JUNI/JULI 2021

HAMBURGER WIRTSCHAFT 30 FOTOS: LESLIE JOHANNMEIER, JAN-HENRIK TESCHKE PRO & KONTRA Wird Covid-19 ein nachhaltiger Katalysator für Digitalisierung? Das Mittelstand 4.0-Kompetenz- zentrumHamburg unterstützt KMU bei der Digitalisie- rung. Wie lassen sich logistische Prozesse zukunfts- fest digital unter- stützen? Welche Investitionen sind notwendig? Und wie können zukünf- tige Geschäftsmo- delle aussehen? Fragen, bei deren Beantwortung Ihnen das Mittel- stand 4.0-Kompe- tenzzentrumHam- burg gern behilflich ist. Kontakt: Rudolf Neumüller, Telefon 36138-263, kompe tenzzentrum@ hk24.de, www. kompetenzzent rum-hamburg. digital Dieser Drive wird bleiben Moritz Mann (33), Gründer und Geschäftsführer Protofy GmbH & Co. KG Nach mehr als 120 Digitalisierungsprojekten kann ich voller Überzeugung sagen, dass mit der richtigen Vorgehensweise jedes Unternehmen in der digitalen Welt erfolgreich sein kann. Durch Corona wurde die Digitalisierung in Deutschland extrem beschleunigt. Was vor anderthalb Jahren in vielen Unternehmen noch undenkbar war, ist heute selbstverständliche Realität; wie das Arbeiten im Homeoffice und die Nutzung digitaler Tools für Meetings. Viele Prozesse sind digital(er) geworden, Händler haben sich im Rekordtempo digitalisiert, E-Commerce boomt. Es wurden digitale Absatzkanäle für analoge Produkte und neue, digitale Geschäftsmodelle entwickelt. Wie in der Gastronomie: In einer der analogsten Bran- chen überhaupt sind einige Unternehmer:innen nach einerUmstellung ihres Angebotes auf Lieferung undKochboxen erfolgreicher als vor der Krise. Die letztenMonate haben gezeigt, dass es auch in Deutschland schnell gehen kann, wenn es schnell gehen muss. Klar könnte die Rückkehr zur Norma­ lität eine Gefahr sein, wieder in den alten Trott zu verfallen. Aber obman das nun gut findet oder nicht: Die Pandemie hat uns sehr eindrücklich vor Augen geführt, dass Digitalisierung heute eine absolute Not- wendigkeit ist – und zwar für jedes Unternehmen. Wer glaubte, er käme ohne durch, wurde im vergan- genen Jahr schmerzlich eines Besseren belehrt. Die Gewinner der Krise sind die Unternehmen, die sich schnell angepasst haben und kreativ geworden sind. Dieser Drive wird bleiben. Und er wird eine Strahl- wirkung auf die haben, die jetzt noch zögerlich wa- ren. Zumal auch Kunden verstärkt digitale Struktu- ren einfordern. Bereits vorhandene Entwicklungen werden weiter beschleunigt werden. Niemand weiß, wann die nächste Krise kommt. Aber eines ist sicher: BeimnächstenMal wollen alle gewappnet sein. Digitalisierung istmanch- mal nur eineNotlösung Dr. Carola Lilienthal (53), Geschäftsführerin WPS –Workplace Solutions GmbH Digitalisierung ist für uns alle sehr wichtig! Durch digitale Lösungen können wir mehr und mehr auf Papier, Daten per E-Mail verschicken, Mehrfach­ eingabe in unterschiedliche Systeme et cetera ver- zichten und schaffen uns neue digitale Geschäfts­ modelle und Arbeitsmöglichkeiten, die wir uns vor ein paar Jahren nicht einmal vorstellen konnten. Dann kam Corona, schockierte uns alle und ver- passte der Digitalisierung einen starken Anschub. In manchen Bereichen ist Covid-19 sicherlich ein nachhaltiger Katalysator. Insbesondere beim Schul- unterricht oder bei kulturellen Veranstaltungen hat das analoge Leben aber deutliche Vorteile. Schulkinder und Studierende brauchen den persönlichen Kontakt zu ihren Lehrer:innen und ganz besonders zuGleichaltrigen, mit denen sie nor- malerweise in einem Klassenzimmer oder in einem Raum an der Universität sitzen würden. Der persön- liche Kontakt zu Vorbildern und zur Gruppe Gleich- altriger ist durchdie virtuelleWelt nicht zu ersetzen. Das merken viele Eltern und auch die aktuell mit einem nie dagewesenen Ansturm kämpfenden psychologischen Dienste. Ich hoffe daher sehr, dass unsere Kinder und Jugendlichen bald zum Präsenz- unterricht werden zurückkehren können. Der Besuch im Museum, das gemeinsame Erle- ben eines Konzertes oder eines Theaterbesuches lässt sich ebenfalls digital nur sehr eingeschränkt ersetzen. Bis die Digitalisierung so weit fortge- schritten ist, dass nicht nur visuelle und auditive Eindrücke übertragen werden, sondern wir virtuell auch riechen und berühren können, wird es sicher- lich noch eine ganze Weile dauern. Deshalb sind die digitalenEntwicklungen in diesen beidenBereichen für mich lediglich Lösungen, die in der Not geboren sind, aber keine Nachhaltigkeit beinhalten.

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