September 2018

HAMBURGER WIRTSCHAFT 09 / 18  TRENDS 44 FOTOS: NEXPERIA, DGROUP O ben im 12. Stock hat Olaf Rotax die Binnenalster im Blick sowie zwei Mobiltelefone, die auf sei- nem Schreibtisch ständig vibrieren. Der Hamburger ist Geschäftsführer der dgroup, die zu Accenture Consulting ge- hört und Unternehmen zur digitalen Transformation berät. Vernetzung über das Internet der Dinge (IoT), Künstliche Intelligenz (KI), solche Sachen. Das Zu- kunftsthema fasziniert ihn, vor allem mit welcher Dynamik und Innovation chinesi- sche Firmen in jüngster Zeit vorpreschen. Als Beispiele für die Digitalisierung der Industrie (Industrie 4.0) nennt er den Haushaltsgroßgeräte-Hersteller Haier aus Qingdao, den Shanghaier Elektro- Autobauer Nio oder den Smartphone- Anbieter Xiaomi. Das Pekinger Unter- nehmen sei in der Lage, Mobiltelefone „mit mindestens vergleichbarer Innova- tionskraft“ zu produzieren wie die kali- fornische Konkurrenz. Und das jeden Monat. China gibt bei der Digitalisierung richtig Gas Das Programm „Made in China 2025“ treibt die digitale Transformation chinesischer Firmen und Auslandsakquisitionen voran. Hamburger Unternehmen sind gut positioniert, können aber von den Chinesen lernen. die Eröffnung des neuen Standorts Shang- hai, mit tiefgreifenden Markteinblicken und wertvollem Networking.“ Weiteres Beispiel: Die Standardhalb- leiter-Sparte von NXP Semiconductors in Lokstedt gehört seit Februar 2017 zwei chinesischen Finanzinvestoren und fir- miert seitdem unter Nexperia als eigen- ständiges Unternehmen. Heute arbeiten circa 1150 Mitarbeiter in Hamburg, zum Zeitpunkt der Übernahme waren es 922. „Wir haben unsere Fabrik in Guangdong, China, erheblich erweitert, in die Ferti- gungsstätten in Hamburg und Manches- ter investiert sowie neue Kollegen an al- len Standorten eingestellt“, berichtet Erik Just-Wartiainen, Finanzvorstand und Ge- schäftsführer von Nexperia Germany. Die Hamburger Fabrik, in die dieses Jahr 30 Millionen Euro fließen, ist die weltweit größte für Kleinsignaldioden und -tran- sistoren; diese werden in China weiterver- arbeitet. Die Eigenständigkeit erlaube es, viele Entscheidungen schneller zu treffen. Die Fertigung von Nexperia im chinesischen Guangdong Die Geschwindigkeit, die das Regie- rungsprogramm „Made in China 2025“ vorgibt, hat auch Hamburger Unterneh- men erfasst. Smaato, ein Spezialist für die Vermittlung von Smartphone-Wer- bung, wurde 2016 vom chinesischen In- vestor Spearhead gekauft. „Spearhead er- möglicht uns hier weiteres organisches und anorganisches Wachstum“, zieht CEO Ragnar Kruse Zwischenbilanz. Er hat nicht nur seinen Posten behalten, seit dem Abschluss der Übernahme ist Smaato um über 50 Mitarbeiter gewach- sen, davon mehr als 60 Prozent in der Hansestadt. Ausschlaggebend für den Firmenver- kauf war ein verbesserter Zugang zum mobilen Werbemarkt in China, „dem zweitgrößten der Welt“, so Kruse. Der Ma- nager erklärt, wie sich der Wert des Unter- nehmens, das er 2005 mit seiner Lebens- gefährtin gründete, gesteigert hat: „Die Investition unterstützt unsere Expansion innerhalb Chinas, unter anderem durch

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