August/September 2024

reicht nicht aus. Wir haben in Hamburg deutlich weniger Stu- diengänge im MINT-Bereich als andere große deutsche und europäische Metropolen. Und da müssen wir ansetzen, wenn wir die Produktivität in Hamburg steigern wollen Viele Unternehmen bilden ja Leute aus. Welche Erfahrun- gen macht ihr in dieser Hinsicht? Oder habt ihr mehr Uni- Absolventen? Wir haben tatsächlich überwiegend Absolventen von Unis oder Fachhochschulen, aber auch Menschen, die über das duale Bil- dungssystem zu uns kommen. Ich bin ja ein großer Fan der dualen Ausbildung, aber sie steht ausschließlich am Anfang des Berufslebens, wie ein Studiumauch. Der springende Punkt ist, dass man auch später im Leben einenWeg findet, der es er- laubt, immer anschlussfähig zu sein. Da mangelt es noch an einer dritten Säule, die nach Schule, Ausbildung oder Studium käme. Stichwort „Lebenslanges Lernen“. Lebenslanges Lernen, aber so, dass es zum Arbeitsmarkt der Zukunft passt. Das Lebenslange Lernen wird ja oft noch als eine Art Hobbyveranstaltung gesehen. Wichtig wäre eine fo- kussierte Standortanalyse in den deutschen Städten: Welche Kompetenzen werden hier heute und in der Zukunft ge- braucht?Wo will man hin? Und dann sollte man gezielt mit Bil- dungsanbietern, Unis, aber auch Privaten zusammenarbeiten und sehen: Wer kann uns helfen, diese Lücke zu schließen? Wer kann uns helfen, die Menschen auf das vorzubereiten, was wirklich gebraucht wird? Ein super Ansatz! Aber mal eine ganz andere Frage: Wa­ rum hast du dich für Hamburg entschieden? Weil ichHamburg liebe und weil Hamburg eigentlich alles hatte, was ich zur Gründung brauchte: tolleMenschen, tolleUnterneh- men, die bereit waren, sich zu engagieren und sich auf dieses Experiment mit Quereinsteigern einzulassen. Weil die techni- schen Studiengänge hier nicht so ausgeprägt sind, aber genü- gend Unternehmen einen Bedarf an technisch kompetenten Fachkräften haben, konnten wir etwas bieten, was die Lücke schließt. Wenn du jetzt noch mal hier gründen würdest: Was sollte besser laufen? Das Fördersystem war nicht besonders transparent. Am An- fang bin ich zum Beispiel daran gescheitert, dass ich selbst mein Business-Modell zwar als innovativ gesehen habe, aber die Förderinstitutionen offensichtlich nicht. So wurde meine Projektskizze für eine Gründerunterstützung abgelehnt mit der Begründung, dass Bildung nicht im förderfähigen Themen­ gebiet liegt. Ich habe mich trotzdem nicht abschrecken lassen und bootstrapped weitergemacht. So was müsste sich ändern. Ja, weil Bildung auch die Basis ist für Innovationen. Die Fachkräfte treiben die Innovation. Genau. Technische, vielleicht auch forschungsbasiert arbeiten- de Unternehmen benötigen immer auch qualifizierte Uni-Absol- venten aus technischen Studiengängen. Die braucht man ja, um das Unternehmen ins Wachstum zu überführen. Der Mangel an MINT-Talenten ist sicherlich einer der Gründe, weshalb einige Im Jahr 2022 haben wir 92 Prozent unserer Absolventinnen in den Arbeitsmarkt gebracht. 26 HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE

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