Juni 2019
HAMBURGER WIRTSCHAFT 32 PERSÖNLICH SMAATO / NEXT MEDIA ACCELERATOR Wo liegt heute Europas Chance? Was muss pas- sieren, damit wir mitspielen können? Lumma : Wir müssen imBereich Forschung und Ent- wicklung gerade bei Künstlicher Intelligenz viel, viel mehr nachlegen. Da stimmen die Zahlen einfach überhaupt nicht. Wenn man sich überlegt, dass das MIT (Massachusetts Institute of Technology) einen Fachbereich für Künstliche Intelligenz einrichtet und den mit einer Milliarde ausstattet. In China wird mal eben ein Research-Park gebaut für 2,1 Milliarden Dol- lar. Und Deutschland will dann irgendwie hundert Professuren schaffen. Ich weiß nicht, wo die herkom- men sollen. Aber das ist die Zukunft, obman das jetzt gut findet oder nicht. Und wenn wir was zu sagen ha- benwollen inder Zukunft, dannmüssenwir als Euro- päer da auch ein bisschen mehr aufstampfen und sa- gen: Wir können aber mitmischen. Und das können wir nur über große relevante Firmen indemBereich. Vorsteher: Das sehe ich auch so. Und die Vernetzung vonUnismit Firmenmuss noch viel stärker sein. Apropos China: Ist der Hamburg Summit der Handelskammer für Ihre China-Aktivitäten in- teressant? Dass Hamburg nicht genügend Entwickler hat, ist nichts Neues. Das ist seit 20 Jahren ein Manko. NICO LUMMA Vorsteher: Ja! Zweimal waren wir schon dabei und ich denke, dass es der beste Summit überhaupt in Europa ist. Für uns hat sich’s wirklich gelohnt. Wolfgang Blau von Condé Nast sagte kürzlich beim Mediendialog Hamburg sinngemäß, dass China vomKopisten zum Innovationstreiber ge- worden sei. Können Sie das bestätigen? Vorsteher: Absolut. Auch wenn man sich in China mal die Inkubatoren anschaut. Hierzulande sind das Gebäude, dort sind das ganze Städte. Und da passiert Innovation. Es gibt ja selbst ganze Shop- pingcenter für Pop-up-Stores mit innovativen Ideen. Und wenn irgendwas nicht funktioniert, dann wird es wieder geschlossen, und es kommt wieder was Neues. Da ist die Geschwindigkeit ganz anders als hier. Auch die Regierung hat sich Innova- tion auf die Fahne geschrieben. Lumma: Gut, das machen unsere Regierungen auch, aber ich glaube, in Deutschland ist irgendwie seit den Siebzigern dieses ganze Thema Technolo- gie-Folgekosten-Abschätzung immer noch im Hirn. Während wir darüber nachdenken, was etwas für Auswirkungen haben könnte, machen die andern schon, generieren bereits Umsätze und erschließen den Markt. Wir stehen da immer noch und überle- gen uns, meine Güte, was könnte passieren, wenn wir das wirklich somachen. Smaato beschäftigt Mitarbeiter aus 40 ver- schiedenen Nationen. Hat sich das durch die Stellenprofile und die Märkte so ergeben, oder haben Sie richtig festgeschriebene Diversitäts- regeln in der Firma? Vorsteher: Die haben wir nicht. Das ergibt sich schon dadurch, dass wir vom ersten Tag an interna- tional arbeiteten und verschiedene Standorte ha- ben. Das liegt aber auch amFachkräftemangel. Dass wir international sourcen, wenn wir Engineers brauchen. Wie ist das mit den Start-ups beim next media accelerator? Nico Lumma studierte in den 1990er-Jahren im kaliforni- schen Berkeley NEXT MEDIA ACCELERATOR Die Hamburger Firma wurde 2015 von der Deut- schen Presse -Agentur initiiert und schiebt als Accelerator (deutsch: Startbe- gleiter) mit Part- nern aus den USA, Europa und Israel Medieninnovatio- nen an. Sie betreut und kofinanziert Medien-Start-ups, unter anderemmit einem sechsmona- tigen Programm in Hamburg.
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