Juni 2018

FOTOS: JAN BUELCK (2), KERSTIN KLOSS Hamburger Nachwuchskräfte und Unternehmen sind von der dualen Ausbildung in Hongkong begeistert. Sie dauert nur 22 Monate, Träger ist die AHK Hongkong. Weitere Ausbildungsbetriebe sind willkommen. Weltweite Chancen A n den Linksverkehr hat sich Conrad Wasmuth inzwischen gewöhnt, die allgegenwärtigen Schilder „Look Left“ und „Look Right“ braucht er beim Überqueren der Straßen nicht mehr. Ziel- strebig findet der Hamburger inmitten von Bürotürmen und Shoppingmalls den Weg zu seinem Schreibtisch im 17. Stock im Stadtteil Kowloon. Dort hat er im Septem- ber bei Rhenus Logistics Hong Kong eine duale Ausbildung zumKaufmann für Spedi- tion und Logistikdienstleistung begonnen. „Davon habe ich über Bekannte erfahren. Der Sohn einer Freundinmeiner Mutter hat das auch gemacht“, sagt der 19-Jährige. Über Mund-zu-Mund-Propaganda hö- ren die meisten Azubis von dem Berufsbil- dungsangebot in China, das die Deutsche Auslandshandelskammer Hongkong (AHK) und die Berufsschule der Deutsch-Schwei- zerischen Internationalen Schule (GSIS) 1984 gemeinsam entwickelt haben. Derzeit wollen 51 Nachwuchskräfte Kaufleute im Groß- und Außenhandel oder für Spedition und Logistikdienstleistung werden. „90 Prozent der Auszubildenden kommen aus Deutschland, die meisten aus Hamburg“, berichtet die stellvertretende Hongkonger AHK-Geschäftsführerin Sabine Florian, die das Programmseit zwölf Jahren betreut. Die AHK ist in Hongkong Träger der dualen Ausbildung, so wie es in Deutsch- land die Handelskammer Hamburg oder andere Industrie- und Handelskammern sind. „Wir koordinieren das Verfahren vom Bewerber-Marketing und der Akquisition von Ausbildungsstellen über die gesamte Abstimmung mit den Unternehmen und deren Betreuung“, erläutert Florian. Die meisten der 29 Unternehmen, die sich derzeit an der dualen Ausbildung betei- ligen, sind Mitglied der Handelskammer und beanspruchen Dienstleistungen wie Informationen, Veranstaltungen oder Mit- gliederbetreuung. Gemeinsam mit dem Leiter des beruflichen Bereichs der GSIS, Die Azubis Conrad Wasmuth, Juni Holstein und Gustav von Schiller (v. l.n.r.) in China Oben: Juni Holstein (l.) und Gustav von Schiller im Hongkonger Lager von A. Hartrodt Unten: Thorsten Rauhut unterrichtet Azubis im beruflichen Bereich der GSIS Thorsten Rauhut, besucht Florian die Fir- men: „Wir müssen die Qualität der prakti- schen Ausbildung im Unternehmen sicher- stellen.“ Dafür gibt es zusätzliche Kontrollmechanismen: Die Firmenmüssen der AHK den Ausbildungsplan für jeden Lehrling aushändigen, die Azubis führen Berichtshefte. „Man kann jederzeit einen Abgleich machen, ob beides überein- stimmt“, erklärt Florian. Außerdem organisiert sie die mündli- che Abschlussprüfung Mitte Juni. Die Auf- gaben erarbeitet zwar die Schule, siewerden aber im Ausbildungsgremium der AHK ge- meinsam besprochen und ausgewählt. Das Gremium bestimmt auch die Prüfungsaus- schüsse, die die Prüfungen abnehmen. Mindestens 30 Prozent ihrer Arbeitszeit verwendet Florian für das Berufsausbil- dungsprogramm, denn die AHK veranstal- HAMBURGER WIRTSCHAFT 06 / 18  MÄRKTE 32

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