August/September 2024

Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel Der Mangel an qualifiziertem Personal ist schon seit Jahren eine der größten wirtschaftlichen Sorgen von Unternehmen. Doch es gibt eine Reihe von Möglichkeiten gegenzusteuern. Dabei ist auch die Politik gefragt. Als größte Risiken sehen Hamburger Firmen derzeit die wirtschaftspolitischen Rahmen- bedingungen (61,6 %), den Fachkräftemangel (61 %) und die Arbeitskosten (50,7 %). Zum Weiterlesen Die Fachkräfte- strategie der Handelskammer finden Sie unter www.hk24.de/ fachkraefte2040 . Eine Analyse zur Lage im Jahr 2023 auf Basis einer Kammer- umfrage ist unter www.hk24.de/ analysen abrufbar. Über die Fach- kräftesituation im Gesundheitssek- tor berichtete die letzte HW: www. hw-mag.de/ fk-gesundheit starken Jahrgänge, die demnächst in Rente gehen, noch verschärfen. Gleichzeitig verzeichnete die Statistik im Juni 113 009 Unterbeschäftigte in Hamburg, davon 86 834 Arbeitslose. Laut Sozialbehörde lebten hier im Fe­ bruar allein 45 000Geflüchtete aus der Ukraine, viele davon auf Arbeitssuche. Zahlreiche Menschen wür­ den gern länger arbeiten, sind aber etwa durch feh­ lende Kita-Ganztagsplätze eingeschränkt. Andere wiederum scheiden aus dem Berufsleben aus, weil sie für neue Technologien nicht genügend geschult sind. „Jede dieser Zahlen beschreibt ein Potenzial“, heißt es in der im November 2022 veröffentlichten Fachkräftestrategie der Handelskammer. Gezielte Maßnahmen erforderlich Es gilt also, die nötigen Schritte zu ergreifen und die Potenziale zu nutzen. Das Strategiepapier formuliert dazu eine Fülle von Forderungen und Anregungen, die auf vier Säulen beruhen. Fachkräfte qualifizieren: Die Digitalisierung durchdringt heute alle Lebensbereiche. Künstliche In­ telligenz (KI) ist rasant auf dem Vormarsch – und sie kann zwar Arbeitskräfte einsparen, erfordert aber geschultes Personal (siehe Seite 40). Digitale Infra­ struktur und Kompetenz müssen deshalb bereits in Schulen gefördert werden, etwa mit einem obligato­ rischen Fach Informatik. Zudemsollten dieMINT-Fä­ cher (Mathematik und Naturwissenschaften) an Hochschulen gestärkt werden, so das Papier. Unternehmen sollten ihrerseits gezielt in die Weiter- und Fortbildung ihrer Belegschaft investie­ ren: So machen sie diese fit für die aktuellen Heraus­ forderungen, verstärken die Mitarbeiterbindung und können auch ältere Mitarbeitende im Betrieb halten (siehe Seite 48). Zentral ist auch die duale Ausbildung: Viele Fir­ men haben Schwierigkeiten, beruflich Ausgebildete zu finden oder Ausbildungsstellen zu besetzen. Die Kammer hat daher unter anderemeinPartnerschafts­ projektmit Usbekistan gestartet (siehe Randspalte). W ir stellen ein“, „Wegen Personalmangel heute geschlossen“: Solche Aushänge be­ gegnen einem heute vor Hamburger Res­ taurants oder Supermärkten fast auf Schritt und Tritt. Der Mangel an Fachkräften scheint allgegen­ wärtig – und seit 2017 nimmt er einen Spitzenwert unter den unternehmerischen Sorgen ein: Ganze 61 Prozent der antwortenden Betriebe sehen ihn der­ zeit als eines der größten Risiken ihrer wirtschaftli­ chen Entwicklung, so das aktuelle Konjunkturbaro­ meter (siehe Seite 10). Laut einer Kammerumfrage konnten im Herbst 2023 drei Fünftel der Unternehmen in Hamburg (60,2 Prozent) nicht alle offenen Stellen innerhalb von zwei Monaten besetzen, in Bau- und Gastge­ werbe sowie in der Gesundheitswirtschaft waren es sogar fast vier Fünftel. Für 2023 identifizierte die Agentur für Arbeit unter 522 Berufen bundesweit 183 Engpassberufe, und die Situationwird sich in den kommenden Jahren schon aufgrund der geburten­ HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 28 GRAFIK: HANDELSKAMMER HAMBURG ÜBER BLICK

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