August 2018
HAMBURGER WIRTSCHAFT 08 / 18 TITEL 18 Einzelhandel. Für den Einfluss der Sonne auf den wirtschaftlichen Erfolg dieser Betriebe hat sie eine einfache Erklärung. „Am liebsten ist den Einzelhänd- lern dasWetter, das auch für die Jahreszeit angemessen ist, denn darauf richten sie ihr Geschäft aus“, sagt Engler. Im Sommer seien deshalb Sonnenschein und viele Sonnenstunden wichtig für den Verkauf von Sommermode. Gepaart mit dem Effekt, dass das schöne Wetter Menschen zum Bummeln in die Stadt lockt, sind zahlreiche Sonnenstunden imSommer „das größte Glück, das Einzelhändlern wiederfahren kann“, sagt Engler. Über viele Sonnenstunden freuen sich auch Besit- zer von Photovoltaikanlagen. „Etwa 75 Prozent der jährlichen Strom-Produktion finden vonMai bis Sep- tember statt“, sagt Bernhard Weyres-Borchert vom SolarZentrumHamburg. Bei optimalen Bedingungen, wenn also die Sonnemit voller Kraft auf die Solarfläche brennt, kann eine Anlagemit einemKilowatt Leistung bis zu einemKilowatt Strompro Stunde erzeugen. An trüben Tagen schafft sie dagegen nur etwa ein Zehntel davon. „Eine Anlagemit fünf Kilowatt Leistung erzeugt in Hamburg pro Jahr rund 4 500 Kilowattstunden Strom“, sagt Weyres-Borchert. Das reicht, um eine vierköpfige Familie ein Jahr lang mit Energie zu ver- sorgen. Und das Beste daran: ImVergleich zumStrom anbieter kostet eine Stunde Sonnenenergie nur etwa 10 anstelle von knapp 30 Cent. Auch imHafen und bei den dort ansässigen Tou- rismus-Unternehmen sorgt die Sonne für gute Laune. „An schönen Tagen ist an den Landungsbrücken nicht nur mehr Betrieb, die Stimmung ist auch viel besser“, sagt Hubert Neubacher, Geschäftsführer des Hafen- rundfahrt-Veranstalters Barkassen-Meyer. Mindestens einmal pro Stunde schickt er seine neun Schiffe für gewöhnlich auf die Elbe. Eine einstündige Große Ha- fenrundfahrt kostet ab 16 Euro pro Person. Bei durch- wachsenem Wetter kämen die Boote auf sieben, an guten schon mal auf bis zu zwölf Fahrten. Wie viele Fahrgäste er pro Tour befördert, zählt der Geschäfts- führer allerdings nicht. Ihn interessiert in erster Linie der Umsatz, der „bei Sonnenschein rund 30 bis 40 Prozent höher“ ausfalle. Frank Procopius schippert mit seinemUnterneh- men RIB Piraten ebenfalls Gäste aus aller Welt über die Elbe, und zwar mit High-Speed. Den Einfluss der Sonne spürt auch er unmittelbar. „Nach einem schönenWo- chenende steht bei uns das Telefon nicht mehr still“, sagt er. Dann haben die Hafenbesucher dabei zuge- schaut, wie Procopius und seine Speedboote übers Wasser jagen und wollen auch buchen. Insgesamt hat Procopius drei Boote, fünf Touren schafft er pro Boot und Tag. Da die Fahrten (90 Minuten kosten 89 Euro pro Person) aber imVorfeld gebucht werden, spielt das Wetter amTag der Tour fürs Geschäft keine große Rolle. „Bei Sonnenschein ist das Erlebnis natürlich schöner“, sagt Procopius, für den die Saison imNovember endet. Denn eines steht unverrückbar fest: ImWinter macht die „Geschäftspartnerin Sonne“ normalerweise selbst Urlaub – nach dem Jahrhundertsommer 2018 sogar verdient. Alexander Siebert / Nina Schwarz redaktion@hamburger-wirtschaft.de Telefon 36138-396 Mit den RIB Piraten und bis zu 90 Stundenkilo- metern fegt Frank Procopius über die Elbe FOTO: STEFAN MALZKORN, ILLUSTRATIONEN: FREEPIK 1 Stunde Sonne + 27 Fahrgäste = 1602 Euro
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