August/September 2024
Anke Nehrenberg, Vorsitzende des Handelskammer- Ausschusses für Informationstechnologie Eine aktuelle Studie der Wirt- schaftsprüfungs- gesellschaft Deloitte sieht in Deutschland eine hohe Diskrepanz zwischen Erwar- tungshaltung und Umsetzung von KI auf dem Ar- beitsmarkt ( www. t1p.de/deloitte- ki2024 ). Dem- nach rechnen 91 Prozent der deutschen Unter- nehmen damit, dass sich die Pro- duktivität durch den verbreiteten Einsatz von gene- rativer KI steigert. Allerdings glaubt nur rund ein Vier- tel der Befragten, dass ihr Betrieb strategisch gut oder sehr gut auf die Einführung vorbereitet sei. Insbesondere bei Talentmanage- ment und Risiko- steuerung hinke Deutschland hin- terher: www.t1p. de/deloitte-ki formation und Vorsitzende des Handelskammer-Aus- schusses für Informationstechnologie. „Für Hamburg fehlt mir noch eine überzeugende Erfolgsgeschichte, damit sichdie Stadt imBereichKI etablieren kann.“ Maschinelles Lernen basiere auf guten Daten, doch genau in diesem Bereich sieht die Unterneh- mensberaterin noch Handlungsbedarf: „Unterneh- men verstehen, das Daten ein Asset sind, also einen Wert an sich haben können. DiesenWert können wir heben, wenn wir eine entsprechende Wertschöp- fungskette darauf aufbauen.“ KI im Alltagsgebrauch Wichtige KI-Anwendungsfelder sieht Nehrenberg zum Beispiel in der Medizin, wo sich blinde Flecken minimieren ließen. Logistik undHafenwiederumer- lebten gerade einen dringend benötigten Digitalisie- rungsschub. So setzt zum Beispiel die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) Künstliche Intelligenz am Bur- chardkai ein, umdas Stapeln von Containern zu opti- mieren. Für den Einsatz im Hafen wurde ein neues Modul mit einer Million Datensätzen aus dem Con- tainerumschlag trainiert. Die Lastfahrstrecken der Van-Carrier beim Laden eines Feederschiffes ver- kürzten sich so umetwasmehr als 25 Prozent. In düstere Prognosen, die imZusammenhangmit KI große Kündigungswellen erwarten, stimmt Anke Nehrenberg nicht mit ein. „Die Maschine braucht ja Erfahrungswissen“, sagt sie. „Und es wird noch eine KI-Einsatz noch in den Anfängen Einen großen Gewinn durch KI sehen Bruss und Zeiher bei Tätigkeiten, die oft als zeitraubend und lästig empfunden werden: Suchmaschinen-Optimie- rung, Buchhaltung, Sortieren von Dokumenten. Viele Unternehmen seien allerdings so sehr damit beschäftigt, ihren Betrieb am Laufen zu halten, dass sie gar nicht dazu kommen, KI wirklich innovativ ein- zusetzen, schätzt Bruss. Diese Bewertung deckt sich mit Angaben des Statistischen Bundesamts, laut denen 2023 nur jedes achte Unternehmen in Deutschland KI nutzte – und den Ergebnissen einer aktuellen Umfrage der Agen- tur YouGov im Auftrag des eco-Verbands ( www.t1p. de/eco-ki-einsatz ): Demnach setzen 50 Prozent der befragten Kleinbetriebe KI bisher nicht ein und ha- ben auch keine konkreten Pläne dafür – ebenso wie ein Drittel der mittleren Unternehmen und fast jedes fünfte Großunternehmen. Für Letztere stehen beim KI-Gebrauch Produktivitätssteigerungen (34 Pro- zent), Kosteneinsparungen (35 Prozent) und eine effi- zientere Ressourcennutzung (35 Prozent) im Vorder- grund, während sichmittlere Unternehmen durch KI vor allem eine Stärkung ihrer Innovationskraft ver- sprechen (26 Prozent). „Den großen Durchbruch bei KI gibt es noch nicht, vieles steckt noch in der Experimentierphase“, erklärt Anke Nehrenberg, Expertin für digitale Trans- Ich hätte nicht nur gern Tanker im Hafen, sondern auch innovative ‚Think-Tanker‘ an Land. ANKE NEHRENBERG Christian Bruss, Technische Universität Hamburg HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 42 FOTOS: STEFAN BUNGERT, TUHH
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