Oktober 2019
HAMBURGER WIRTSCHAFT 44 FOTOS: MIKE SCHAEFER SPEZIAL GESCHÄFTE Aenne Flagge führt Ferd. Schüllen- bach in vierter Generation Miss Candyfloss und andere RetroBekleidungsstü cke des Kultherstellers feil. Dass sein Laden im bo denständigen Dulsberg liegt und nicht in einem der einschlägigen Szeneviertel, ist kein Problem. „Die Kunden kommen auch so aus der ganzen Welt zu uns“, sagt der 53Jährige, der in seinem frü heren Lebenmal Ingenieur war. 2003 hing er seinen alten Job an den Nagel. „Ich hatte das Angebot, als Oberbauleiter nach Dubai zu gehen, doch ich wollte Spaß haben undmein eigener Chef sein.“ Klingt gut, ist aber auch viel Arbeit, selbst wenn Schewior sagt, dass Rockabilly sein Leben sei. Auf Nachhaltigkeit setzen Wer sich selbstständig machen will, braucht ein klares Geschäftsmodell, Geduld und Durchhalte vermögen. Von alledemhat Carola Vertein reichlich. Doch die einzige verbliebene Hamburger Schirm macherin ließen die trockenen Sommer der letzten Jahre ein bisschen im Regen stehen. „Für die Ham burger sind Schirme vor allem Wetterschutz“, sagt sie, die zusammen mit Tochter Meike Schirm & Co. in den Innenstadt betreibt. Niederschläge helfen ihr, obenauf zu bleiben. Ihren Beruf gelernt hat Carola Vertein wie auch die Schrauben und Werkzeugexpertin Aenne Flagge beim eigenen Vater. „Wir setzen seit jeher auf Nachhaltigkeit“, sagt Vertein. Ihre selbst entworfe HILFE FÜR GRÜNDER Die Handelskam- mer bietet ein um- fangreiches Ange- bot für Gründer – von der Erst- und Einstiegsberatung bis zuWorkshops zu Themen wie Online-Marketing oder Gesellschafts- recht. Das Grün- dungszentrum (gruendung@hk24. de, Tel. 040/36138- 128) koordiniert und stellt den Kon- takt zu den Bera- tern der Kammer her. Der Basischeck unter bit.ly/gws-hh hilft, den komple- xen Prozess der Firmengründung zu erleichtern – etwa beim Erstellen eines Businessplans mithilfe eines HK-Mitarbeiters. nen und gefertigten Schirme halten bis zu 20 Jahre. Sie ist der Ansicht, dass Schirme eine Atmosphäre erschaffen müssen. „Es ist ein gutes Gefühl, unter einem schönen Schirm zu sein. Wenn jemand bei Regen schlechte Laune bekommt, dann liegt es an einemschlechten Schirm.“ „Hört bloß nicht auf!“ Dass Familienbetriebe überleben können, liegt zu meist daran, dass die Kinder der Inhaber ins Ge schäft hineinwachsen und sie irgendwann ganz übernehmen. Oder ein erfahrener Mitarbeiter, der mit der Firma vertraut ist, steigt ein. So war es bei Eggert Kirche + Kunst. „Ich habe ,Ja‘ gesagt, alsmich Frau Eggert fragte, ob ich den Betrieb erwerben möchte“, sagt SvenErik Sautter, der schon lange vorher in dem auf religiöse Gewänder spezialisier ten Unternehmen tätig war. Die Bekleidungsstücke der Uhlenhorster Firma sind allesamt Maßarbeit und handgefertigt. „Unter einemEggertTalar kannman sich etwas vorstellen“, sagt Sautter, „wir haben einen guten Namen in der Branche.“ Ursprünglich stammt die vierMitarbeiter zählende Firma aus Mühlhausen in Thüringen, seit 1950 ist sie in Hamburg. Sautter, der evangelische Theologie studiert, schätzt an seiner Arbeit die Viel fältigkeit. „Es ist ein kreativer Beruf und gleichzeitig ein altes Handwerk.“ Voller Stolz sagt der 29Jäh
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