Juni/Juli 2024

HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 56 FOTOS: KARIN GERDES, MIKE SCHAEFER BERGEDORFER ZEITUNG Die „Bergedorfer Zeitung“ ist die älteste noch existierende Tageszeitung der Stadt. In den 1930er-Jahren absolvierte dort Axel Springer sein Volontariat. „Hier in der Region ist das Blatt fest verankert“, berichtet Verlagsleiter Ulf Kowitz. „Die Abos werden zum Teil vererbt.“ Die „bz“ folgte auf eine ganze Reihe von Zeitungen, die Bergedorf bis dahin mit Informationen versorgt hatten. Die letzte davon war der „Nordische Courier“, aus dem Eduard Wagner die „Bergedorfer Zeitung“ machen sollte, nachdem er den Verlag 1883 übernom- men hatte. Wenn das Blatt in diesem Jahr sein 150. Jubiläum feiert, so liegt das daran, dass Eduard Wagner bereits seit 1874 beim Verlag angestellt war, den er nach dem Kauf in „Bergedor- fer Buchdruckerei von Ed. Wagner“ umbenannte. Die kleine „Ungereimtheit“ ist auf Axel Springer zurückzuführen, der den Verlag Anfang der 1970er-Jahre erworben hatte und 1974 unbedingt dessen 100. Jubiläum feiern wollte. Seit 2014 gehört das Traditionsblatt zur Funke Mediengruppe. Der überregionale Teil kommt aus Berlin, aus Norddeutschland berichtet das „Hamburger Abendblatt“, der Lokalteil stammt von der Redaktion in Bergedorf. Gedruckte Auflage: 11 000 Exemplare. Ummöglichst viele zu erreichen, hat die „bz“ auch die digitale Transformation vollzogen und realisiert zahlreiche Events pro Jahr. Erst kürzlich hat sie das „Bergedorfer Chorfestival“ mitorganisiert. Ulf Kowitz und Redaktionsleiter Alexander Sulanke sind sich einig: „Wir wollen nicht nur etwas für die Menschen machen, sondern auch mit ihnen.“ GRIEBEL & MAHNCKE Mit seinen Transportkolonnen, Tele- und Ladekranen bewegt Griebel & Mahncke Schwerlas- ten von bis zu 100 Tonnen Gewicht. „Wir kommen dann zum Einsatz, wenn es für andere schwierig wird“, erzählt Christoph Stummhöfer. Seit 2007 leitet der 44-Jährige das in Jenfeld ansässige Unter- nehmen. Zuvor hatte er in Nürnberg Karosseriebauer gelernt, eine große VW-Werkstatt geleitet und sich zumWirtschaftsfachwirt weitergebildet. Zur Flotte von Griebel & Mahncke gehören derzeit 14 Fahrzeu- ge, darunter zwei Telekrane und vier Lkw-Ladekrane. Die Anfänge hingegen nehmen sich eher bescheiden aus: Als der Stellmachermeister Julius Griebel und der Schmied Paul Mahncke ihr Unternehmen zum Transport von Geldschränken und Maschinen vor genau 100 Jahren in Hasselbrook gründeten, bestand ihr Fuhrpark aus nur einem einzigen Pferdekarren. Die Arbeit empfindet Christoph Stummhöfer immer wieder als spannend. „Dazu gehören auch viel Logistik und Bürokratie“, erzählt er. „Regelmäßig müssen wir uns mit Polizei, Bezirks­ ämtern und Anwohnern, mit Luftfahrtbehörde, Energieversorgern, Hochbahn und Verkehrsleitstelle abstimmen.“ Eine Herausforderung, denn das Einsatzgebiet der 2018 von der Riedel Gruppe übernommenen Firma reicht von Hannover bis Kiel und von der Westküste bis Berlin. 