JUNI/JULI 2025
Grüne Logistik auf dem Vormarsch Transport und Verkehr verursachen rund 20 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland. Doch die Logistikbranche versucht, den Strom- und Energieverbrauch mit neuen Technologien zu verringern. Dafür gibt es auch Fördermittel. Die Sensoren von Coldsense Techno- logies messen direkt, ob sich in Kühlräu- men Eis gebildet hat. Das ermöglicht zeitnahes Abtauen und spart Energie. LIHH Die Logistik-Ini- tiative Hamburg (LIHH) engagiert sich mit ihren über 500 Mitglieds- unternehmen für Klimaschutz. Das Cluster (also Netz- werk aus Wissen- schaft, Wirtschaft und Politik) betei- ligt sich mit sechs weiteren Hambur- ger Clustern am EU-geförderten Projekt „ KLIMA- ready “, das Firmen bei der Transfor- mation unterstüt- zen soll. Zudem verleiht die LIHH alljährlich den in- ternationalen Preis „Hanse Globe“ an zukunftsweisende nachhaltige Logis- tikprojekte. Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit Auf Innovationen setzt auch der weltweit führende Anbieter von Manövrier- und Energiesparsystemen Becker Marine Systems. Sein System „Becker Mewis Duct“ optimiert bei Schiffen seit 2009 die Wasser- strömung zum Propeller, verbessert damit den Vor- wärtsschub und verringert den Kraftstoffverbrauch. Seit der Einführung wurde es auf über 1600 Schiffen montiert und hat global mehr als 18 Millionen Ton- nen CO ₂ eingespart, berichtet die Firma. Für ein „ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanage- ment entlang von globalen Lieferketten der chemi- schen Industrie“ tritt das Hamburger Familienunter- nehmen Hoyer Group ein, das der Branchencluster LIHH im November 2024 mit dem Hanse Globe aus- zeichnete (siehe Randspalte). Mit umfassender Daten- erhebung, rascher Integration neuer Regularien und enger Zusammenarbeit mit Stakeholdern will Hoyer unter anderem Emissionen minimieren und faire Ar- beitsbedingungen gewährleisten. Mit Erfolg: In an- derthalb Jahren gelang es, den Ressourceneinsatz je nach Bereich um bis zu zehn Prozent zu senken – und über 50 000 Tonnen CO ₂ sowiemehr als 10 000 Kubik- meterWasser einzusparen, so dieGruppe. D r. David Burzynski – grauer Cashmere-Pullo- ver, dunkelblaue Anzughose – lächelt freund- lich durch seine schwarze Hornbrille: ein warmer Empfang, auch wenn er in seinem Büro in Hammerbrook gleich über frostige Temperaturen bis minus 24 Grad sprechen wird. Denn das Start-up Coldsense Technologies, das der Ingenieur 2019 mit zwei Mitstudenten gründete, ist auf Kältetechnik spezialisiert. Genauer: auf spezielle Sensoren, wel- che die Eisbildung in Kühlräumen direkt erfassen. Die Gründer entwickelten sie „am Wochenende und mitunter bis nachts um zwei Uhr“ bereits während ihres Studiums an der TUBraunschweig. Die patentierte Technologie ermöglicht es, im Zusammenspiel mit weiteren Messwerten und mit- hilfe eigener Algorithmen Abtauvorgänge bedarfs- und zeitgerecht durchzuführen und so bis zu 20 Pro- zent Energie einzusparen. Ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, denn „14 Prozent der deutschen Strom- produktion werden von Unternehmen für Kältetech- nik verbraucht“, erklärt der 38-Jährige – das Äquiva- lent von 45 Millionen Tonnen CO ₂ . Die Technik ist zudem in der gesamten Kühlkette einsetzbar, von der Produktion bis zur Gastronomie. HAMBURGER ! WIRTSCHAFT.DE 46 FOTOS ! COLDSENSE TECHNOLOGIES, BECKER MARINE SYSTEMS
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