Juli 2018
HAMBURGER WIRTSCHAFT 07 / 18 STANDORT 32 W ie komme ichmit demRollstuhl in den Bus und in die Bahn? Welche Probleme treten beim Einkaufen auf? Finde ich barrierefreie Toi- letten? Das sind häufige Fragen, die sich Hamburg-Besucher mit Handicap stellen. Fragen, die sich Menschen ohne Behinde- rungen in diesem Maß vielleicht nicht stellen müssen. Im Zuge des demografi- schen Wandels können diese Fragen auch für ältere Menschen relevant werden, die vielleicht nicht mehr ganz somobil sind wie früher, weniger gut sehen oder hören kön- nen. Beide Gruppen sind aber reisefreudig und zählen regelmäßig zu den Besuchern unserer Stadt. Gerade bei Gästen aus Däne- mark oder den USA, immerhin zwei unserer derzeitigen Top-5-Quellmärkte, ist der Umgang mit Reisendenmit Behinderungen ein anderer, ein selbstverständlicherer. Die Standards sind höher, als zumTeil noch bei uns – und Entsprechendes gilt für die Er- wartungshaltung dänischer oder US-ame- rikanischer Gäste. Nutzen für alle Die Stadt für Touristen mit Behinderungen attraktiver zu machen, hilft auch den Einwohnern. Schulungen sollen Hoteliers und Gastronomen für spezielle Bedürfnisse sensibilisieren. FOTOS: WWW.MEDIASERVER.HAMBURG.DE/ANDREAS VALLBRACHT, PETRA BINDEL Es muss sich also etwas tun in unserer Stadt, wenn wir diesen zeitgemäßen und berechtigten Erwartungen gerecht werden wollen. Nicht nur, um Amerikanern und Dänen zu „gefallen“ – sondern auch, um die Lebensqualität jedes Hamburgers zu steigern. Denn auch denjenigen, die viel- leicht verletzungsbedingt kurzfristig auf Gehhilfen angewiesen sind, sowie Eltern mit Kinderwagen und Reisenden mit gro- ßen Gepäckstücken nützen der barriere- freie Ausbau und ein gesteigertes Bewusst- sein für die ganz alltäglichen Hindernisse, die uns sonst nicht auffallen. „In unseremHaus haben wir zumBei- spiel für Rollstuhlfahrer einen abgesenkten Bereich an der Rezeption“, erklärt Made- leine Marx, General Managerin des Scandic Hotels in der Neustadt. „Aber Sie glauben gar nicht, bei wem das ebenfalls prima ankommt: bei den Kindern, die mit ihren Eltern bei uns übernachten.“ Im Projekt „Tourismus für Alle“ hat sich der Landesverband Hamburg der Le- benshilfe e. V. zum Ziel gesetzt, das Reisen für Menschenmit Behinderung zu erleich- tern. Dafür hat das Team Schulungsange- bote für Mitarbeitende in Hotellerie und Gastronomie entwickelt. „Kennzeichen eines herausragenden Services ist die Qua- lität der Mitarbeitendenmit herausfordern- demVerhalten und Ansprüchen aller Gäste umzugehen – sodass sich alle willkommen fühlen“, sagt Axel Graßmann, Landesge- schäftsführer der Lebenshilfe Hamburg, der selber aus der Hotellerie stammt. Und die Tourismuswirtschaft nimmt sich dieser Aufgabe gern an: Knapp 250 Schulungsteilnehmer aus touristischen Betrieben, insbesondere Hoteliers und Gastronomen, wurden für die Bedarfe von Reisenden mit Behinderung sensibilisiert und imUmgang mit Gästenmit Einschrän- kungen geschult – in persönlichem Kon- takt, in Inhouse-Schulungen und mit einer inklusiven Rallye, die eigens für das Projekt entwickelt wurde. In diesem Teil wurden die Sinne der Teilnehmenden einge- schränkt. Kleine Aufgaben gaben ihnen bei simulierten Geh-, Seh- oder Hörbehinde-
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