Mai 2018

HAMBURGER WIRTSCHAFT 05 / 18  IM FOKUS 58 IMMOBILIEN Kaufen oder mieten? Jedes Jahr sind zahlreiche Unternehmen aus Hamburg, Deutschland und der Welt auf der Suche nach Immobilien in den Gewerbe- und Industriegebieten der Elbmetropole. Die HW erklärt, welche Angebote sich für wen am besten eignen. K aufen oder mieten – vor dieser Wahl stehen Unternehmer, wenn es da- rum geht, Gewerbeflächen zu fin- den. Für Dr. Florian Brill, Geschäftsführer der Dr. Brill + Partner GmbH, ist die Ent- scheidung gefallen. Sein Unternehmen, das zu den führenden Anbietern von Dienstleistungen im Bereich Hygiene, Mi- krobiologie und Virologie in Europa ge- hört, ist noch Mieter. Seit der Gründung 1995 ist Dr. Brill + Partner stetig gewach- sen, sodass sich die Mitarbeiter im Ham- burger Stadtteil Hummelsbüttel inzwi- schen über mehrere Gebäude auf unterschiedlichen Grundstücken vertei- len. Dass das lange Wege und Effizienz- verluste mit sich bringt, liegt auf der Hand. Deshalb ist Brill für das weitere Wachstum seines Unternehmens nun auf der Suche nach einem neuen Standort – und möchte künftig Grundeigentümer sein. „Die Vorteile beim Mieten sind der geringere Kapitaleinsatz und die höhere Flexibilität. Wir benötigen allerdings nicht nur Büroflächen, sondern auch La- bore“, erläutert Brill. „Unser jetziger Ei- gentümer hat uns freie Hand dafür gelas- sen, Laborflächen selbst einzubauen. Wenn wir das als Mieter übernehmen, brauchen wir angesichts der hohen Kos- ten aber einen Mietvertrag mit einer Lauf- zeit von 15 bis 20 Jahren. Das wird von vielen Vermietern nicht akzeptiert und relativiert die eigentliche Flexibilität.“ Auf Dauer angelegte, strategische Standortentscheidungen wie bei der Dr. Brill + Partner GmbH stehen für viele Un- ternehmen hinter der Entscheidung zum Kauf. „Viele mittelständische produzie- rende Unternehmen planen sehr langfris- tig und sind daher Eigentümer ihrer Flächen“, bestätigt Florian Sauer, Ge- schäftsführer der ECE Office & Industries GmbH. „Logistikunternehmen planen dagegen mit kürzeren Zeiträumen und schließen in der Regel Mietverträge.“ Die Entscheidung für Kauf oder Miete ist für Sauer auch eine Frage, wie das Kapital des Unternehmens eingesetzt werden soll: „Nicht nur Aktiengesellschaften denken heute zunehmend kapitalseitig und ent- scheiden sich dafür, in ihr Kerngeschäft statt in eigene Immobilien zu investie- ren.“ Auch Christopher Garbe, Geschäfts- führer der Garbe Industrial Real Estate GmbH, bestätigt: „Börsennotierte Gesell- schaften setzen heute auf sogenanntes ‚Asset light‘ und verzichten auf eigenge- nutzte Immobilien.“ Es komme aber auf die Situation an. Während die nach wie vor sehr günstigen Refinanzierungskos- ten den Erwerb von Immobilien attraktiv machen, kann mit flexiblen Mietverträ- gen leichter auf Wachstumoder Schrump- fung des Unternehmens reagiert werden. Trotz eines relativ hohen Bestands an Gewerbeflächen wird das Angebot an Mietflächen gerade im Bereich Produk- tion und Logistik in Hamburg allerdings zunehmend enger, da nur wenige Be- standsobjekte angeboten werden. Bei Kaufobjekten ist das Angebot bereits seit Jahren begrenzt, sodass kaum neue Pro- jektentwicklungen auf den Markt kom- men. Sauer fordert daher, ein ausreichen- des Industrie- und Gewerbeflächen angebot zu sichern: „Hamburg darf sich nicht allein auf den Wohnungsbau kon- zentrieren. Genauso wichtig ist die lang- fristige Vorsorge bei Flächen für Unter- nehmensansiedlungen.“ Ob Kauf oder Miete – wichtige An- laufstelle bei der Standortsuche in Ham- burg ist die städtische HIW Hamburg In- vest Wirtschaftsförderungsgesellschaft, zu deren Gesellschaftern und Partnern die Handelskammer Hamburg zählt. „Wir sind der zentrale Ansprechpartner für An- ILLUSTRATION: PIA BUBLIES

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