August/September 2022

Roman Fritsches-Baguhl, Geschäftsführer von Averdung Ingenieure & Berater Der nächste „Stammtisch für Energie- und Um- welt“ findet am 6. September von 8 bis 10:30 Uhr statt. Er richtet sich an Tätige in den Bereichen Planung, Bera- tung, Architektur, Dienstleistungen und ausführende Gewerke. Anmel- dung unter www. hk24.de/event/ 131164077 ANNA MOLCHANOVA anna.molchanova@hk24.de Die Stadt ist in einigen Bereichen stark verdichtet. Es geht darum, die Wünsche nach mehr Wohnraum zu erfüllen, ohne ihr Angesicht zu ruinieren. Die Herausforderung liegt darin, sie weiter auszubauen, und das nicht auf Kosten der Wohn- und Lebens- qualität. Wir haben sehr viele schöne Gebäude aus den vergangenen 150 Jahren Bautätigkeit in Ham- burg. Diese zu erhalten, vielleicht aufzustocken und effizienter zu machen, ist die Herausforderung. Welche Innovationen im Gebäudesektor könn- ten mögliche Lösungen sein? Der eine Bereich ist Digitalisierung, Building Infor- mation Modeling (BIM, Bauwerksdatenmodellie- rung). Die Vernetzung des Energiesektors mit dem Gebäudesektor – das muss alles in ein Modell kom- men. Ziel muss es sein, Gebäude, die wir schon se- hen, digital abzubilden und mit Informationen an- zureichern und mit diesen Informationen die Energieeffizienz sowie den Komfort zu erhöhen. Die digitale Stadt bietet ganz neue Möglich- keiten. Stellen Sie sich vor, wir hätten ein Gesamt- modell des Quartiers Mitte Altona. Dann könnten wir tatsächlich schauen: Wo fällt Wärme an, wo wird Wärme gebraucht, wo fällt Kälte an, wo wird Kälte gebraucht. Man könnte dann den Bedarf unter den Gebäuden austauschen. Das geht nur mit intelligen- tenModellen. Der zweite Bereich sind Produktinnovationen. ZumBeispiel gibt es in Hamburg ein sehr interessan- tes Projekt: „loopsai“. Es versucht, Kreislaufprozesse der Natur abzubilden. Unter anderem wird Kaffee- satz genutzt, der bei Tchibo anfällt, um daraus Pilz- kulturen zu züchten, die wieder in eine sinnvolle An- wendung gebracht werden. Im Gebäudesektor be- steht die Möglichkeit der Dämmung und Isolierung mithilfe von Pilzen. Zum Beispiel bei fertigen Tro- ckenbauwänden, die durch Pilzkulturen im Inneren bereits gedämmt sind – und das auf Basis von natürli- chen Rohstoffen. Welche Rahmenbedingungen und Anreize wün- schen Sie sich von der städtischen und welche von der Bundespolitik? Das Gebäudeenergiegesetz wurde auf Bundes- ebene novelliert. Was passieren müsste, ist, dass das Thema Ressourceneffizienz mit hineinkommt. Da passiert in Berlin schon einiges. Ich hätte die Hoffnung, dass Hamburg es schafft, noch eine Schippe draufzulegen. Wenn ich mir das Hambur- ger Klimaschutzgesetz anschaue, das verpflich- tend sagt, wir müssen Photovoltaik auf die Dächer setzen, ist das eine konkrete Ausgestaltung, die ich sehr wichtig finde. Aus Berlin kommen die Rahmenbedingungen, und Hamburg müsste diese weiter konkretisieren. Wie das auch schon passiert. Wir sind da auf einem guten Weg. Das ist nicht nur in Hamburg der Fall. Kiel zum Beispiel hat den Klimanotstand ausgeru- fen und dadurch das Tempo für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen erhöht. Damit wurden die Vorgaben des Bundes verschärft, und es wurde aufgezeigt, dass wirksamer Klimaschutz Vorgaben braucht. BAU WENDE

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