100 JAHRE 150 JAHRE → HAMBURGER FIRMENJUBILÄEN ANTIQUARIAT REINHOLD PABEL Zuweilen ist es das Leben selbst, das die spannendsten Geschichten schreibt. Auf Reinhold Pabel zumindest trifft es zu. Als dieser 1974 sein Antiquariat im Krayenkamp eröffnete, handelte es sich um keine Neugründung. Die Historie der Buchhandlung beginnt bereits 1948. Allerdings nicht in Hamburg, sondern weit entfernt in den USA. Dorthin hatte es den Kriegsgefangenen Reinhold Pabel seinerzeit unfreiwillig verschlagen. Er brach aus dem Lager aus und tauchte unter. Als Phil Brick eröffnete er dann 1948 ein Antiquariat in Chicago. Weil er seiner Schwester in Hamburg regelmäßig Geld schickte, ging er den Behörden ins Netz. „Irgendwann stand das FBI im Laden“, berichtet Tochter Lucie Pabel. Man schob ihren Vater nach Deutschland ab mit der Option, von dort aus erneut in die USA einreisen zu können. Ganz offiziell, legal und unter richtigemNamen. Ein halbes Jahr später kehrte Pabel nach Chicago zurück – und wurde amerikanischer Staatsbürger. Aus familiären Gründen 1965 dann die Heimkehr nach Deutschland, wo er 1974 in Hamburg seinen „Chicago Book Mart“ als „Antiquariat Reinhold Pabel“ neu eröffnete. Weil der Platz im Krayenkamp schon bald nicht mehr ausreichte, mietete er 1982 weitere Geschäftsräume in der Englischen Planke an. Seit 1991 leiten seine Tochter Lucie und deren Ehemann Gottwalt Pankow beide Geschäfte. Rund 25 000 Titel haben sie heute im Bestand, der Schwerpunkt liegt auf Hamburg. Reinhold Pabel verstarb 2008. Für Tochter Lucie war es immer klar, den Betrieb eines Tages selbst zu führen. Auch sie und ihr Mann haben schon einen Nachfolger gefunden: den 28-jährigen Finn Willi Zobel, der nach einem Praktikum geblieben ist und das Ruder eines Tages übernehmen wird. 50 JAHRE ANTON W.C. DENKER Christopher Kentrup und Torsten Marquardt bringen ihr Geschäft auf den Punkt: „Als traditionelles Exportunterneh- men führen wir alles aus, was legal ist.“ Ihr Fokus sei allerdings auf Glasprodukte gerichtet, auf Werkzeuge und auf Artikel aus der Beleuchtungstechnik, darunter Licht- schalter und Leuchtmittel. Südafrika versorgen sie mit Fußbodenbelägen, auch Zucker, sagen sie, haben sie schon exportiert. „Dies ist ein sehr dynamisches Business“, so Christopher Kentrup. „Wirtschaftliche, geschichtliche und geopolitische Entwick- lungen lassen es sich ständig verändern, woraus wieder neue Geschäftsideen entstehen.“ Eine zunehmende internationale Vernetzung wirke sich ähnlich aus. Immer wieder habe die Anton W.C. Denker GmbH andere Exporthäuser übernommen, um durch neue Geschäftskontakte weitere Märkte und Nischen zu erschließen. Auf diese Weise fand das Unternehmen seinen Weg auch in den Mittleren Osten, nach Asien und in Länder der Karibik. Gegründet hatte Anton W. C. Denker seinen Betrieb vor 100 Jahren als Großhandel für landwirtschaft- liche Maschinen und Ersatzteile. Richtig durchgestartet hat die Firma erst ab 1950 mit dem Einstieg Lothar Denkers, Sohn des Gründers. Torsten Marquardt und Christo- pher Kentrup kamen erst viel später hinzu. Marquardt trat 1992 ein, Kentrup folgte im Jahr 2000. Erste Firmenanteile erstanden die beiden 2003, die vollständige Übernah- me erfolgte zwei Jahre später. Beide wussten früh, etwas mit Außenhandel machen zu wollen. Bei Christopher Kentrup war der Wunsch bereits während der Schulzeit erwacht, als er sich sein Taschengeld im Hafen mit dem Entladen von Bananenfrach- tern verdiente. 100 JAHRE

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