Juni 2020

HAMBURGER WIRTSCHAFT 40 FOTO: ULRICH PERREY Beratung in bewegten Zeiten Beschäftigung, Arbeitsschutz, Liquidität, Digitalisierung: Das treibt Hamburgs Unter­ nehmensberater um – im doppelten Sinn. HANNO TIETGENS hanno.tietgens@hk24.de binnen Tagen erweitert“, berichtet Projektleiterin Juliane Petersen. Telefonberatung und Tutorials wurden durch neue Multi-Nutzer-Formate ergänzt wie den Podcast KriseChance, Experten-Videos, virtuelle Schnellkurse undGruppenworkshops. Wie viele seiner Kollegen erlebt MarcusMencke- Haan mit seiner Start Quadrat GmbH auch die Kehr- seite der Medaille. Er berät bei Existenzgründung und Wachstumsfinanzierung. Einige seiner Projekte pausieren derzeit, bei anderen ersetzt die Videokon- ferenz das Gespräch vor Ort. Mencke-Haan hilft auf seine Art, langjährige Kunden unterstützt er im Not- fall ehrenamtlich: „Da geht es umAnträge auf Sofort- hilfen, um Liquidität, um erste Impulse für Wege aus der Krise.“ Doch gibt es natürlich auch jetzt attraktive Beschäftigung, beobachtet Wilhelm Alms vom Ham- burger Consulting Forum e. V. „Große IT-Projekte und lang geplante Restrukturierungsmaßnahmen laufen oft weiter, akute Krisenberatung kommt hinzu, etwa in Sachen Kommunikation und Vertrieb oder bei der Gestaltung vonHomeoffice-Lösungen.“ Für das Angebot der intersoft consulting registriert CEO Thorsten Logemann in der Zeit von Zoom, Teams und VPN sogar erhöhte Aufmerksam- keit: Mit 90 Mitarbeitern berät er zu IT-Sicherheit, Datenschutz und IT-Forensik. Auch Martina Plag, Geschäftsführerin vonHachenberg und Richter, plant keine Kurzarbeit: „Wir finden Lösungen bei Themen, die eine Einigung zwischen Betriebsrat und Arbeitge- berseite erfordern – das ist akut besonders gefragt.“ So wurde mit viel Bereitschaft auf allen Seiten im März ad hocmobile Arbeit eingeführt. „Diese neue Flexibili- tät wird auch die Zukunft prägen“, so Plag. „Nun gilt es, die Praxis in nachhaltige Regelungen zu überführen.“ Nick Sohnemann ist sicher: „Alle wissen, dass sie jetzt etwasmachenmüssen.“ Neue Arbeitswelten, digi- tale Produkte, verlagerte Prozessketten, virtuelle Tech- nologien – die Krise sieht der Innovationsexperte als Konjunkturprogramm für die Digitalisierung, ebenso für Berater wie seine Innovationsagentur Future Candy: „Noch sind viele Budgets ‚on hold‘, aber wir ma- chenuns sichtbar – sobald es losgeht, sindwir bereit.“ Einen Schub erwartet hier auch Astrid Nissen- Schmidt. Im neuen Präsidium vertritt die Geschäfts- führerin der Auren Wirtschaftsprüfungsgesellschaft neben dem Gesamtinteresse der gewerblichen Ham- burger Wirtschaft die Beratungswirtschaft. „Plötzlich geht, was vorher nie ging“, erläutert sie, „gerade in der Digitalisierung.“ Das müsse in der nächsten Phase konsolidiertwerden. „Undauf demWegdorthin ist viel zu tun.“ Eine gute Nachricht für die Beratung in Ham- burg – und für ihreKunden. F ür manche Berater geht es um die eigene wirt- schaftliche Existenz, für andere umden Erhalt ihrer Teams. Doch für alle geht es auch darum, ob undwie ihre Angebote Kunden in der Krise helfen können – und wie sie laufende Aufgaben unter den neuen Bedingungen effizient und sicher erledigen. Rat, Hilfe und Hinweise bieten zunächst Institu­ tionen wie die Handelskammer. Seit Mitte März glü- hendort dieDrähtederCorona-Hotline, bisEndeApril wurden rund 8000 Unternehmen aller Branchen be- raten. „Wir verstehen uns als erste Adresse für Infor- mationen, auch als Lotsen zu Soforthilfen und weiter gehendenBeratungsangeboten“, sagt SvenGabriel von der Abteilung „Unternehmensförderung“. Dazu zäh- len die eigenen Branchenexperten, die Website www. hk24.de unddasMittelstand4.0-Kompetenzzentrum Hamburg sowieWebinareundVideokonferenzen. Auch auf kostenfreie Angebote wie das Krisen- Cockpit der FIRMENHILFEwird verwiesen, die evers & jung als Projekt für die Wirtschaftsbehörde der Stadt Hamburg betreibt. „Team und Tools haben wir KRISEN- HILFE Neuigkeiten und Beratungsange- bote in Sachen Corona finden Sie unter www.hk24. de/corona . Erste Hilfe beim Krisen- management leistet die Handels- kammer unter www.hk24.de/krise Martina Plag, Geschäfts­ führerin der Unterneh­ mensberatung Hachenberg und Richter UNTERNEHMENS BERATUNG