Juni 2019

HAMBURGER WIRTSCHAFT 44 LEBENSLANGES LERNEN „Dieser Bedarf kann nicht nur über Absolven- ten gedeckt werden, die mit dem neuesten Wissen ausgestattet von der Uni kommen. Ihnen fehlt die Erfahrung in der praktischen Anwendung“, sagt Lernexpertin Kemner und betont, wie „zwingend erforderlich“ es ist, „breit im Unternehmen über viele Mitarbeiter hinweg“ mit Weiterbildung anzu- setzen. Es gilt, die Mitarbeiter wirklich mitzuneh- men und ihnen zu erklären, warum Themen wich- tig sind undwas das Ziel derWeiterbildung ist. Kommunikation spielt eine enorme Rolle, um Widerstände zu überwinden – also beispielsweise das übliche „Dafür bin ich zu alt, das kann ich jetzt nicht mehr lernen!“ zu vermeiden und in Begeiste- rung und Aufbruchsstimmung umzuwandeln. Mo- tivierend ist dabei, dass moderne Weiterbildungs- programme sehr intuitiv bedienbar, unterhaltsam und abwechslungsreich sind. Man muss kein „Digi- tal Native“ sein, um sie zu benutzen. „Wenn lebens- langes Lernen zur Selbstverständlichkeit über alle Altersgruppen wird, spielt es keine Rolle mehr, wie alt der Lernende ist“, erklärt Beatrice Kemner, eine studierteMedienwissenschaftlerin. In der Firma fortbilden – aber wie? Was ist vorzuziehen: das Lernen in Gruppen (Social Learning) oder als Einzelner (Personalised Lear- ning)? Die Antwort: Beides lässt sich hervorragend kombinieren. Fortbildungen nach dem Gießkannen- prinzip („Ich schicke 50 Mitarbeiter in dasselbe Trai- ning!“) bringen grundsätzlich oft nurwenig, da sie in- dividuelle Unterschiede der Teilnehmer kaum be- rücksichtigen können. Das personalisierte Lernen setzt dagegen beim Einzelnen an – bei seinem Lern- bedarf, seinen individuellen Lernzielen und -bedürf- nissen, seinen Präferenzen und den Gegebenheiten in seinem (Arbeits-)Alltag: ein effizientes Lernprin- zip, das aber durchaus imRahmeneiner skalierbaren Lösung mit einer größeren Gruppe an Mitarbeitern zur Anwendung kommen kann. Dabei folgt die Aus- bildung einemübergeordnetenLern- oderUnterneh- mensziel, während die Personalisierung durch zeitli- che und räumliche Flexibilität, aber auch Aufteilung von Inhalten erreicht wird, die das Lernen in den je- weiligen Arbeitsalltag überführen. Doch gleich, für welche Methode sich eine Firma entscheidet: Gegen- seitige Befähigung ist das A und O. Mitarbeiter brin- gen sich indenBetrieben selber nachvorne. Dass das Rentenalter übrigens nicht das Ende der Weiterbildungsfahnenstange ist, stellt ein- drucksvoll die Unternehmerin Dagmar Hirche un- ter Beweis: Mit ihrem Verein „Wege aus der Ein- samkeit“ hat die Hamburgerin bereits mehr als 5000 Senioren den Umgang mit Smartphones und dem Internet nähergebracht – und ihnen damit nicht nur ein neues Selbstbewusstsein, sondern auch neue Kompetenzen geschenkt. SANDRA GOETZ redaktion@hamburger-wirtschaft.de ANGEBOT DES HKBIS Ein speziell vom Bildungs-Service der Handelskam- mer (HKBiS) entwickeltes Baukastensystem bietet die Möglich- keit, sich eine berufsbegleitende Weiterbildung ganz individuell nach den eigenen Bedürfnissen zusammenzustel- len. Absolventen erhalten ein indivi- duelles IHK-Zerti- fikat „Digitale Transformation im Unternehmen IHK“, aus dem auch die gewählten Spezialisierungen hervorgehen. Infos unter: www.hkbi s. de/ digitalisierung Es sollte keine Rolle mehr spielen, wie alt der Lernende ist. BEATRICE KEMNER Qualifizierung erhöht die Einstiegschancen – und sichert soziale Teilhabe. DR. MELANIE LEONHARD FOTOS: CHRISTIAN BITTCHER, FREDERIK KEMNER

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