August/September 2024
„Am Ende entscheidet der wirtschaftliche Erfolg“ Ramp106, die Firma hinter dem OMR-Festival, erhielt fürs Setzen neuer Maßstäbe „durch Kreativität, Innovation und Engagement“ den „Hamburg 2040“-Award. Die HW sprach mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer. OMR-Chef Philipp Westermeyer PHILIPP WESTER- MEYER (45) startete seine Karriere im Jahr 2005 bei Gru- ner+Jahr als Vor- standsassistent. Danach war er Mitgründer zweier Firmen, die jeweils nach ein paar Jah- ren an Ex-G+J- Tochter Ligatus respektive Zalando verkauft wurden. 2011 rief er mit Freunden die Mes- se „Online Marke- ting Rockstars“ ins Leben. Aus an- fänglich 200 Gäs- ten wurden rund 70000. Ver- anstalterin des Festivals ist die ramp106 GmbH, die sich selbst als die „größte Wis- sens- und Inspira- tionsplattform für die Digital- und Marketingszene in Europa“ be- zeichnet. sen das viele Parteien auch wollen. Dazu zählt die Stadt.Wir redenda auch von einer Straßensperrung, die, vorsichtig formuliert, bei einigen Anwohnenden für Nachfragen sorgt. Und du brauchst eine Hotel- landschaft, die das auffängt – zu moderaten Preisen. Da sind wir in Gesprächen und loten das gerade aus. Das Wort „innovativ“ taucht häufig im Zusam- menhang mit OMR auf, auch in der Laudatio von Norbert Aust. Setzt euch das unter Druck? Zwingt es euch, ständig etwas Neues zumachen? Am Anfang war das vielleicht ein bisschen so. Aber mittlerweile, finde ich, haben wir viele gute Sachen gemacht, und ich habe mich vom Innovationsdruck emanzipieren können. Und am Ende ist eins ent- scheidend: der wirtschaftliche Erfolg. Innovation hin oder her – dauerhaft kannst du nur mitspielen, wenn du ein profitables Geschäftsmodell hast. Innovation ist da nur ein Zwischenschritt. Das ist mir vielleicht auch wegen der Pandemie noch mal klar geworden. Mir geht es jetzt noch stärker umLangfristigkeit. Vie- le Firmen, die primär als innovativ gefeiert wurden, gibt es zumTeil gar nicht mehr oder haben es irgend- wann schwer. Wir haben drei, vier coole Sachen vor- gelegt, die ganz gut funktionieren. Jetzt geht es darum zu zeigen, dass es auch auf Strecke erfolgreich ist. Auf welchen Gebieten hat Hamburg als Start- up-Standort noch Nachholbedarf? Ich glaube, was Hamburg in den letzten Jahren fehl- te, sind die ganz großen Erfolge. Die führen dazu, dass mit dem verdienten Geld wieder die nächsten Start-ups finanziert werden, wodurch ein ganzes Ökosystem angefeuert wird. Wenn so was länger nicht passiert, dann steht eine Generation ohne die Business Angels, ohne die Vorbilder, ohne die Geld- geber da. In jüngster Zeit gab es bei uns in Hamburg eher weniger Erfolge. In München zum Beispiel exis- tieren zusätzlich deutlich Start-up-freundlichere universitäre Strukturen, die direkt zur Gründung führen können. Unter anderemdas hat dazu geführt, Bei der Award-Verleihung sagtest du in einem Video- statement, du nähmest wahr, dass Hamburg euch schätzt. War das schon immer so, oder musstet ihr euch diesen Ruf erst erarbeiten? Philipp Westermeyer: Wir mussten uns erst mal eine ge- wisse Relevanz erarbeiten, da- mit uns in Hamburg überhaupt jemand wahrnahm. Als wir dann so langsam größer und sichtbarer wurden, hat uns das Team im Medienamt unter der Leitung von Carsten Brosda damals unterstützt. Es hat das Wachstum begleitet, war seitdem immer ansprech- bar und hat sich hinter uns gestellt. Das habe ich nie für selbstverständlich gehalten. 2020musste euer Festival durch Corona ausfal- len. Dadurch wart ihr zum Pivoting gezwungen – also zu strategischen Drehmanövern. Hättet ihr ohne eure schnelle Neuausrichtung heute auch 400 Mitarbeitende statt damals 150? Wahrscheinlich nicht. Dass wir nicht alles stillgelegt haben, um erst mal abzuwarten, hat uns jetzt aus langer Sicht weitergebracht. Ich hättemir das Ganze sicherlich nicht gewünscht, und es waren auch harte Jahre; aber ich glaube, wir haben die mit neuen Ge- schäftsfeldern wie unseren Software-Bewertungen – den „Reviews“ auf OMR.com – gut genutzt. Ist mit 70000 Gästen beim OMR-Festival die Schmerzgrenze erreicht? Oder gibt es noch Luft nach oben? So wie es aktuell gebaut ist, ist die natürliche Grenze erreicht, einfach weil die Räumlichkeiten der Messe in Hamburg das vorgeben. Da kann man jetzt nicht mehr viel machen. Aber es gibt natürlich schon die Möglichkeit, noch zusätzliche Räumlichkeiten, zum Beispiel im CCH, dazu zu nehmen. Gleichzeitig müs- HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 16 INTERVIEW PHILIPP WESTERMEYER FOTO: BENNE OCHS
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