JUNI/JULI 2025

auch der Nachhaltigkeitsaspekt, die Elektrifizierung und die Zu- gänglichkeit. In Deutschland, insbesondere in Hamburg, sind wir aber auf einem sehr guten Weg. Es wird in Infrastruktur inves- tiert, etwa in Fahrradwege oder die neue U5. Es gibt ein riesiges Angebot: neben dem öffentlichen Nahverkehr auch die Dienste, die wir auf der Plattform anbieten – Micromobility mit Scootern und E-Bikes, Carsharing, Mopeds und dann Taxi. Und insbesondere inHamburg gibt es eine gute Verfügbarkeit. Das hängt aber nicht nur davon ab, wie gut wir unseren Job machen, sondern auch von der Anzahl der Lizenzen. Gibt es ge- nügend Taxifahrer und Taxilizenzen? Wenn man hier in Ham- burg über unsere App ein Taxi ruft, ist normalerweise in spätes- tens drei Minuten ein Fahrer da. Wir haben jetzt gerade das erste Mal seit zehn Jahrenneue Lizenzen eingeführt. In Hamburg haben wir, glaube ich, etwa 3000. Ja genau, das sind aber einfach zu wenig. Dadurch ist die Nut- zererfahrung immer suboptimal, insbesondere an Silvester. Ist FREENOW generell gut verfügbar? Ja, vor allem natürlich in den Großstädten. Je ländlicher es wird, desto schwieriger wird es. Wir sind auch in vielen Tier-2- und Tier-3-Städten wie Freiburg oder Nürnberg vertreten, also nicht mehr nur in den großen Metropolen. Im ganz ländlichen Raum sindwir historisch eigentlich nicht, gehen dort aber immer mehr auf Taxizentralen zu und bieten ihnen unsere Software an, damit sie sie mit ihrer eigenen Dispatching-Software verbinden. So bekommen sie imPrinzipZugang zurDigitalisierung über uns. Welchen Beitrag leistet ihr insgesamt zur Mobilitätswende? Ich glaube, ein Kernthema der Wende ist Bequemlichkeit. Viele nutzen das Auto, weil es notwendig und sehr bequem ist – wir re- den von „Convenience“, das klingt nicht ganz so nach „faul“. Um die Mobilitätswende erfolgreich voranzutreiben, muss sie für den Nutzer so bequem wie möglich sein. Da können wir einen sehr großen Beitrag neben dem ÖPNV leisten – mit einem sehr breitenAngebot, das einfach zu bedienen, schnell, sicher und zu- verlässig ist. Außerdem können wir, und das tun wir auch, mit den Städten zusammenarbeiten. Wir verfügen über Erfahrungs- werte und anonymisierte Daten über die Verkehrsströme, die eine Stadt vielleicht nicht besitzt. Ein weiterer Aspekt ist die Elektrifizierung. Die Fahrer sind nicht bei uns angestellt, und uns gehören die Autos nicht, wir sind nur die Vermittlungsplatt- form. Aber durch die Bündelung können wir bei verschiedenen E-Auto-Herstellern bessere Konditionen für unsere Fahrer aus- handeln, also bessere Leasing- oder Kaufangebote bekommen. Das Thema Nachhaltigkeit ist natürlich ein starker Faktor. Wie viel Prozent eurer Flotte sind schon CO ₂ -neutral? Letztes Jahr haben wir bei den vollelektrischen oder hybriden Fahrzeugen auf der Plattform die 50-Prozent-Marke geknackt. Das ist schon ganz gut. Bei der Anzahl der Touren aus dem Ri- dehailing-Geschäft, also der Taxibuchung per App, liegen wir insgesamt knapp unter 50 Prozent. Das liegt aber auch an der Verteilung der Märkte: In Griechenland zum Beispiel ist die Elektrifizierung weniger vorangeschritten als in anderen euro- päischen Ländern, aber das Tourvolumen ist dort sehr hoch. Das verschiebt die Zahlen etwas. Bei den anderen Mobilitäts- diensten laufen schon fast 80 Prozent vollelektrisch. Die E- Scooter, E-Bikes und E-Mopeds sind elektrisch, beim Carsha- ring ist es dann wieder ein Mix. Beim Carsharing wird das „Verbrenner-Aus“ politisch heiß debattiert. Ist das ein Thema für euch oder sagt ihr, der Weg ist ganz klar? Sowohl als auch. Es ist ein Thema, vor allem für unsere Fahrer. Trotzdem ist für uns alle ganz klar, wo die Reise hingehenmuss. Die Klimakrise ist kein Konstrukt, alle müssen daran mitarbei- ten, sie zu bewältigen. Wichtig ist, wie das umgesetzt wird: Wie werden Berufszweige, die aufs Auto angewiesen sind, beim Wechsel unterstützt? Das können Subventionen, aber auch här- tere Maßnahmen sein, wie in Hamburg. Seit 2025 muss hier je- des neue zugelassene Taxi elektrisch sein. Hier erübrigt sich also die Frage, wo die Reise hingeht, zumindest beimTaxi. Nimmt Hamburg denn beim Thema „nachhaltige Mobili- tät“ generell eine Vorreiterrolle ein? Ich glaube, dass wir in Hamburg nicht ganz schlecht dastehen. Der öffentliche Nahverkehr wird ausgebaut. Es werden Mög- → 27 WWW.HK24.DE

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