August / September 2020
HAMBURGER WIRTSCHAFT 24 PERSÖNLICH WOLFGANG RAIKE Online-Reservierungssysteme sind heute internati onaler Standard, und denmüssenwir erfüllen. Welche Vorschläge hat Ihr Verband, um der Branche jetzt schnell zu helfen? Man muss vor allem gutes Marketing machen und um Gäste werben. Da gibt es bereits Vorschläge der Hamburg Tourismus GmbH. Wir müssen wieder stärker imMarkt sichtbar werden und potenziellen Gästen zeigen: Hamburg ist sicher und ein span nendes Reiseziel. Darüber hinaus müssen wir kon krete Angebote entwickeln, die dem veränderten Reiseverhalten entgegenkommen. ZumBeispiel? Es gibt einen großen Strauß von möglichen Maß nahmen. Thematisch muss zunächst das neue Si cherheitsbedürfnis stärker angesprochen werden. Die Angebote sollten sich an die nationalen Gäste richten, die zurzeit eine neue Art des Reisens für sich entdecken. Und wir müssen die neuen Trends für Hamburg nutzen. Zwei Beispiele, die aktuell dis kutiert werden: Da ist zum einen der wachsende Caravan-Tourismus. Diese Reisenden sind solvente, gut zahlende Gäste, für die es in Hamburg an Ange boten fehlt. Die bestehenden Plätze, die wir haben, sind immer voll. Diesen Markt könnte Hamburg noch stärker erschließen. Zum anderen denke ich an den Bustourismus. Hier könnten wir durch ge eignete Parkplätze und optimierte Serviceangebote den Anbietern entgegenkommen. Das wären Seg mente, die Verluste in anderen Bereichen wieder ein wenig ausgleichen könnten. Schließlichmüssen wir auch schauen, wie es im Kreuzfahrttourismus weitergeht. Da sollten wir mit den Reedereien re den, wie man sicherstellen kann, dass die Gäste in Hamburg nicht nur ein- und aussteigen, sondern auchmehr Zeit in der Stadt verbringen. Welche anderen Hebel könnte man ansetzen? Preisnachlässe, Sonderaktionen, Rabatte? Von Preisnachlässen halte ich überhaupt nichts. Wir wollen in Hamburg nicht billig sein, sondern Qualität bieten. Außerdem müssen Hotels und Gastronomie jetzt weniger Einnahmen undwesentlich höhere Kos ten verkraften, wie sollmanda nochNachlässe geben? Die Handelskammer hat ein 100-Millionen- Euro-Programm gefordert, um in den Stadt- vierteln attraktive Rahmenbedingungen für Einzelhändler und Gastronomen zu schaffen – was sicher auch Touristen in Hamburg entgegen kommen würde. Stehen Sie dahinter? Ich unterstütze das, aber mit Geld allein ist es nicht getan. Wir brauchen jetzt einen „Masterplan Tou Torsten Meise (re.) imGespräch mit Wolfgang Raike norddeutschen Ländern zunächst enger zusammen arbeiten. Zu Beginn der Krise wurde da leider eine Menge Porzellan zerschlagen. Denken Sie an die Schil der gegen Touristen an der schleswig-holsteinischen Grenze, das kam in Hamburg nicht gut an. Da müssen wir zunächst etwasWiederaufbauarbeit leisten. Konkret könnten wir beispielsweise gemein sam für Norddeutschland werben. Oder gemein same Angebote auflegen, die den Menschen ganz klar zeigen: Fahre an die Nord- oder Ostsee und ma che in Hamburg einen Zwischenstopp. Das würde bestimmt gut angenommen. Dies gilt übrigens auch für das internationale Publikum, das derzeit auch noch weitgehend fehlt. Touristen aus dem Ausland sehen Deutschland als einheitlichen Raum und ha ben gar keinen Begriff von unserer Kleinstaaterei. Die Maskenpflicht bleibt bundesweit erhalten, auch auf Druck von Hamburg. Was sagen Ihre Mitglieder dazu? Keiner will eine zweite Welle. Deshalb müssen wir alles tun, umdas zu vermeiden. Zu den eher positiven Wirkungen der Corona- Krise zählt der Digitalisierungsschub. Gilt das auch für die Hamburger Tourismuswirtschaft? Durch die Krise hat auch die Tourismuswirtschaft neue Digitalisierungsimpulse bekommen. Elektro nische Speisekarten, Reservierungssysteme, mehr Kartennutzung beim Bezahlen, da hat sich einiges verändert. Das finde ich auch gut. Als Metropole stehen wir in einem internationalen Vergleich und Wettbewerb. Es darf nicht sein, dass man in Ham burg noch teilweise nur mit Bargeld bezahlen kann. Digitale Angebote wie bargeldloses Bezahlen oder
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