Juni 2020

37 WWW.HK24.DE UNTERNEHMER IDEEN FOTOS: ANNA MUTTER N ach der Krise ist vor der Krise ist in der Krise: WerWirtschaft als ewige Abfolge wel- lenförmiger Auf- und Abschwünge betrach- tet, kann am Zickzackkurs in Corona-Zeiten ver- zweifeln – oder erhobenen Hauptes weitermachen. Wie so viele Hamburger Unternehmen, die der Not mit kreativer Beharrlichkeit begegnen, die den Kopf trotz aller Widrigkeiten nicht hängen lassen, die ein bisschen so sindwie die Herbert Rehn GmbH. Seit 1949 liefert der Betrieb Artikel vom tech­ nischen Textil bis hin zum Tauchequipment an die Industrie – Produkte, deren Bedarf zwar gesunken, deren Fertigung dem neuen Zusatzgeschäft aber durchaus ähnlich ist. Seit Wochen nämlich fertigt der Mittelständler im Staatsauftrag Baumwollmas- ken und Gesichtsschilde. „Als wir vom öffentlichen Aufruf nach Schutzmaterial gehört haben“, erinnert sich Geschäftsführer Jörg Zimmer, „wollten wir so- fort helfen.“ Rund 15000 dieser Schutzartikel stellt der Ber- gedorfer Betrieb derzeit tagtäglich her, darunter die wichtige FFP2-Maske, von der Hamburg Monat für Monat 225000 Stück ordert. Auch wenn die Firma, wie der Chef betont, nur überschaubar daran ver- diene, sei es eine Win-win-Situation: „Für das Un- ternehmertum, für die Menschen, für alle.“ Nicht nur wurde niemand entlassen: Zimmer hat sogar gut 80 neue Mitarbeiter eingestellt, darunter auch Flüchtlinge. Und der Bedarf steigt stetig: „Wir haben unsere Ausfälle in der Luftfahrtbranche überkom- pensiert.“ Kochtüten, Tasting-Pakete – und Spenden Solche Betriebsamkeit ist allerdings ein Ausnahme- fall, von dem viele Branchen kaum träumen. Beson- ders da, wo es auch langfristig wenig zu tun gibt: in der Gastronomie. Das legendäre „Cuneo“ etwa musste seinen 115. Geburtstag am 5. Mai ohne Gäste feiern. Zum Ausgleich aber reicht ihnen Deutsch- lands ältester Italiener Do-it-yourself-Kochtüten nach hauseigenem Rezept durch die Ladentür an der Davidwache. „Bei uns geht es mehr um das Bei- sammensein als ums Essen“, sagt Gründer-Urenke- lin Franca Cuneo. „Aber jeder Euro, der reinkommt, ist ein Euro, der reinkommt“, fügt sie lachend hinzu. „So verlängernwir zumindest unseren Atem.“ Von dem jedoch brauchen viele ihrer Nachbarn nun mehr als menschenmöglich. Wie überall in der Stadt wird das Nachtleben noch lang auf volle Knei- pen und Clubs warten müssen. Ein guter Grund für Karsten Jahnke, Alternativen zu schaffen: Gemein- sammit dem „RockCity Hamburg e. V. – Zentrum für Popularmusik“ und dem Eventtechnik-Unterneh- men PM BLUE hat der Konzertveranstalter ein digi- tales Konzertportal eröffnet. Während der PR-Profi LarsMeier für sein Fake-Festival „Keiner kommt“ Ti- ckets für abwesende Stars von den Beatles bis hin zu Kreativ und beharrlich Kopf in den Sand oder erhobenes Haupt? Auch nach drei Monaten Corona-Krise versuchen Hamburgs Unternehmen, das Beste daraus zu machen. Oft sogar erstaunlich selbstlos. Unter www. haendler-helfen- haendlern.com können sich Einzelhandel, Dienstleistungs- gewerbe und Verbände gegen- seitig vernetzen. Unterstützungs- tipps für das Reise- und Gast- gewerbe gibt forum.hamburg- tourism.de/login Jörg Zimmer, Geschäftsführer der Herbert Rehn GmbH, hat die Produktpalette um Schutzmasken ergänzt

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