AUGUST/SEPTEMBER 2025

Die Mitarbeiten­ den des Innova­ tionsund Patent­ Centrums (IPC) der Handelskam­ mer unterstützen bei Fragen rund um gewerbliche Schutzrechte und das Patentma­ nagement. Basie­ rend auf patent­ statistischen Ana­ lysen ermittelt das IPC zudem die ak­ tuellen Technik­ trends für das mo­ natliche IPCTech­ nologiebarometer und kürt regel­ mäßig ein heraus­ ragendes Patent zum „Hamburger Patent des Mo­ nats“. Mehr Infor­ mationen unter www.hk24.de/ patent und www. hk24.de/ipc . Kon­ takt: 040 36138­ 376, ipc@hk24.de FRANK SCHLATERMUND frank.schlatermund@hk24.de messen und detailgetreue 3D-Karten der Umgebung erstellen kann. „Das funktioniert mithilfe von aus- gesendeten Lichtimpulsen, die von Objekten, auf die sie während ihres Fluges treffen, reflektiert werden, bevor sie zum Sensor zurückkehren“, sagt Simon Viets. „Indem wir messen, wie lange die Photonen unterwegs waren, lassen sich genaue Entfernungen berechnen.“ SimonViets ist CEOder Scramblux GmbH, die er im Jahr 2023 gemeinsam mit seinem Geschäfts- partner Dr. Mirvais Yousefi gegründet hat. Sie beide sind Experten auf dem Gebiet der LiDAR-Techno- logie und wissen, dass das Entwickeln derartiger Sensoren teuer und vor allem aufwendig ist. „Allein für das Testen und Kalibrieren braucht es viel Platz“, so Viets. „Es findet in Tunneln statt, die bis zu 100 Meter lang sind.“ Mit einer Scramblux-Erfindung, die Simon Viets und Mirvais Yousefi im vergangenen Jahr unter der Nummer DE102023110329 beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) angemeldet haben, soll sich das ändern. Der „BeamScrambler“, wie das kom- pakte Gerät heißt, schickt die Lichtimpulse nicht geradeaus auf die Reise, sondern lässt sie auf einer Fläche von etwa einem Quadratmeter im Zickzack fliegen. Das macht lange Tunnelanlagen überflüssig. Hersteller von LiDAR-Sensoren würden mit dem Einsatz des „BeamScramblers“ also Geld sparen. Zudem ließen sich die Taktzeiten für das Testen und Kalibrieren der Sensoren erhöhen, was sich wiede- rum positiv auf die Produktionskosten auswirken dürfte. Eine kosteneffiziente Massenfertigung könnte auf diese Weise in greifbare Nähe rücken. Bislang, berichtet Viets, werden die kostspieligen LiDAR-Sen- soren nur vereinzelt in Kraftfahrzeugen verbaut. In der S-Klasse von Mercedes beispielsweise, die inzwi- schen für teilautonomes Fahren zugelassen ist. Oder in Taxen, Bussen und Lkw, die sich künftig möglichst vollautonom, also ohne Person am Lenkrad, fortbe- wegen sollen. „Viele Bus- und Lkw-Fahrer gehen demnächst in Rente, und Nachwuchs gibt es kaum“, begründet Viets diese Entwicklung. Für den 46-jährigen Niedersachsen, der nach der Schule zunächst eine Tischlerlehre machte, bevor er in Bremen Microsystems Engineering studierte und sich auf optische Messtechnik spezialisierte, stand es außer Frage, den „BeamScrambler“ zum Patent anzu- melden. „Die Erfindung ist weltweit einzigartig“, sagt er. „Darum war es uns wichtig, uns richtig abzu- sichern. Auf diese Weise schützen wir uns nicht nur vorNachahmern, sondernzugleichauchvor finanziel- len Verlusten.“ Um sich global abzusichern und nicht nur in Deutschland, hat Scramblux inzwischen auch ein internationales Patent beantragt. Jochen Halfmann vom Innovations- und Patent- Centrum der Handelskammer (IPC), das vor allem KMU und Start-ups bei Fragen rund um gewerbliche Schutzrechte („Intellectual Property“, IP) unter- stützt, begrüßt dieses Vorgehen. Generell gelte das Prinzip der Nachahmungsfreiheit, sagt er. Daher seien Patente erforderlich. Sie gewährten ein zumin- dest zeitlich begrenztes Monopolrecht, das vor Plagi- aten schütze. „Einer Studie zufolge haben leider nicht einmal zehn Prozent der kleinen und mittleren Betriebe in der EU IP-Rechte eingetragen – bei größe- ren Unternehmen liegt der Anteil bei immerhin fast 60 Prozent.“ Je eher sich Firmen mit gewerblichen Schutzrechten auseinandersetzen, destomehr profi- tieren sie amEnde davon. Bevor Simon Viets sein Start-up gegründet hat, sammelte er Erfahrung in anderen Firmen. Für TRIOPTICS in Wedel etwa entwickelte er Mess- systeme für Handys. Im US-amerikanischen Boston war er bei einem Unternehmen für den Vertrieb von Fertigungsanlagen für Automotive Kameras zustän- dig. Danach ging er zur ficonTEC Service GmbH, für die er noch heute tätig ist. Der Betrieb in Achim in der Nähe von Bremen ist einer der führenden Her- steller von Produktionsmaschinen in der Photonik- Industrie. Bislang richtet sich Scramblux mit seinem „BeamScrambler“ an die Hersteller von LiDAR- Sensoren. „Wir haben aber noch viel mehr vor“, be- richtet Viets. „Als Nächstes wollen wir Automobil- herstellern Teststände am Ende ihrer Produktions- straßen ermöglichen. Im dritten Schritt sollen auch Werkstätten dazu befähigt werden, LiDAR-Sensoren zu testen, zumBeispiel wenn einAustausch oder eine Neukalibration notwendig ist.“ Auch sollen Werk- stätten künftig befähigt werden, ein LiDAR im Rah- men der Hauptuntersuchung testen zu können. „Noch gibt es so etwas nicht, weil bislang zu wenig Autos über derartige Systeme verfügen und eine Regulation fehlt.“ Gestartet ist Scramblux mit Unterstützung des Institutes für Produktentwicklung und Gerätebau (IPeG) der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover. Aktuell verhandelt das Start-up auf inter- nationaler Ebene mit renommierten Robotaxi- Unternehmen und Automobilzulieferern. Zudem sucht es zusätzliche Investoren, um etwa weitere Er- findungen auf denWeg bringen zu können. Ein zwei- tes Patent hat Scramblux inzwischen eingereicht: ein System, das LiDAR-Sensoren in Autos dreidimensio- nale Welten präsentiert und ihnen unterschied- lichste Szenen vorspielt, um sie möglichst realitäts- nah zu testen. WWW.HK24.DE 61 PATENTE IM FOKUS

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