August/September 2024
Ümit Şentürk, Berater beim Arbeitgeber- Service der Arbeits- agentur und des Jobcenters Hamburg Vedat Celik, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei der Hamburger Stadtreinigung Beim „Marktplatz der Begegnun- gen“ bringt die Handelskammer Hamburger Un- ternehmen und zugewanderte Arbeitssuchende mit ersten Deutschkenntnis- sen zusammen. Die Messe im Ap- ril besuchten fast 3000 Personen – eine „Erfolgs- geschichte“, fin- det Stefanie Gotthardt aus der Abteilung „Fach- kräfte“: „Inzwi- schen fragen auch Unterneh- men aus anderen Bundesländern nach einer Teil- nahme.“ Die Stände stellt die Kammer kosten- los zur Verfügung. Das nächste Tref- fen findet am 3. Dezember statt. Weitere Informa- tionen und Aus- stelleranmeldung unter www.hk24. de/marktplatz KERSTIN KLOSS Ümit Şentürk vom Arbeitgeber-Service Ham- burg begrüßt es, dass das FEG im Juni mit der „Chan- cenkarte Deutschland“ erweitert wurde. Damit dür- fen Menschen anhand eines Punktesystems zur Job- suche ins Land kommen. Interessierte aus Drittstaa- ten müssen unter anderem eine im Heimatland er- worbene mindestens zweijährige Berufsausbildung oder einen Hochschulabschluss sowie Deutsch-A1- oder Englisch-B2-Kenntnisse nachweisen. „Dadurch eröffnen sich in Deutschland ansässigen Unterneh- menweitere Fachkräftepotenziale“, sagt Şentürk. Anwerbung von Personal im Ausland Die Handelskammer ermuntert dazu, Personal auch direkt im Ausland zu rekrutieren – und wies im April 2023 etwa auf die Ausbildungsmesse des Goethe-Insti- tutes in Namibia hin, die unter anderem den Pflege- sektor betraf. Die Bewerberzahlen für Ausbildungen zur Pflegefachperson sind rückläufig, daher nutzt etwa die Frank Wagner Holding Angebote der Kam- mer und wirbt auch Personal im Ausland an. In den Seniorenheimen an acht Hamburger Standorten be- schäftigt sieMenschen aus Ländernwie Iran, Vietnam oder Indien. Und im ersten Halbjahr 2024 holte der Mittelständler über die Pflegeschule apmzehnFachkräfte andie Elbe. „Wir arbeiten mit vertrauenswür- digen Vermittlungsagenturen im In- und Ausland zusammen, die für die Unternehmen passende pflegeinteres- sierte Auszubildende finden“, erklärt Sina Yumi Wagner, Leitung apm Inter- national. Die Anbieter kümmern sich um Visa und die Anerkennung von Schulzeugnissen und beseitigen wei- tere Ausbildungshemmnisse. Die An- erkennungskosten für die Papiere be- ziffert Wagner für das Unternehmen auf bis zu 1500 Euro pro Person. Sie warnt vor „Null-Euro-Angeboten“, bei denenderAzubi dieKosten trägt. „Der Pflegekräftemangel ist so enorm, dass wir es uns in Deutschland nicht leisten können, Pflegeinte- ressierte ‚wegzuschicken‘“, sagt sie. Deshalb bietet die Schule nicht nur die klassische dreijährige Pflegefach- kräfte- und die zweijährige Pflegehelfer-Ausbildung an, sondern bereitet in Hamburg ab Januar 2025 auch innerhalb von sechs bis zwölfMonatendarauf vor. Das neue Angebot umfasst einen Pflegebasis- und einen berufsspezifischen Sprachkurs mit der Möglichkeit, den Hauptschulabschluss nachzuho- len. „Auszubildende sind meist offener als Fach- kräfte, die in ihrem Heimatland integriert sind, und werden hier sozialisiert“, hebt Sina Yumi Wagner ei- nen Vorteil hervor. Die Abbrecherquote gibt sie mit durchschnittlich sechs Prozent an, bei deutschen Azubis betrage sie ungefähr ein Drittel. Frank Lein, Praxisanleiter bei der Frank Wagner Holding, macht ebenfalls mit ausländischen Mitar- beitenden gute Erfahrungen. Im Ver- gleich zu Einheimischen seien sie „deutlich interessierter und pflicht- bewusster“, betont er. Im Unterneh- men kümmert sich eine eigene Inte- grationsbeauftragte, die mit dem Hamburg Welcome Center vernetzt ist, schon vier bis sechs Wochen vor Arbeitsantritt um die Integration der neuen Beschäftigten in der Stadt. Derweil lernt Vedat Celik jeden Tag hinzu, wenn er zum Beispiel Tätigkeiten bei der Stadtreinigung einer Gefährdungsbeurteilung unterzieht. Bei seiner Einarbeitung helfe, wie er sagt, sein „netter und sehr toleranter Chef“. INTERNATIONALES PERSONAL
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