Oktober 2018

HAMBURGER WIRTSCHAFT 10 / 18  IM FOKUS 68 ARBEITSWELTEN Vom Tallymann zum Hafenlogistiker Muskelbepackte Arbeiter, die tonnenschweres Stückgut aus Frachtern ausräumen, gehören weitgehend der Vergangenheit an. Durch Container, technischen Fortschritt und Digitalisierung sind viele Arbeitsplatze weggefallen. Und neue entstehen. D ie Spannung steigt. 2020 wird die Rückkehr einer ganz besonderen Seniorin in Hamburg erwartet. Sie ist 1911 bei Blohm+Voss vomStapel gelaufen, hat einen eleganten Stahlrumpf, vier Masten und brachte es in ihren besten Zeiten auf 17 Knoten. Nachdem die „Peking“, einer der letzten Flying P-Li- ner, jahrelang Salpeter von Chile nach Hamburg transportierte und danach als Internats- und Museumsschiff in London bezie- hungsweise New York diente, wird sie nach ihrer Ankunft in Hamburg und ihrer Restaurierung zukünftig als „Flaggschiff“ im geplanten Deutschen Hafenmuseum zu bestaunen sein. Dieses wird derzeit von der Stiftung Historische Museen Hamburg in enger Abstimmungmit der Kulturbehörde entwickelt und voraussichtlich 2025 eröffnet – als neues „Tor zum Hafen“. Der Standort des Museums ist noch nicht fix. „ImGespräch sind die 50er Schuppen und der Kleine Grasbrook“, berichtet die Pro- jektleiterin für den Aufbau des Deutschen Hafenmuseums, Ursula Richenberger. Das Ausstellungskonzept hingegen steht fest. Neben der Rolle des Hafens im Welthandel, der Geschichte deutscher See- und Binnenhäfen, den Themen „Schiffbau“ und „Mythos Hafen“ sollen auch technische Innovationen und der Wandel der Arbeits- welt im Hafen beleuchtet werden. „Wie eng die technische Ent- wicklung und Veränderungen der Arbeitswelt zusammenhängen, lässt sich amBeispiel Hafen besonders greifbar und nachvollzieh- bar darstellen“, erläutert Richenberger. Neben demÜbergang von der Segel- zur Dampf- undMaschi- nenschifffahrt seien insbesondere zwei Innovationen für den Wandel in der Hafenwelt kennzeichnend: Die Erfindung des Containers – vor 50 Jahren wurde der erste Großbehälter imHam- burger Hafen abgefertigt – und die Digitalisierung. „Spezialisie- rung und Automatisierung führten zu drastischen Veränderun- gen der Hafenarbeit“, so Richenberger. Deutlich wird das, wenn man sich vor Augen führt, wie viele ehemalige Hafenberufe untergegangen sind. Dazu gehören zum Beispiel die Ewerführer, die das Kommando auf den Schuten hatten. Von den Lastkähnen gab es in den 1930er Jahren noch etwa 60000 Stück. Und auch der Beruf des Tallymanns ist ausge- storben. Dieser überwachte als Ladungskontrolleur, was und wie

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