JUNI/JULI 2025

↑ Philip Koch (44) Geschäftsführer Stabsbereich Inter- national Handelskammer Hamburg Die USA sind Hamburgs wichtigster Handelspartner. US-Zusatzzölle belas- ten vor allem Hamburgs Exporteure, produzierende Betriebe und Logistik- unternehmen. Laut einer aktuellen Um- frage der Handelskammer sind ein Drit- tel der befragten Firmen betroffen und verzeichnen Nachfrageeinbußen und Lieferprobleme. Ihre Reaktionen rei- chen von Preisanpassungen bis hin zu neuen Absatzmärkten. ↓ Jeanette Gonnermann (48) Geschäftsführerin Waren-Verein der Hamburger Börse e. V. Unsere bundesweiten Mitglieder sind KMU, die verarbeitete Lebensmittel importieren. Der Import von US- Cranberrys und -Mandeln ist für eini- ge Hamburger Unternehmen wesent- lich. Sollten die zurzeit ausgesetzten 25-Prozent-Zusatzzölle in Kraft tre- ten, wird es für sie eng. Laufende Ver- träge sehen in der Regel keine Wei- tergabe an den Lebensmitteleinzel- handel vor. Es ist davon auszugehen, dass bei steigenden Preisen die Nach- frage nach US-Cranberrys und -Man- deln und damit auch nach Marzipan und Co. sinkt. ↓ Nils Haupt (61) Leiter Konzernkommunikation Hapag-Lloyd AG Viele Hamburger Unternehmen sind exportabhängig und lie- fern Waren in die USA. Trumps Zölle verteuern jedoch deut- sche Güter und machen sie unattraktiver für US-Käufer. Auf- tragsrückgänge könnten die Folge sein. Als einer der größten Seehäfen Europas ist Hamburg zudem von einem funktionie- renden Welthandel abhängig. Handelshemmnisse durch signi- fikante Zölle könnten weniger Containerverkehr mit den USA bedeuten und damit Reede- reien, Speditio- nen, Lager- dienstleister und Unternehmen mit unmittelba- rem Hafenbezug negativ treffen. ↑ Dr. Alexander Geisler (51) Geschäftsführer Verband Hambur- ger und Bremer Schiffsmakler e. V. Wir erleben eine Ideologisierung der US-Handelspolitik. Und wir werden immer neue Handelsbe- schränkungen sehen. Die US-Re- gierung möchte auf diesemWeg nicht nur „nicht-handelsbezogene“ Aspekte wie Umweltrecht, Lebens- mittelhygiene, Datenschutz oder Schutz vor Desinformation aus Handelsverträgen streichen, son- dern auch unsere Gesellschaft im Sinne ihres Wertekanons formen. Daher müssen wir uns auf einen längeren Konflikt einstellen. Mein Rat wäre daher, es wie die Kanadier zu machen: „Elbows up!“ ↑ Sven Höppner (56) Geschäftsführender Gesellschafter Werner Wirth GmbH und Landesvorsitzender Hamburg „Die Familienunternehmer e. V.“ Die kurzfristigen Auswirkungen auf die Wirtschaft sind ein- schneidend, weil Absatzkanäle plötzlich versperrt sind. In unserer vernetzten Weltwirtschaft haben die US-Zölle auch für die lokalen Lieferketten Folgen. So ist Werner Wirth als Zuliefererbetrieb betroffen, obwohl wir keinen direkten USA- Handel betreiben. Für Hamburg als Außenhandels- und Logis- tikstandort wäre eine weitere Eskalation des Zollkonfliktes fatal. Oberstes Ziel muss eine Einigung mit den USA über gegenseitigen Zollabbau sein. Welche Auswirkungen der angekündigten US- Zölle erwarten Sie für Hamburgs Wirtschaft? WWW.HK24.DE FOTOS ! KATI JURISCHKA, MARC SCHULTZ " COULON, GONNERMANN, THIES RAETZKE, VHBS E.V. NACH GEFRAGT

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