Mai 2018

FOTO: ULRICH PERREY, FREEPIK Dass Clubs und Netzwerke männerdominiert oder bis heute ausschließlich Männern vorbehalten sind, ist keine Ausnahme. Dem wollte Melanie Schütze etwas entgegensetzen, als sie 2015 die Alsterloge gründete, ein Netzwerk für „Business-Amazonen“. „Mir ist wichtig, dass junge Frauen – unabhängig von der Branche, in der sie arbeiten und ihrer Position dort – eine Möglichkeit ha- ben, sichauf entspannte Art zu vernetzen“, sagt dieGrün- derin. Dass sie die Alsterloge quasi aus dem Nichts ge- schaffen und schnell namhafte Partner für ihre Idee gefunden hat, traut man ihr sofort zu, so ansteckend ist die Begeisterung, mit der sie von den „Business-Amazo- nen“ spricht. Die danken es ihr mit euphorischemFeed- back und stetig steigender Nachfrage. Die Alsterloge findet regelmäßig in Hotels, in ande- renRäumlichkeitenoder auchbei Unternehmenstatt, die Redner können auchmal Männer sein. „Natürlich sollte das Ziel eigentlich sein, dass wir geschlechtergetrennte Netzwerke gar nicht brauchen. Aktuell ist es jedoch so, dass es auchvieleBusiness-Clubs speziell fürMänner gibt, da sollte es für FrauenebenfallsAngebote geben“, sagt sie. „Bestimmte Themen sind eben doch noch geschlechter- spezifisch besetzt. Daher läuft die Kommunikation rein unter Frauen bei so einemEvent einfach anders ab.“ Das heißt in diesemFall: immer professionell, aber mit Spaß und inentspannter Atmosphäre. Sowar beispielsweise im vergangenen Jahr Gruner + Jahr-CEO Julia Jäkel als Spea- kerin zu Gast und diskutierte mit den Teilnehmerinnen zumThema „HadernFrauenmit derMacht?“. Generell sei die Relevanz vonNetzwerken für die Kar- riere immens gestiegen, glaubt Schütze. „Gerade in den vergangenen Monaten sind in Hamburg viele neue Ange- bote entstanden, die ich sehr spannend finde.“ Derzeit sei dieAlsterlogeaberdaseinzigeAngebotinDeutschland,das sich branchenübergreifend an junge Frauen richte. „Ich würde mir wünschen, dass es irgendwann auch in Ham- burgmehrNetzwerkedieserArt gibt, sodass sich jedeFrau dasgenaufürsiePassendeaussuchenkann.DennLeistung ist natürlich gut und wichtig, aber den entscheidenden Ausschlag fürdieKarrieregibt letztlichdasVitaminB.“ In einigen Branchen gibt es schon solche Angebote, die dazu beitragen, Frauen stärker zu positionieren – in der Entwickler-Branche etwa Netzwerke wie die Digital MediaWomen und dieWomenTechmakersHamburg. Es tun sich jedochauchganz andereWege auf. Die 40 Jahre alteWirtschaftszeitschrift impulsehat sich seit dem Management-Buy-out 2013 durch den damaligen Chef- redakteur Nikolaus Förster konsequent entlang der Be- dürfnisse der mittelständischen Entscheider weiterent- wickelt, die ihre Leserschaft prägen. Fünf Jahre später präsentiert der heutige Verleger Förster nicht nur mit Stolz schwarze Zahlen, sondern rund um das Magazin auchdigitale Inhalte, Beratungsangebote, Netzwerktref- fenunddie impulse Akademie, alles scharf zugespitzt Angebot und eine Vielzahl vonVeranstaltungen, vonMit- gliedern oft selbst initiiert. Der Übersee-Club, der bald sein 100-jähriges Beste- hen feiert, legt dagegen besonderenWert auf seine Qua- lität als Impulsgeber –undauf dieBezeichnung als „reiner Vortrags-Club“, wie Geschäftsführer Thomas Klischan sagt. „Wir organisieren für unsereMitglieder Vorträge aus verschiedenstenBereichen: DazugehörtWirtschaft, aber auch Wissenschaft, Politik und Kultur.“ Die knapp 2100 Mitglieder – EinzelpersonenundUnternehmen – nutzen auch die Räumlichkeiten des Clubs amNeuen Jungfern- stieg. Dass dabei sicherlich auch Geschäftsbeziehungen entstehen – angenehmeNebenwirkung. Die Klientel ist hier eindeutig die „Collar“-Fraktion, dochder Altersdurchschnitt soll sinken. „Wir nehmennur neueMitglieder unter 55 Jahren auf“, sagt Klischan. Wer Mitglied werden möchte, benötigt zwei Bürgen, die sich schriftlich für die Aufnahme einsetzen. Ein vergleichs- weise aufwendiges Prozedere. Dennochmeint Klischan: „Eingefahren sind wir gar nicht.“ Zwar dürfe man nicht einfach „alleTraditionüber Bord schmeißen. Aber Schritt haltenmit aktuellen Entwicklungenmüssen wir schon“. Dazu gehört, dass der Übersee-Club – anders als etwa der Anglo-German-Club – auch weibliche Mitglieder hat. Je- doch, räumt Klischanein, sei der Frauenanteilmit aktuell rund 15 Prozent noch „viel zu gering“. „Eingefahren sind wir gar nicht, aber man darf auch nicht einfach alle Tradition über Bord schmeißen.“ THOMAS KLISCHAN (Übersee-Club)

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