Juni 2020
BLINDE ZEILE FOTO ISTOCK.COM YURI ARCURS Professionelle Büroeinrichtungen Deutsche Markenfabrikate von günstig bis exklusiv Habichthorst 44-46 • Tel. 57 14 70-0 • www.agentur78.de Möbel- Ausstellung Agentur78_abAug08 09.07.2008 10:23 Uhr Seite 1 AZ_Agentur78_185x30 mm_sw.indd 2 19.12.16 15:06 gentur_78_185x30mm_2019.ind 1 1 8 6 53 AUSSENHANDEL Starke Rückgänge, gestörte Lieferket- ten – aber auch Chancen: Das bestimmt den Außenhandel. D ie Prognosen für denWelthandel sind finster: Für 2020 rechnet die Welthandelsorganisation (WTO) mit einem Rückgang des globalen Handels um bis zu 32 Prozent, und das Statistische Bundesamt vermeldete für März 2020 den größten Exporteinbruch imVormonatsvergleich seit 1990. Ein ähnlich düsteres Stimmungs- bild zeichnet das Konjunkturbarometer unserer Handelskammer: 56 Prozent der im ersten Quartal befragten Hamburger Unternehmen im Groß- und Außenhan- del beurteilen ihre aktuelle Geschäfts- lage als schlecht, und knapp 85 Prozent rechnen mit einer weiteren Verschlech- terung der Situation über die kommen- den zwölf Monate. Massiver Einbruch herrscht nicht überall gleichzeitig ein Lockdown. So ist China inzwischen wie- der Hoffnungsträger für die deutsche Exportwirtschaft. Andreas Geert von Möller, Geschäftsführer der Jacob Jür- gensen GmbH & Co. KG, ist denn auch überzeugt: „Der Außenhandel ist kri- senerprobt und sicherlich flexibler als In- dustrie und stationärer Einzelhandel mit ihren eher statischen Lieferketten. Über Diversifizierung von Produkten, Dienst- leistungen und Lieferländer sind die Risi- ken für viele Firmen breiter gestreut.“ Um die logistischen Schwierigkeiten zu überwinden, wünschen sich die Be- triebe eine aktivere Rolle der Politik. Ge- fordert sind die zügigeWiederherstellung des EU-Binnenmarktes, eine konsequente Rückabwicklung der internationalen Handelshemmnisse sowie Maßnahmen zum Steigern der Wettbewerbsfähigkeit wie die Umstellung der Einfuhrumsatz- steuer auf ein Verrechnungssystem. Klar ist aber auch: Der Außenhandel muss sich auf eine Neuorganisation der Warenströme einstellen. Dies kann auch Chancen bieten: Robustere, kürzere, emissionsärmere und nachhaltigere Lie- ferketten zu organisieren – das könnte die Aufgabe der Zukunft sein. DR. DORIS HILLGER doris.hillger@hk24.de Zu den größten Schwierigkeiten ge- hören Disruptionen in den Lieferketten und Verzögerungen in der Logistik – etwa durch „blank sailings“, also Fahrt- aussetzungen im seeseitigen Container- verkehr, die in vielen Häfen zu einem Mangel an Leercontainern führen. Auch Grenzschließungen, verstärkte Kontrol- len und Lockdowns in wichtigen Liefer- ländern wie Indien und den ASEAN-Staa- ten stören den freien Güterverkehr. Eine Rolle spielt auch die Entwicklung der Nachfrage. So berichtet Thomas M. Cremer, Gesellschafter und Beirat der Pe- ter Cremer Holding GmbH & Co. KG: „Bei Produkten der Grundversorgung, in unse- rem Fall Futtermittel, läuft das Geschäft normal – die Tiere müssen ja gefüttert werden. Anders sieht es bei Rohstoffen für Farben und Lacke für die Autoindustrie aus – da sehenwir durchaus Einbrüche.“ Deutlich schwieriger ist die Lage bei Investitionsgütern: Der Verband der deut- schen Maschinen- und Anlagenbauer VDMA vermeldet für das erste Quartal ei- nen Auftragsrückgang von neun Prozent. Die weltweite Nachfrage dürfte aufgrund der schwachen Investitionsneigung zu- mindest dieses Jahr niedrig bleiben. Fluch und Segen zugleich ist die Ver- zögerung, mit der sich Corona verbrei- tet: Die Einschränkungen sind in allen Weltregionen unterschiedlich – aber es MILLIARDENWERTE In Hamburg sind rund 1125 Betriebe mit über 13400 Beschäftigten im internationalen Han- del tätig – mehr als die Hälfte mit bis zu drei und 53 mit mehr als 49 Angestellten. 2019 exportierten sie Waren imWert von 53,5 Mil- liarden Euro (Importe: 62,5 Milliarden Euro). Bundesweit beliefen sich die Exporte imMärz auf 108,9 Milliarden und die Importe auf 91,6 Milliarden Euro. Kalender- und saisonbereinigt nahmen die Exporte damit zumVormonat um 11,8 und die Importe um 5,1 Prozent ab. Infos zur Außenwirtschaft: www.hk24.de/ corona-aw . Die Kammer organisiert auch Webinare zu den Corona-Folgen für die interna- tionalen Märkte: www.hk24.de/aw-webinare zuletzt: 36,2 Geschäftsklima im Groß- und Außenhandel Indexwerte (Punkte zwischen 0 und 200) I /2008 I /2009 I /2010 I /2011 I /2012 I /2013 I /2014 I /2015 I /2016 I /2017 I /2018 I /2019 I /2020 150 100 50 0
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