August 2019

→ WWW.HK24.DE 39 Leihhäuser gibt es seit Jahrhunderten. Sie soll- ten dazu dienen, Kreditnehmer vor Wucherzinsen privater Anbieter zu schützen. Vieles hat sich geän- dert, doch eines ist geblieben: „Das Pfand kommt rein, Geld geht raus“, sagt Tobias Struck, wie ein weiterer Sohn Thomas Strucks im Familienunter- nehmen tätig. Das Prinzip des Pfandkredits ist ja auch ganz einfach: Der Eigentümer eines voll bezahlten Ge- genstandes gibt diesen als Sicherheit für einen Kre- dit. Während der Dauer der Leihe zahlt er Zinsen und Gebühren für die Aufbewahrung in gesetzlich festgelegter Höhe. Nach drei Monaten kann das Pfand ausgelöst werden, es ist aber auch eine Ver- längerung möglich. Die jedoch wird teuer. Nur zur Überbrückung lohnt sich ein Pfandgeschäft finanzi- ell für den Kunden. Profundes Wissen ist gefordert „Bei uns erhalten die Leute schnell und einfach Geld“, sagt Tobias Struck. In die bundesweit acht Werdier-Filialen, davon zwei in Hamburg, kommen rund 90 Prozent Stammkunden. Sie schätzen den geringen bürokratischen Aufwand, denn nur die Per- sonalien müssen angegeben werden. Die bei Banken übliche aufwendige Prüfung der finanziellen Ver- hältnisse entfällt. Vier Fünftel der eingereichten Gegenstände sind heutzutage Gold, Schmuck, Diamanten und Uhren. „Früher hatten wir viele Pelzmäntel und Porzellangeschirr, das waren Statussymbole“, erin- nert sich Thomas Struck, „der Zeitgeist wandelt sich eben.“ Doch dass sehr werthaltige Gegenstände angeboten werden, hat auch seine Schattenseiten. „Wir erleben immer mal wieder Fälschungen, zum Das Pfand kommt rein, Geld geht raus. TOBIAS STRUCK Beispiel bei Goldbarren“, sagt Tobias Struck, der der Familientradition entsprechend später einmal in die Geschäftsführung aufrückenwird. Für die Prüfung auf Echtheit der eingereichten Waren sind vielerlei technische Geräte vonnöten, etwa eine Magnetwaage für Edelmetalle oder ein Röntgengerät. Und natürlich braucht es eine ausge- wiesene Expertise, auch für die Ermittlung des an- gemessenen Kreditrahmens. „Das erfordert eine permanente Beschäftigung mit der Materie“, sagt Senior Thomas Struck. Für den Pfandleiher wäre es ja fatal, wenn er ei- nen Gegenstand als viel zu wertvoll einschätzt und den Kredit zu hoch bemisst. Denn wird das ver- meintlich gute Stück nicht abgeholt – was inweniger als zehn Prozent der Fälle passiert –, muss es verstei- gert werden. Und bei der Auktion kann es durchaus vorkommen, dass der erzielte Betrag niedrig aus- fällt. Einem erfahrenen Mann wie Thomas Struck passiert das allerdings so gut wie nie. Der 62-Jährige tauscht sich regelmäßig mit Kollegen aus: Dem Pfandkreditverband Nord, dessen Vorsitzender er ist, sind 22Mitgliedsunternehmen angeschlossen. Auf hochwertige Gegenstände spezialisiert hat sich das Pfandhaus Diamant, das seit 2007 in Ham- burg-Eidelstedt ansässig ist. „Wir verfügen über eine eigene Uhrenwerkstatt und ein angegliedertes Juweliergeschäft“, sagt Christian Lange, Leiter Technik und Onlinemarketing. Diemeisten Kunden überbrücken mit dem Pfandkredit einen finan­ ziellen Engpass, müssen sich aber nicht endgültig von einem lieb gewonnenen Kleinod trennen. Außerdem profitieren sie davon, dass die Vergabe ohne Bonitätscheck oder Überprüfung des Schufa- Eintrags erfolgt. RECHT­ LICHES → Rechte und Pflichten von Kreditgeber und -nehmer regelt die Pfandleiherverord- nung von 1961. → Pfandleiher ver- dienen ihr Geld mit Zinsen und Ge- bühren, deren Höhe gesetzlich festgelegt ist. → Wird bei Pfand- Versteigerungen eine höhere Sum- me als der gewähr- te Kredit erzielt, steht die Differenz nach Abzug der Leihhaus-Aufwen- dungen dem frü- heren Eigentümer zu. Nach zwei Jahre geht das Geld an den Fiskus. → Wichtig: Jeder Kreditnehmer er- hält einen Pfand- schein. Diesen sorgfältig aufbe- wahren und Ver- lust sofort dem Pfandleiher mel- den! Ein Pfand- schein ist geldwert. PFAND HÄUSER FOTOS: TOMMY HETZEL (2)

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