalen Entwicklung. In- ternationale Metropolen sind heute sofort anhand ihrer Hochhausbauten zu identifizieren. Das kulturelle wie wirtscha‚liche Objekt Hoch- haus bietet den Bewohnern den Vorteil einer verti- kalen Stadt, und dieses mit einem brillanten Aus- blick. Für die Bewohner ist neben dem Panorama- blick oft auch die Betrachtung des regionalen Wetters und des sich verändernden Sonnen- und Mondstandes beeindruckend. Die Hansestadt betreffend haben wir uns dazu entschieden, einen 250 Meter hohen Neubau direkt an den Elbbrücken zu errichten. Dieses elegante Hochhaus wird ein markantes und unverwechsel- bares Wahrzeichen neben der Elbphilharmonie sein. Generell ist in einer expandierenden Stadt wie Hamburg derHochhausbau anbestimmtenPunkten – etwas abseits des absoluten Stadtkerns – die ver- nün‚igste wirtscha‚liche Variante einer Schaffung von modernen Wohn- und Geschäftsflächen. Her- vorragend hierfür geeignet werden inZukun‚Lagen wie das Elbufer, ab der Höhe von Altona, oder aber das gegenüberliegende Elbufer Kleiner Grasbrook sein. ImFalle des südlichen Elbufers wäre für die Be- wohner der herausragende Blick auf die Silhoueše der Innenstadtmöglich undwünschenswert. Nein, nicht überall Jo Claussen-Seggelke (67), Gründer und Senior Büro claussen-seggelke stadtplaner Dieses Thema ist sehr sensibel zu betrachten, da es hier in Hamburg außergewöhnliche Qualitäten gibt, die durch Hochhäuser empfindlich gestört werden können. Zum Beispiel der Bereich der heutigen City, er ist besonders schützenswert. Diese Innenstadt zeigt ihre unverwechselbare Silhouette insbeson- dere im Anblick von der Lombardsbrücke oder von der Schönen Aussicht aus. Prägend sind die fünf Kirchtürme und der Rathausturm. St. Nikolai, der Michel, St. Petri und St. Jakobi gehören immer noch zu den 15 höchsten Kirchtürmen derWelt undwaren durch alle Jahrhunderte hindurch identitätssti‚end. Mit demBaudes ehemaligenUnilever-Hochhau- ses (heute Emporio) wurde Anfang der 1960er-Jahre den Stadtvätern und -müttern vor Augen geführt, wie unwiederbringlich das gewachsene Stadtbild verloren gehen würde, wenn alle damaligen Firmen- wünsche nach Großbüros in der Hamburger Innen- stadt befriedigt wordenwären. Hieraus entstand das einzigartige „Elefantenquartier“ der City Nord und „rešete“ das Stadtbild. Diesem Geist sind wir auch heute verpflichtet. Neue Leuchtturmprojekte sind natürlich alsWahrzeichen in dieses Model integrier- bar wie beispielsweise die Elbphilharmonie. Es gibt auch Orte, an denen hohe Gebäude durchaus gewollt und gut integriert sein können, zum Beispiel im Bereich um das ehemalige, 1962 erbaute Polizeipräsidiummit dem Berliner Tor Cen- ter. Gleiches gilt für die Hochhäuser in der Stein- straße. Aber biše immer wohlüberlegt undmit rück- sichtsvollem Blick auf die traditionellen Orte der „Künstlerischen Stadtplanung“ (Fritz Schumacher). Natürlich ist es heute notwendig, die gewach- sene Stadt nachzuverdichten, um in bereits gut er- schlossenen urbanen Lagen mehr Wohnungen in Gebäuden mit vielleicht sieben oder acht Etagen zu schaffen. Wir sprechen hier ja aber über Hochhäu- ser, die das zehnte Geschoss deutlich überschreiten.

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