August / September 2020

BLINDE ZEILE HAMBURGER WIRTSCHAFT 22 Wolfgang Raike übernahm im April die Leitung des Tourismus­ verbandes Hamburg e. V. als Nachfolger von Norbert Aust. Nach dem radikalen Einbruch durch die Corona-Pandemie sieht er seine Branche auf einem leichten Erholungskurs. Wolfgang Raike, auf einer Skala von 1 bis 10, wie ist derzeit die Stimmung unter Ihren Verbands- mitgliedern? Wir lagen lange am Boden. Damit ist 1 noch zu gut. Mittlerweile haben wir uns ein bisschen zurückge­ kämpft. Ich würde dies mit einer 2 oder 3 bewerten. Die ersten Pflänzchen spießen, aber es ist bei Wei­ temnicht so wie vor der Krise. Die Tourismusbranche ist also immer noch im roten Bereich? Auf jeden Fall. Wir haben nach wie vor zu wenige Touristen in der Stadt, das gilt sowohl für Über­ nachtungsgäste als auch für Tagesbesucher. Und viele Unternehmen haben durch die Hygienemaß­ nahmen hohe Ausgaben und leiden unter den Res­ triktionen, etwa nur jeden zweiten Tisch besetzen zu können, was Umsatz kostet. Sie sind im April, also mitten im Lockdown, Vor- sitzender des Tourismusverbandes Hamburg e.V. geworden. Kein guter Zeitpunkt, oder? Der Zeitpunkt war sehr schwierig, das ist richtig. Unter diesen Umständen war es eine Bürde, das Amt zu übernehmen. Eine Bürde, die ich allerdings auch gerne trage, denn ich bin jetzt schon 25 Jahre im Tourismusverband aktiv und kenne die Branche und den Verband gut. Was waren Ihre ersten Erfahrungen in dieser Zeit? Der Verband und die Wahrnehmung des Verbandes haben sich in dieser Zeit stark verändert. Die Mit­ glieder haben die Informationen, die unsere Ge­ schäftsstelle zur Verfügung gestellt hat, sehr gut an­ genommen. Wir waren der Gesprächspartner für Politik und Verwaltung und Katalysator für die Themen derMitgliedsunternehmen. Das heißt, während andere runtergefahren ha- ben, mussten Sie hochfahren? Wir haben viel getan, ja. Zum Beispiel haben wir täglich über die Covid-19-Regelungen berichtet, al­ les gesammelt, was veröffentlicht wurde und an die Mitglieder weitergegeben. Das wurde auch sehr po­ sitiv aufgenommen. Der Tourismus ist sehr klein­ teilig, viele Unternehmen haben nur sehr wenige Mitarbeiter. Die hatten nicht die Zeit und die Mög­ lichkeit, alles zu recherchieren. Da habenwir helfen können. Noch wichtiger war der Kontakt in die Ver­ WOLFGANG RAIKE, 65, berät seit mehr als 23 Jah- ren nationale wie internationale Unternehmen. Als Vorsitzender des Tourismusverban- des Hamburg e. V. (vorher stell- vertretender Vor- sitzender) und Gründungsmit- glied des Deut- schen Maritimen Kommunikations- verbands e. V. ist er sehr gut in der Tourismuswirt- schaft in Hamburg sowie in der mari- timenWirtschaft vernetzt. Er war der Gründer und Geschäftsführer von RAIKE Kom- munikation und gründete 2013 gemeinsammit Alexander Schwertner die Agentur für Kommunikations­ beratung RAIKE- SCHWERTNER.

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