August/September 2023

DR. ERIC HUWER, 40, kam 2014 als Controller zum HSV. Seit Januar 2023 ist er Vor- stand der HSV Fußball AG. Er lei- tet die Bereiche Finanzen, Orga- nisation, Personal und Recht. Bevor der promovierte Diplom-Kaufmann und Betriebswirt nach Hamburg kam, war er Refe- rent des Vorstands Marktmanagement bei der Allianz AG in München. Huwer referierte an zahl- reichen Universitä- ten zu Fragen des Finanz- und Sport- managements. Seit Kurzem ist er auch Mitglied der DFL-Kommission Finanzen. Der 1887 gegrün- dete HSV gehört mit fast 100 000 Mitgliedern zu den größten Sportver- einen der Welt. Er war Gründungs- mitglied der Fuß- ball-Bundesliga und spielte bis zu seinem Abstieg 2018 als einziger Verein 55 Jahre lang in Deutsch- lands höchster Liga. Der Verein gewann sechsmal die deutsche Meis- terschaft, dreimal den Deutschen Pokal und holte einmal den Europapokal der Landesmeister (heutige Cham- pions League). Das Volksparkstadion bietet 57 000 Zuschauern Platz. Wie bedeutend ist Sport für Hamburgs Attraktivität? HSV-Finanzvorstand Dr. Eric Huwer erklärt, wie wichtig der Bau von Sportstätten ist, welche Rolle Sport bei der Mitarbeiter-Akquise spielt und welche wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der HSV auch als Zweitliga-Verein innehat. Herr Dr. Huwer, Sport in seinen zahlreichen Fa- cetten gilt als wichtiger Faktor, um die Attrakti- vität einer Stadt zu beurteilen. Welches Zeugnis geben Sie Hamburg? Dr. Eric Huwer: Ich glaube, Hamburg wird als Sportstadt vor allem mit Events wahrgenommen, die singulär eine besondere Aufmerksamkeit genie- ßen – zum Beispiel die Cyclassics, der Triathlon, Tennis am Rothenbaum und vor allem natürlich unsere Fußballspiele im Volksparkstadion. In Sa- chen Breitensport und Sportstättenbau könntenwir dagegen einiges besser machen. Und als sportbe- geisterterMensch bedauere ich noch heute, dass wir es nicht geschafft haben, Olympia 2024 nach Ham- burg zu bringen. Ich wünsche mir, dass es irgend- wann gelingt, mehrheitsfähige Olympische Spiele in die Stadt zu holen, die sozialverträglich und nach- haltig sind. Wenn Sie mich also nach einem sportli- chen Zeugnis für Hamburg fragen, sage ich: 3+. Hamburg ist die einzige europäische Großstadt ohne Fußball-Erstligaklub. Welche Rolle spielt der HSV für die Stadt? Nach meiner Wahrnehmung sind die Liga oder die Platzierung für unsere Fans nicht die alleinigenKrite- rien ihres Bekenntnisses zumVerein. Wir sind natür- lich nicht zufrieden mit dem Ausgang der abgelaufe- nen Spielzeit, und dennoch haben wir offensichtlich ein paar Dinge richtig gemacht. Für die aktuelle Sai- son ist keine Loge mehr frei. Der Kartenvorverkauf war so gut wie seit 15 Jahrennichtmehr. ImMerchan- dising haben wir ein Rekordergebnis erzielt, und wir werden in dieser Saison die Marke von 100 000 Mit- gliedern knacken.Wir haben zudemneue Partner ge- wonnen und bekommen sehr positives Feedback. Was bringt ein Profiklub wie der HSV wirt- schaftlich und gesellschaftlich der Stadt Ham- burg? Kann man das bemessen? 28 PERSÖNLICH ERIC HUWER HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE

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